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20.08.05 / Aufbruch in die Moderne / Vor 100 Jahren wurde die Künstlergruppe "Brücke" in Dresden gegründet

© Preußische Allgemeine Zeitung / 20. August 2005

Aufbruch in die Moderne
Vor 100 Jahren wurde die Künstlergruppe "Brücke" in Dresden gegründet

Es war im Sommer vor 100 Jahren, als in Dresden vier Studenten der Technischen Hochschule gemeinsame Interessen in der Kunst entdeckten und sich kurzerhand zusammentaten. Die Künstlergruppe "Brücke" wurde am 7. Juni 1905 von Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), Erich Heckel (1883-1970), Fritz Bleyl (1880-1966) und Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976) gegründet. Sie wollten in der Kunst neue Wege gehen, weg von der akademischen Malerei, wollten "unmittelbar und unverfälscht das wiedergeben, was zum Schaffen drängt". Dieser Zusammenschluß hatte nur acht Jahre Bestand - zu stark waren die einzelnen Künstler-persönlichkeiten, zu denen sich später auch Otto Mueller, Max Pechstein und Emil Nolde gesellt hatten. Das gemeinsame Wirken hatte jedoch einen ungeheuren Einfluß auf die Entwicklung der Kunst. "Sie wollten eine ,Brücke' schlagen, hinüber in ein neues Zeitalter, hin zu einer Kunst, die mitten im Leben wurzeln sollte: unmittelbar, spontan und expressiv", schreibt Roland Doschka in dem bei Prestel erschienenen Band Karl Schmidt-Rottluff - Meisterwerke aus den Kunstsammlungen Chemnitz (siehe unten). "Nur acht bewegte und ertragreiche Jahre dauerte der revolutionäre Aufbruch, dann gingen die Protagonisten ihren eigenen Weg und die ,Brücke' zerbrach. Auf ihren Fundamenten aber entstand die deutsche Moderne, aus den jugendlichen Rebellen wurden Klassiker und ihre einst geschmähten Bilder behütete Pretiosen."

Eine stattliche Anzahl dieser Kostbarkeiten ist im Jubiläumsjahr in einer ebenso stattlichen Reihe von Ausstellungen in Berlin zu sehen. Noch bis zum 28. August zeigt das Berliner Brücke-Museum in Kooperation mit dem Kupferstichkabinett und der Nationalgalerie in der Neuen Nationalgalerie, Potsdamer Straße 50, mit 450 Werken einen Überblick über das Schaffen der Künstlergruppe (dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, am Wochenende 11 bis 18 Uhr). Zur Ausstellung ist im Prestel Verlag ein Begleitbuch erschienen: Künstlergruppe Brücke von Magdalena M. Moeller (144 Seiten mit 100 Abb., davon 80 in Farbe, Leinen im Halbschuber, 39,95 Euro). Die informativen Texte werden ergänzt durch Skizzen, Zeichnungen und zahlreiche Fotos.

Bis zum 11. September sind im Brücke-Museum, Bussardsteig 9, frühe Druckgraphiken aus den Jahren 1904 bis 1908 zu sehen (täglich außer dienstags 11 bis 17 Uhr, Katalog 440 Seiten, Klappbroschur, 26 Euro). Sie geben einen Einblick in die ersten Schaffensjahre und zeigen die Suche der jungen Künstler nach dem Unkonventionellen und Neuen. Gerade im Holzschnitt fanden die Künstler die Möglichkeit, sich unmittelbar und spontan auszudrükken. Oftmals bezogen sie Arbeitsspuren mit in die Gestaltung ein, ließen die scharfen Grate zwischen den einzelnen Messerschnitten stehen, so daß der Betrachter die Arbeitsweise nachvollziehen kann. Auch handelt es sich hier nicht um Auflagendrukke, sondern um eigene Handabzüge der Künstler.

Karl Schmidt-Rottluff, dem Inititor des Berliner Brücke-Museums, kommt in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit zugute (siehe unten). Eine eigene Ausstellung widmet sich seinem Schaffen unter dem Titel "Explosion der Farbe - Die Berliner Jahre 1946-1976", die vom 23. September bis zum 15. Januar 2006 im Berliner Haus am Bussardsteig zu sehen sein wird. Spitzenwerke der Brücke-Künstler werden schließlich vom 1. Oktober bis 15. Januar 2006 in der Berlinischen Galerie gezeigt. Diese Austellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid, und wird einer der besonderen Glanzpunkte in diesem Jubiläumsjahr sein.

Die Kunst der Lebensintensität, die von den Brücke-Künstlern gepflegt wurde, spricht noch heute den Betrachter an, auch davon kann man sich immer wieder auf den Ausstellungen überzeugen. Silke Osman

Revolutionärer Stil der Moderne: Max Pechsteins Keitelkähne in Nidden (um 1920) und Karl Schmidt-Rottluffs Dünenlandschaft (1963) Fotos (2): Verlag


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