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06.08.05 / Fauler Kompromiß

© Preußische Allgemeine Zeitung / 06. August 2005

Fauler Kompromiß
von Ronald Gläser

Klaus Wowereit steht auf dem Rasen am Spreebogen und zeigt auf die freie Fläche. Es sind noch 346 Tage bis zum WM-Endspiel in Berlin, und der Regierende spricht über sein Lieblingsthema: das Feiern großer Feste. Seit Wochen beherrscht der Streit um die WM 2006 den Berliner Senat und die Öffentlichkeit: Wohin mit den Fans, wenn Ballack, Beckham und Co. durch deutsche Stadien kicken?

Zunächst sah es so aus, als würde die Party - Freßbuden und Großbildleinwand inklusive - auf die Straße des 17. Juni verlegt. Dort finden stets die Feiern zum Tag der deutschen Einheit und zu Silvester statt. Zuletzt wurde dort das "Live-8"-Konzert veranstaltet. Diese Musikaufführung hat allerdings vor allem noch einmal deutlich gemacht, wie ungeeignet gerade die Straße des 17. Juni für solche Veranstaltungen ist, bei denen sich Tausende vor einer Bühne (oder Leinwand) drängen. Großbildleinwände oder Bühnen am Ende der Straße zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor können die meisten Zuschauer auf dem langgestreckten Gelände nur von sehr, sehr weitem beobachten. Der Boulevard eignet sich lediglich für Umzüge.

Trotzdem beharrten die Fifa, Berlins Marketinggesellschaft und die IHK weiterhin auf dem "17. Juni". Nur der Bürgermeister und seine Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer nahmen schon vor Wochen Abstand von dem Gedanken, für die 100.000 erwarteten Besucher sechs Wochen lang die wichtigste Ost-West-Verbindung lahmzulegen.

Während die anderen elf Austragungsstädte seit Monaten ihre WM-Vorbereitungen getroffen haben, erging sich die Hauptstadt nun in einem kleinlichen Streit. Östlich vom Brandenburger Tor (Pariser Platz) kann nicht gefeiert werden - wegen der Bauarbeiten an der "Kanzler-U-Bahn". Südlich vom Pariser Platz liegt überdies die britische Botschaft, wegen der seit dem 11. September 2001 (!) die Wilhelmstraße gesperrt ist. Der Schloßplatz - hier fand gerade die Beachvolleyball-WM statt - scheidet auch aus, weil 2006 die Abrißarbeiten am "Palast der Republik" begonnen haben sollen.

Jetzt hat sich der Senat auf einen halbherzigen Kompromiß geeinigt: In der Vorrunde wird nur im Spreebogen nördlich des Kanzleramts gefeiert. Später wird dann zusätzlich der "17. Juni" gesperrt, aber nur für die zwei Wochen unmittelbar vor dem Endspiel am 9. Juli. Wowereit tanzt mal wieder auf zwei Partys gleichzeitig.


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