29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.08.05 / Eberhard

© Preußische Allgemeine Zeitung / 06. August 2005

Eberhard von Zitzewitz verstorben
Ein Nachruf der Enkelin Victoria Weitzel auf den am 6. Juli in Altenmedingen verschiedenen Ostpreußen

Eberhard von Zitzewitz wurde am 29. Oktober 1930 auf dem Gut Weedern im Landkreis Darkehmen geboren. Er wuchs auf dem elterlichen Anwesen auf, das seine Mutter seit dem Tod seines Vaters 1934 leitete. Das enge Miteinander von Mensch und Pferd, die weite Landschaft um Weedern, die Rominter Heide und der Lebensrhythmus, der an die Pferde angelehnt war, prägten seine Kindheit und Jugend. Als ältestes der beiden Kinder wuchs er in dem Bewußtsein heran, daß er später Weedern, das größte Privatgestüt Ostpreußens, mit den dazugehörigen Vorwerken übernehmen würde.

Der Krieg zerstörte diesen Werdegang: Für die Flucht 1944 wurden Mensch und Tier in vier Trecks aufgeteilt, von denen nur ein einziger, der mit seiner Mutter, seiner Großmutter, ihm und seiner Schwester Erdmuthe, in Westdeutschland ankam. Sie hatten als Fluchtstrecke den Landweg gewählt: über Domnau, Elbing, Stolp, Stettin, Redefin nach Medingen. Den Neuanfang machten seine Mutter, seine Schwester und er in Oberhode (bei Walsrode) auf einem stillgelegten Truppenübungsplatz.

Von dort aus ging er für kurze Zeit in das Internat nach Wyk auf Föhr. Sein Eigensinn, sein Streben nach Unabhängigkeit und seine Reife, die er durch die Flucht erhalten hatte, paßten nicht zu dem strengen Internatsregime. Seine Mittlere Reife machte er in Walsrode, wo er auch seiner Jagdpassion nachgehen konnte. Es folgte eine landwirtschaftliche Ausbildung in Secklendorf (bei Uelzen) und in der Nähe von Bückeburg. Er wirtschaftete ab 1953 auf einem gepachteten Hof in Isenbüttel (Landkreis Gifhorn). Die schweren Anfangsjahre auf dem Hof, die harte Arbeit und der Verlust der Heimat taten seiner Passion für die Landwirtschaft, seiner Liebe zur Natur und seinem Humor keinen Abbruch. Bis zur Auflösung des Bundes der Heimatvertriebenen und Entrechteten im Jahre 1961 war Eberhard von Zitzewitz dessen Mitglied und von 1968 bis 1972 Bürgermeister der Gemeinde Isenbüttel. Auf dem Isenbütteler Hof wirtschafteten er und seine Frau bis 1976, als der Bau des Elbeseitenkanals dessen Fortsetzung nicht mehr zuließ.

In Altenmedingen, im Landkreis Uelzen fanden er, seine Frau und seine Kinder ein neues Domizil. Auch dort brachte er sich in das Dorfleben ein und war mit seiner markanten, charakterfesten Art eine ganz besondere Persönlichkeit. Gleich zu Beginn, 1976, veranlaßte er die Gründung des Beregnungsverbandes Altenmedingen, des größten seiner Art entlang des Elbeseitenkanals. Er blieb bis zu seinem Tod dessen Vorsitzender. Auch für die "Leipziger" beziehungsweise "Vereinigte Hagelversicherung", wie sie später hieß, war er bis kurz vor seinem Tod als Versicherungsagent und Schätzer tätig. Mit seiner menschen- und tierliebenden Art war er nicht nur für seine Kunden, sondern auch für seine Kollegen stets ein geschätzter Begleiter.

Eberhard von Zitzewitz ist auch für seine Familie ein Mittelpunkt gewesen. 1953 heiratete er Armgard von Gadenstedt, die er in Oberhode kennengelernt hatte. Ihm und seiner Frau wurden vier Kinder und sechs Enkelkinder geschenkt, denen er Ostpreußen als seine Heimat vermittelte. Die jüngsten Entwicklungen in Weedern, das an ein russisches Konsortium Moskauer Geschäftsleute unter der Federführung der Ehefrau des Moskauer Bürgermeisters Luschkow verkauft wurde, betrachtete er mit Skepsis.

Die Verantwortung, die wir Menschen gegenüber der Natur tragen, sein ausgeprägter eigener Wille, seine leuchtenden Augen sowie die Sehnsucht nach Weedern und seiner ostpreußischen Heimat waren bei ihm bis zuletzt präsent. Er verstarb am 6. Juli 2005 in Altenmedingen. Anläßlich seiner Beerdigung in Altenmedingen am 12. Juli nahm eine große Trauergemeinde Abschied von ihm. Sein langjähriger ostpreußischer Freund und Weggefährte Pfarrer Braun aus Lötzen hielt die Trauerpredigt, die keinen aus der Trauergemeinde unberührt ließ. Nach der Beendigung des Trauergottesdienstes und vor dem Auszug aus der Friedhofskapelle sang die gesamte Gemeinde stehend das Ostpreußenlied. Zwei Enkeltöchter des Verstorbenen bliesen auf der Trompete am Grab den Choral "Ich bete an die Macht der Liebe" und die örtliche Jägerschaft verabschiedete sich mit dem anlaßbezogenen Halali.

Gut Weedern: Hier kam Eberhard von Zitzewitz 1930 zur Welt. Foto: privat


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren