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20.08.05 / Gerechte Zustände schaffen / Fünf Thesen für den modernen Konservatimus

© Preußische Allgemeine Zeitung / 20. August 2005

Gedanken zur Zeit:
Gerechte Zustände schaffen
Fünf Thesen für den modernen Konservatimus
von Ulrich Schacht

Erste These

Alle linken Projekte der Geschichte sind nicht nur ökonomisch gescheitert, sondern vor allem moralisch - endeten sie doch mehr oder weniger alle in dem Versuch, den Menschen "umzubauen" und den (Rechts-)Staat mit Hilfe "progressiver" Gesellschaftskritik wie -politik auszuhebeln und unter Kontrolle zu nehmen, das Recht also zu manipulieren oder ganz abzuschaffen. Die größten politischen Menschheitsverbrechen sind deshalb nicht zufällig mit dem Begriff des Sozialismus, der National- und International-Sozialismus gleichermaßen umfaßt, verbunden: Lenin, Stalin, Mussolini, Hitler, Mao Tse Tung, Pol Pot, um nur die kriminellsten Vertreter der Reihe aufzuzählen, waren vieles - vor allem aber waren sie Sozialisten. Konservative dagegen waren sie nicht. Das ist auch logisch: Der Konservative will den Menschen nicht "umbauen", umerziehen oder umschulen - er will vielmehr mit ihm zusammen das Maß an Freiheit verwirklichen, das den einzelnen vor staatlicher, gesellschaftlicher oder ökonomischer Willkür schützt, aber ebenso vor dem Verbrechen aus Egoismus. Das hießt: Er schützt mit (rechts-)

politischen Mitteln und Strukturen die Gemeinschaft der Bürger vor dem kriminellen Angriff des einzelnen, wie er den einzelnen vor illegitimer Repression durch Gesellschaft und Staat schützt. Er weiß aber auch, daß dies nie idealtypisch gelingt, sondern nur in der Form der Vorläufigkeit. Wer das Gegenteil als möglich proklamiert, ist ein politischer Betrüger.

Zweite These

Der Konservative kann diesen notwendigen Balanceakt deshalb bestehen, weil er ein realistisches Menschenbild hat. Das realistische Menschenbild unterscheidet ihn fundamental vom sozialistischen, das den Menschen ideologisiert, wie vom liberalen, das ihn ökonomisiert. Dieses Bild vom Menschen - geprägt durch das Wissen der Bibel und die Erfahrungen der Geschichte - rechnet zu jedem Zeitpunkt mit der ganzen Fähigkeit des Menschen, das heißt, mit den guten wie bösen Möglichkeiten in ihm und durch ihn. Das Potential des Menschen zum Bösen hält er deshalb auch nicht primär für ein Produkt unzureichender gesellschaftlicher Zustände, sondern für eine anthropologische Konstante insofern, als er die Grunderkenntnis der Bibel, daß das Streben des Menschen "von Jugend auf böse" sei, prinzipiell anerkennt, ja, allem politischen Wissen voraussetzt. Zugleich erkennt er jedoch ebenso klar, daß jede Gesellschaft deshalb nur dann gelingen kann, wenn sie sich in der Tradition christlich-sittlicher Normen und Gebote stehend versteht, abgeleitet von den Zehn Geboten des Alten Testaments und dem Gebot der Nächstenliebe, wie es das Neue Testament in die Welt gebracht hat. Das in diesen Geboten aufgehobene Menschenbild schützt den geschichtlichen Menschen vor hybriden Menschenbildern aller Couleur und Begründung, die Gott abgeschafft, an seine Stelle den Menschen gesetzt haben und diese Operation demagogisch "Emanzipation" nennen. Alle progressive Politik lebt von dieser Fundamentallüge und führt früher oder später in die totale soziale Kontrolle sozialistischer Lagerwelten. Zivilisiert sein heißt deshalb, sie schon in ihren ideologischen Grundmustern entlarven. Konservative Politik ist die Praxis dieser notwendigen Entlarvung und deshalb der höchste Grad politischer Zivilisiertheit.

Dritte These

Praktische Politik, die sich auf diesem geistigen Grund bewegt, kennt nur ein politisches Ziel: Gerechte Zustände, nicht aber egalitäre, gleichmacherische, vermaßte. Der Konservative ist deshalb der einzige Vertreter politischen Handelns, für den die Frage der Gerechtigkeit keine gesellschaftliche Phrase, keine demagogische Vision, kein egozentrisches Selbstverwirklichungsprinzip ist, sondern Verpflichtung aus Realitätsbewußtsein und Nächstenliebe zugleich, die dem Glück des einzelnen ebenso gilt wie dem der Gemeinschaft.

Vierte These

Konservativ sein heute heißt deshalb, die Lehren aus der Geschichte (vor allem des 20. Jahrhunderts) geistig und praktisch tatsächlich vollzogen zu haben. Zu dieser Lehre gehört jedoch nicht nur die theoretische Einsicht aus Erfahrung, sondern auch der streitbare Ausdruck in der erneuten Bedrohung. Der Konservative des 21. Jahrhunderts, bedeutet das, kann sich auf die von ihm geschaffenen oder favorisierten Institutionen und Strukturen deshalb auch nicht nur einfach verlassen wie auf ein Versprechen, er muß gegebenenfalls dafür kämpfen wie in einem Krieg. Es ist der Krieg gegen das Totalitäre schlechthin und in allen Facetten, das dem Bürger in immer neuer Gestalt, wie der Philosoph Karl Jaspers einmal schrieb, als geschichtliches Phänomen gegenübertritt.

Fünfte These

Der Konservative ist aus diesem Grund immer ungeteilt anti-totalitär, nicht aber nur selektiv anti-faschistisch oder anti-kommunistisch. Insofern ist der Konservative der entschiedenste Humanist, den die politische Geschichte kennt. Das macht ihn zum Gegenstand demagogischer Angriffe von Links- wie Rechtsextremen, zur Zielscheibe von Radikal-Liberalen wie Öko- oder Islamo-Faschisten. Aber das macht ihm nichts aus, denn er weiß um die Welt und um Gott, und darum, daß Gott Herr der Geschichte bleibt, was immer der hybride Mensch dagegen versucht. Aus

diesem Wissen wächst sein Verständnis von

Kontinuität und Tradition, den Grundmustern des geschichtlichen Prozesses. Hier weiß er sich seinem Denken und Handeln eingebettet - als transitorischer Teil in einem höheren Prozeß von Ziel und Beginn, von Anfang und Ende, der ihn stolz macht und bescheiden zugleich.

(Diese Thesen wurde verfaßt für die Teilnehmer der Gründungsversammlung des "Konservativen Arbeitskreises" in der CDU Mecklenburg-Vorpommerns im Juli 2005) 


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