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20.08.05 / Überraschende Kehrtwende / Warum tut gerade Scharon Entscheidendes für den Frieden in Nahost?

© Preußische Allgemeine Zeitung / 20. August 2005

Überraschende Kehrtwende
Warum tut gerade Scharon Entscheidendes für den Frieden in Nahost?

Völlig verwundert blickt die Welt nach Israel. Nach Jahren der Intifada, dem blutigen Kleinkrieg zwischen Israelis und Palästinensern, scheint es so, als bewegten sich die Israelis im Interesse des Friedens in Nahost ein Stück den Palästinensern entgegen.

Gegen Protest in der eigenen Bevölkerung läßt der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon den Gaza-Streifen räumen. Doch es ist nicht das erste Mal, daß die Israelis im Interesse des Friedens ihre eigenen Leute aus ihren Häusern vertreiben und auf besetzte Gebiete verzichten. "Wir haben zum ersten Mal auf besetzte Gebiete verzichtet, als wir 1979 mit Ägypten Frieden geschlossen haben", erinnert der von 1993 bis 1999 als israelischer Botschafter in Deutschland tätige Avi Primor im Interview mit der Preußischen Allgemeinen Zeitung. "Damals haben wir auf alle ägyptischen Gebiete verzichtet und auch auf die Siedlungen auf ägyptischem Boden. Bis dahin dachte man, man bräuchte diese Gebiete als Pufferzone zwischen uns und Ägypten, weil Ägypten uns schon dreimal überfallen hat. Sobald man zu der Schlußfolgerung gekommen ist, daß Ägypten mit uns den echten, endgültigen Frieden schließt, so ist man davon ausgegangen, daß man diese Pufferzone nicht mehr braucht. Das war die Einstellung der Mehrheit der Bevölkerung."

Schon damals gab es einen Teil in der Bevölkerung, der sich gegen die Aufgabe der Gebiete vehement zur Wehr setzte. "Als wir die ägyptischen Gebiete geräumt haben, gab es genauso viele Krawalle und Drohungen seitens der Extremisten und der Siedler wie heute. Die Szenen waren anfangs die gleichen wie heute. Das hat nur so lange gedauert, bis die Siedler zu der Schlußfolgerung gekommen sind, daß die Mehrheit der Bevölkerung sie nicht unterstützt. Dann haben sie aufgegeben, das heißt, sie haben immer noch sehr viel Krach gemacht, aber die Drohungen von Bürgerkrieg sind in Vergessenheit geraten."

Ähnlich sieht es heute aus, denn dieses Phänomen könne man heute auch zu spüren bekommen. "Die Drohungen der Siedler werden immer verschwommener, man spricht schon davon, ,Gewalt wollten wir ja gar nicht, bestimmt nicht, haben wir nie gewollt', und von Bürgerkrieg ist überhaupt schon keine Rede mehr, es geht nur noch um den runden Tisch."

Auch Scharon scheint die von den jüdischen Extremisten ausgehende Gefahr als nicht zu groß einzuschätzen. Entschlossen ließ er am Dienstag, Stunden vor Ablauf der Frist, die israelische Polizei die von den Siedlern errichteten Straßenblockaden einreißen, als diese nach stundenlangen Diskussionen nicht bereit waren zu weichen. Doch was treibt den als wenig kompromißbereit bekannten Politiker dazu, im Interesse des Friedens mit den Palästinensern dieses Mal kompromißlos gegen jüdische Siedler vorzugehen. Wie bewertet die israelische Bevölkerung Scharons Handeln. Antworten auf diese Fragen lesen Sie auf Seite 4. R. Bellano


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