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30.07.05 / Freunde vor Gericht

© Preußische Allgemeine Zeitung / 30. Juli 2005

Freunde vor Gericht
von Ronald Gläser

Daß Berlin so arm wie eine Kirchenmaus ist, hat einen Grund. Es gab zwar auch teilungsbedingte Kosten, und es gibt die Sonderlasten aufgrund der neuen Rolle als Hauptstadt Deutschlands. Aber in Berlins Haushalt gibt es auch ein Problem, für das lokale Politiker die Verantwortung tragen: die Schulden der Bankgesellschaft Berlin. Die lassen sich nicht genau beziffern. Die schlimmsten Szenarien besagen, daß sie sich auf über zwanzig Milliarden Euro belaufen.

Schuld an einem beträchtlichen Teil der Summe soll die Pleite-Firma Aubis sein. Aubis erhielt Kredite von der landeseigenen Bankgesellschaft Berlin (und deren Töchtern) und sanierte damit Plattenbauten im Osten. Risiken wurden bei der Kreditvergabe nicht richtig berücksichtigt. So erhielt Aubis im Laufe der Jahre das Geld für den Ankauf von 15.000 Wohnungen - völlig ohne Eigenmittel.

Deswegen müssen sich jetzt vierzehn Topmanager der Bankgesellschaft Berlin vor Gericht verantworten. Die Banker unter der Führung von Klaus Rüdiger Landowsky, des starken Mannes in der Berliner CDU, sollen der windigen Aubis-Firma einen Kredit nach dem anderen gewährt haben. Haben sie das Geld der Bank bewußt veruntreut? Die Anklage ist 750 Seiten stark.

Kein "normaler" Privatmann kann ohne eigenes Kapital in eine Bank marschieren und bekommt Kredit für eine Eigentumswohnung. Geschweige denn mehrere Kredite für 15.000 Wohnungen. Wieso also erhielt Aubis so viel Geld von der Bank? Aubis war eine Firma zweier CDU-Politiker namens Klaus-Hermann Wienhold und Christian Neuling. Die haben damals dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Landowsky Parteispenden für den Wahlkampf - mal eben so 40.000 Mark in bar - gegeben. Gab es einen Zusammenhang zwischen Kreditvergabe und Parteifreundschaft? Doch das ist nicht Gegenstand des Verfahrens. Wienhold und Neuling sind bereits mit einem blauen Auge davongekommen.

Aber die Schulden der Bankgesellschaft sind geblieben. Das Land Berlin hat für sie gebürgt, um den Konkurs der Bankgesellschaft abzuwenden. Noch ist nicht absehbar, wieviel Geld Berlin am Ende für die Immobilienspekulationen von Wienhold und Neuling zahlen muß. Am Ende könnte Berlin die höchste Pro-Kopf-Verschuldung Deutschlands aufweisen.

Deswegen steht Landowsky und den anderen Bankgesellschaft-Managern jetzt einer der größten Wirtschaftsprozesse der deutschen Nachkriegsgeschichte bevor. Am Freitag ist die erste Verhandlung.


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