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13.08.05 / Tief gestürzt / Roman um zwei Frauen im Banat

© Preußische Allgemeine Zeitung / 13. August 2005

Tief gestürzt
Roman um zwei Frauen im Banat

Sylvia Augusta von Brankenburg weiß wer sie ist, schließlich hatte einer ihrer Vorfahren mal ein Schloß. Unerfreulicherweise hält jedoch kein Adeliger um ihre Hand an, sondern ein Dorfschullehrer aus dem Banat, und da ihre Sippe so verarmt ist, scheint der stocksteife Beamte in den Augen ihrer Eltern genau der richtige Gatte für die verschwenderische Tochter zu sein. Aus der jungen von Brankenburg wird nun eine Glockenhuber, und allein den Verlust ihres adligen Namens verschmerzt Sylvia Augusta nie. Zwar gebiert sie dem unattraktiven, aber in der Kleinstadt beliebten Gatten drei Kinder, doch bei der ersten Möglichkeit verläßt die verwöhnte Frau ihren gutmütigen Mann und beginnt eine Affäre mit einem windigen Rechtsanwalt.

Mit leichter Feder erzählt Edda Dora Fantanar in "Die das Glück suchen" eine Familiengeschichte aus dem Banat. Die selbst 1922 in Siebenbürgen geborene Autorin kennt sich aus eigener Lebenserfahrung in der Region aus. Erst 1980 konnten sie und ihre Familie sich dem nach dem Zweiten Weltkrieg dort herrschenden kommunistischen System durch Ausreise entziehen.

Während die Lebensgeschichte um Sylvia Augusta aufgrund deren oberflächlichen Wesens zeitweise nervt, erreicht die Autorin bei den Schilderungen um Sylvia Augustas Tochter Lilly eine unerwartete Tiefe. Auch Lilly ist oberflächlich und entflieht der von ihrer Mutter arrangierten Zwangs-ehe durch eine Affäre mit einem Studenten, doch der läßt die ältere Frau sitzen.

Zu spät erkennt die junge Mutter, was ihr Mann ihr hätte bedeuten können, wenn sie statt der Kitsch-romane ihrer Mutter das richtige Leben gekannt hätte. Zu allem Unheil greift der Zweite Weltkrieg in das Alltagsleben der Banater ein.

Am Ende steht die Erkenntnis der beiden Eheleute, doch der eine sitzt inzwischen aus der Kriegsgefangenschaft entlassen am Hudson in New York, während die andere enteignet und der Willkürherrschaft der kommunistischen Machthaber ausgeliefert, sich und ihre Tochter am Leben zu erhalten versucht. Eine Fortsetzung der Geschichte ist hier geboten. R. Bellano

Edda Dora Fantanar: "Die das Glück suchen", Langen Müller, München 2005, geb., 288 Seiten, 18,90 Euro


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