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16.07.05 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / 16. Juli 2005

Nur für deutsche Ohren / Warum der "unvoreingenommene Dialog" mit Islamisten niemals langweilig wird
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Die Welt dreht sich manchmal in wenigen Minuten auf den Kopf und plötzlich ist alles anders. Noch am Morgen des denkwürdigen 7. Juli gossen die britischen Medien kübelweise Häme und Spott aus über die Franzosen und ihren Präsidenten wegen des Sieges über Paris bei der Olympia-Ausscheidung. Ja, jetzt stehe er aber "dumm da, der pompöse Idiot", freute sich ein großes Londoner Blatt über das "zähne-knirschende Lächeln" von Jacques Chirac, als er der britischen Hauptstadt zu den Spielen 2012 gratulieren mußte. Als die Londoner das lasen, gab es den furchtbaren Knall und es wurde dunkel in der U-Bahn. Für über 50 Menschen sollte es nie wieder hell werden.

Der Knall war so laut, daß er einigen in Europa sogar die Freude am "unvoreingenommenen Dialog" mit allen möglichen islamischen und islamistischen Organisationen raubte. Die Moderatorin der Sendung "Kulturzeit" (3sat) gab zu erkennen, daß sie nur unweit von einem Anschlagsort in London wohne, dort ihre Kinder zum Bus bringe und jetzt keine rechte Lust mehr habe, sofort wieder zum naiven Miteinander überzugehen. 13 Prozent der 1,8 Millionen britischen Muselmanen, so gibt die "Kulturzeit"-Macherin bekannt, hätten in Umfragen offen zugegeben, daß sie einen neuen Massenmord in New York vom Schlage des 11. September gar nicht übel fänden. Mit denen reden? Worüber? Und lohnt es statt dessen, jetzt mit denen zu sprechen, die sowieso gegen Terror sind?

Gibt es nur noch Terroristen, die nicht reden wollen, und Friedliche, mit denen wir nichts zu besprechen brauchen, weil die ohnehin so denken wie wir? Du liebe Zeit, ist der abendländisch-islamische "Dialog", von dem wir uns soviel gegenseitige Befruchtung erhofft hatten, etwa langweilig geworden? I wo! Es gibt sie noch, die brillanten Dialog-Partner, die stets mit Netz, doppeltem Boden und einem Flur voller Hintertürchen agieren, so daß man nie die Lust verliert, sich von ihnen ordentlich beschummeln zu lassen.

Der Vorsitzende des "Zentralrats der Muslime in Deutschland", Nadeem Elyas, ist so ein Quell orientalischer Verschmitztheit. Nach den Anschlägen von New York und Washington 2001 ließ er keinen Superlativ aus, um seinen Abscheu gegenüber dieser elenden Untat öffentlich zu machen. Der Welt berichteten daraufhin zwei zum Christentum konvertierte ehemalige Muslime von einem denkwürdigen Telefongespräch mit dem Büro des "Zentralrats". Dort beschwerten sie sich - zum Schein - darüber, die Organisation habe nach dem 11. September erklärt, daß "der Islam eine friedliche Religion (sei) und Gewalt verurteile". "Ich habe mit meinem Freund zusammen dort angerufen", berichtete einer der beiden. "Da wir arabisch sprachen, dachte man, wir seien auch Muslime. Wir sagten: ,Hey Leute, was ihr da schreibt, entspricht doch gar nicht dem Koran.' Die Antwort (war) gewesen: Das ist ja nur für deutsche Ohren bestimmt. Wir sagen ihnen, was sie hören wollen." (Die Welt vom 18. November 2004)

Zum Attentat in London erklärt Nadeem Elyas: "Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) ist erschüttert und entsetzt über die Serie der barbarischen Terroranschläge in London. Unser tiefstes Mitgefühl gilt den Opfern und Hinterbliebenen. Wer immer die Hintermänner dieser blutigen Tat sind, im Islam können sie keine Rechtfertigung für ihre Tat finden. Wer sich des Terrorismus, der Gewalt und Ermordung unschuldiger Zivilisten als politisches Mittel bedient, kann sich nicht auf den Islam berufen. Wir beten für eine friedliche Welt ..." und so weiter, und so weiter. Unsere "deutschen Ohren" sind gerührt von Elyas' Worten. Er hat - wie schon so oft in der Vergangenheit - mal wieder genau unseren Geschmack getroffen. Er kennt uns gut.

Daß zwei arabisch sprechende Muslime zu den "Ungläubigen" überlaufen und sich dann auch noch als ehrenamtliche Spitzel verdingen, das konnte Elyas ja nun nicht ahnen. Abtrünnige sind ein Ärgernis, weil sie zuviel wissen und den Widerspruch zwischen Täuschung und Wahrheit auf ganz taktlose Weise öffentlich machen können. Das mochte sich auch VW-Eben-noch-Vorstand Peter Hartz denken angesichts der entsetzlichen Schwatzsucht seines entlassenen Personalmanagers Klaus-Joachim Gebauer. Dessen ungebremste Mitteilungsbereitschaft serviert den Medien täglich neue Leckereien. Wenn es zu den geheimen Zielen des neuen VW-Markenchefs Wolfgang Bernhard gezählt haben sollte (was dieser natürlich entrüstet von sich weist), den alten Filzklumpen an der Konzernspitze zur Strecke zu bringen, dann hallt wohl bald schon eine fröhliches "Halali" durch die niedersächsische Ebene. Einer nach dem anderen kippt, nicht mal der große P. scheint noch wirklich sicher.

Die Volkswagen-Mitarbeiter sind von den Socken, uns Verbrauchern wird hingegen einiges klar: Hatten wir uns nicht jahrelang gewundert, wie "edel" Volkswagen plötzlich wurde? Bentley, Bugatti, Lamborghini - immer größer, pompöser und aufreizender wurden die Namen, die sich der einstige Kleinwagenhersteller in die eigene Markenvitrine stellte. Immer üppiger und feister die Formen der Automobile. Was hat denn das mit dem wahren, harten Leben zu tun?, fragten sich besorgte VW-Altkunden. Mit unserem wenig, mit dem in der VW-Spitze offenbar eine ganze Menge.

Es sind die Fülle und der Glamour brasilianischer Silikonbusen-Prinzessinnen, die sich in den funkelnden neuen Modellen des einstigen Käferschmieds spiegeln. Die kann man ja unmöglich im Polo vom Bordstein abholen! VW-Betriebsrat Klaus Volkert steht für die Blüte und den Untergang von einer Art "zweitem Wirtschaftswunder". Die Kapitäne des ersten Wirtschaftswunders waren noch schnoddrige Unternehmer, die sich "von der Pike auf" an die Spitze des Betriebs kämpften. Ihre Markenzeichen waren Kompetenz und eine beträchtliche Risikofreude. Das zweite Wunder gedieh eine Generation später in den Gremien der Verbände, Betriebsräte und Kungelrunden. Die Markenzeichen der neuen Wunderkinder waren gute Freunde, Parteibuch und ein beträchtliches Spesenkonto.

Bei VW haben sich in dieser neuen Epoche offenbar Strukturen von geradezu mafiöser Geschmeidigkeit entwickelt. Nur daß es den Anführern am Weitblick der Süditaliener fehlte. Wer ist denn so bescheuert und setzt mit Personalmanager Gebauer ausgerechnet den vor die Tür, der die tollen Touren organisiert, die Mädels rangeschafft und alles abgerechnet hat? Mußte doch so kommen, daß der singt!

 

Wolfsburger Modelpolitik Zeichnung: Götz Wiedenroth


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