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20.08.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 20. August 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

noch haben wir ja Sommer, der eigentlich keiner ist, wenn ich an die heißen Hundstage meiner Kindheit denke. Wenn das große Marmeladekochen und Einwecken begann und die Luft in den Küchen heutige Saunagrade erreichte. Wenn die Sonnenglut die Körper der Erntehelfer auf den Feldern auszudörren schien und keine Flasche, kein Krug tief genug schien, um den Durst zu löschen. Und dann am Abend der Sprung in das auch noch sonnenwarme Wasser des nächsten Gewässers - ein Fluß oder See war ja in unserer Heimat immer da, von Haff und Ostsee ganz zu schweigen. In diesem Jahr bibbern sich die Urlauber durch die Sommerwochen, und die Strände gähnen vor sich hin. Na ja, hoffen wir nach diesem verhubberten Sommer auf den Herbst, der hat ja bekanntlich auch schöne Tage ...

Und in meiner Familienmappe ist es sogar schon Winter. So sucht unsere Leserin Gerda Thielert ein Weihnachtslied, um eine alte Dame zu erfreuen. Nun stehen ja in unserem - auf Leserwünschen basierenden - Buch "Die Weihnachtsfamilie" allerhand alte Gedichte und Lieder, dazu habe ich noch weitere gesammelt, aber das gesuchte ist nicht darunter. Mir erscheint auch der angegebene Liedanfang nicht ganz zu stimmen: "Im Winter, wenn es friert und schneit, grünt der Tannenbaum bei Flockentanz und Wettersturm ..." So oder ähnlich soll das Weihnachtslied beginnen. Wer kennt es? (Gerda Thielert, Wengewiese 14 in 44809 Bochum.)

Sie werden es nicht glauben, aber auch bei mir weihnachtet es schon. Das heißt, ich denke an die Weih-

nachtsausgabe unserer Zeitung, in der ich immer die schönsten Familiengeschichten erzähle, die im Laufe des Jahres geschehen sind. Und da habe ich schon einige zurückgelegt, die mich ganz besonders berührt haben. Vielleicht waren die Einsender etwas enttäuscht, daß ich so wenig auf ihre geschilderten Erlebnisse eingegangen bin. Aber dann wird die Überraschung um so größer sein.

Überraschungen gibt es ja für uns in jeder Woche, wenn die Familienpost positive Mitteilungen enthält. Da hat sich wieder so allerhand angesammelt und eigentlich müßte ich über die Erfolge berichten, aber da gibt es die neuen Suchwünsche, und die sollte man nicht auf die lange Bank schieben. Und so beginne ich gleich mit dem Schreiben von Marianne Fischer-Bittner aus Bielefeld, das mich schon beim Lesen der ersten Zeilen sehr bewegt hat. Denn sie lauten so: "Wir, das heißt meine Pflegemutter Emma Mitschlat, suchte bis zu ihrem Tod im Jahr 1974 ihren Mann Fritz Mitschlat. Erfolglos. Ehe sie starb, nahm sie mir folgendes Versprechen ab: Du hast nun niemanden auf der Welt, also suche deine Geschwister. Ich weiß, daß es sie gibt. Sie sind vor der Vertreibung geboren und getrennt zur Adoption gegeben worden."

Frau Fischer-Bittner hat gesucht. Sie ist 31mal nach Masuren gefahren und hat geforscht. In diesem Juni gelang es ihr nun, die Kirchenbücher in Heiligelinde einzusehen. Hier fand sie Hinweise, die nach Rößel führten. Dort konnte sie mit dem Prälaten sprechen und daraufhin die Kirchenbücher einsehen. Frau Fischer-Bittner fand die Aussagen ihrer Pflegemutter bestätigt: Sie hat noch Geschwister, die unehelich geboren wurden wie sie, die als Marianne Luise Ingrid Scheiba am 14. Mai 1938 in Insterburg zur Welt kam. Vermutlich in der Landesfrauenklinik, wo dann am 18. Januar 1944 ihre Geschwister, die Zwillinge Edelgard Dorothea Maria und Reinhold Alfons Scheiba geboren wurden. Die Mutter Gertrud Scheiba, * 20. Mai 1921 in Pastern, Kreis Rößel gab die Kinder nach der Taufe, die am 29. Januar 1944 in Rößel stattfand, getrennt zur Adoption frei. Taufpatin war für Edelgard die Lehrerin Gertrud Woytowitz, für Reinhold die Oberschullehrerin Witt, beide aus Rößel. Daß diese auch die Kinder adoptierten, wie Frau Fischer-Bittner meint, scheint wenig wahrscheinlich. Aber wer hat die Zwillinge adoptiert?

Im Sinne ihrer wohl sehr geliebten Pflegemutter sucht Marianne Fischer-Bittner auch Näheres über das Schicksal ihres Pflegevaters zu erfahren. Fritz Mitschlat war Fleischermeister in Rastenburg. Von hier aus erfolgte am 27. Januar 1945 die Flucht. Für Fritz Mitschlat endete sie vorerst am Frischen Haff, wo er mit erfrorenen Füßen auf einem Hauptverbandsplatz zurückblieb. Dieser sollte mit unbekanntem Ziel verlegt werden. Wurde Fritz Mitschlat dabei mitgenommen? Er soll aber im März 1945 noch einmal in seiner Wohnung in Rastenburg, Vordere Neustadt 15/16, gewesen sein. Übrigens kann sich Frau Fischer-Bittner noch an ein Innungsfoto erinnern, das über dem Bett ihres Pflegevaters hing, auf dem unter anderem die Rastenburger Fleischer Dubies, Ehmke, Glaw, Gusko und Vogel zu sehen waren. Existieren noch Fotos von der Innung? Über jede Zuschrift würde sich unsere Leserin sehr freuen. (Marianne Fischer-Bittner, Fronweg 3 in 33619 Bielefeld, Telefon 05 21 / 9 11 64 24.)

In ihrer Ahnenforschung ist Karen Baum aus Allensbach schon sehr weit gekommen - wenn man bedenkt, wie manche Landsleute mühsam ihre Spuren zurückverfolgen müssen. Unsere Zeitung hat ihr dabei auch geholfen, sie konnte unbekannte Verwandte finden und hofft nun, daß ihre heutigen Fragen auch Erfolg haben. Sie führen nach Labiau und dort zu der "Radtke-Linie". Aber schön der Reihe nach. Karen Baums Mutter, Christel Baum, ist eine geborene Pfeiffenberger. Ihr Vater, Erich Paul Pfeiffenberger, * 1899 in Labiau, = 1982, war mit Anna Maria Charlotte Anderweit verheiratet. Seine Eltern waren Johann Friedrich Karl Pfeiffenberger, * 1868, = 1950, und Johanna Radtke, * 1874, = 1951, die noch zwei Geschwister hatte: Wilhelmine und Albert. Damit wären wir bei der gesuchten Linie, die über Johannas Eltern Gottfried Johann Radtke, * 1832, und Erdmuthe geborene Hoeppner, * 1830, nach Peremtienen und Labagienen führt. Christel Baum kann sogar noch die Namen ihrer Urururgroßeltern nennen: Martin Radtke und Erdmut Szwencik - Christoph Hoeppner und Christine Pareik. So, und über diese Linie sucht Frau Baum nun Informationen wie Namen, Daten, Fotos, Urkunden - alle Angaben sind für sie interessant. Vor allem will sie mehr über die "Villa Radtke" wissen, die - auffallend weiß gestrichen - in Labiau hinter der Adler-Brücke in Richtung Grabenhof auf der linken Seite stand, vermutlich auch noch steht, wenn auch ziemlich heruntergekommen. In ihr wohnte Albert Radtke, Bruder von Johanna Pfeiffenberger, mit seiner Familie. Er hatte zwei Töchter: Maria und Helene, verheiratete Daudert. Wilhelmine, verheiratet mit Schirrmeister Lukat, hatte einen Sohn Artur. Also: Mehr Namen kann ich nicht mehr in einen Fragekomplex reinpremsen! Und deshalb hoffe ich auf Erfolg! (Karen Baum, Radolfzeller Straße 75, 78476 Allensbach, Telefon 075 33 / 33 06, Fax 075 53 / 94 02 56, E-Mail: k-baeumchen@web.de .)

So, nun mache ich es mir - und Euch, lewe Landslied - etwas leichter, denn jetzt geht's kürzer und knapper. Die Vorfahren von Ralf Möllering aus Melle stammen aus Waldlinden, Kirchspiel Haselberg (Lasdehnen), Kreis Schloßberg (Pillkallen). Sein Großvater Otto Boß, verheiratet mit Ida Link, kaufte um 1928 einen Hof in Alxnupönen, später Altsnappen. Leider hat Herr Möllering keine Verwandten mehr, die ihm über den Ort und die Familie Boß Auskunft geben könnten. Wer hat noch Erinnerungen an Waldlinden, das völlig verschwunden ist? Otto Boß gelangte gegen Kriegsende in das Osnabrücker Gebiet. Er war zuletzt beim Volkssturm in Königsberg - wie konnte er dem bitteren Ende entgehen, das seine Familie traf? Ida Boß wurde auf der Flucht von den Russen eingeholt, zurückgetrieben und verstarb an Entkräftigung in Kreuzingen. Der Sohn verhungerte kurz darauf in Budwethen. "Wer hat Erinnerungen oder kann sonstwie weiterhelfen?" fragt Herr Möllering, der für jeden Hinweis dankbar wäre. (Ralf Möllering, Ochsenweg 79 in 49324 Melle, Telefon 0 54 22 / 70 98 52. E-Mail: ralf.moellering@osnanet.de .)

Für Günter Wauwer blieb ein wundervoller, ostpreußischer Sommer unvergessen, den er mit Mutter und Schwester in Tiedmannsdorf, Kreis Braunsberg verlebte. Von Juli bis November 1943 wohnten sie dort bei der Familie Anna und August Hinz oder Hintz, die einen Großbauernhof besaß. Was wurde aus dieser Familie, was aus den beiden Mädchen, die auf dem Hof arbeiteten, den französischen Kriegsgefangenen? Blieb der polnische Zivilarbeiter mit seiner Familie auf dem Hof? (Günter Wauwer, Grüssauer Straße 16 in 38302 Wolfenbüttel, Telefon 0 53 31 / 7 78 23.)

Eure

Ruth Geede

Noch einmal zu Silke Dobberstein, auf deren in Folge 24 veröffentlichten Suche nach ihren Vorfahren leider nur eine Zuschrift und ein Anruf erfolgten, die sie aber kaum weiterbrachten. Trotzdem sagt sie herzlichen Dank. Wir haken mit neuen Angaben noch einmal kurz nach: Wer stammt aus dem Kreis Ortelsburg, Kirchspiel Klein Jerutten und besitzt Vorfahren mit den Namen Jerosch, Orzessek, Kolodziey und Wieschollek? Ob aber jemand von unseren ältesten Lesern noch die in dem Kirchspiel lebenden Personen mit dem Familiennamen Kolodziey Friedrich, * 1862, Samuel, * 1863, und Johann, * 1869, sowie Wilhelm, * 1860, und Michael Orzessek, * 1865, gekannt hat, wage ich doch zu bezweifeln. Ich hab's versucht! (Silke Dobberstein, Klövensteenweg 121 b in 22559 Hamburg, Telefon 0 40 / 8 11 93 19.)

Kurz: Eine inzwischen verstorbene Bekannte der Mutter unseres Lesers Ulrich Rogun hat erzählt, daß sie in ostpreußischen Romanen den Familiennamen Rogun - auch Roguhn - gelesen habe. In welchen? Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, aber vielleicht hilft da die Familie weiter. Herr Rogun würde sich sehr freuen, wenn er einen Hinweis auf Titel und Autor bekäme. (Ulrich Rogun, Pariser Straße 23 in 81667 München.)

Noch kürzer: Die Großmutter unserer Leserin Christel Sloot stammt aus Wundlacken südlich von Königsberg. Wer kann ihr etwas über den samländischen Ort erzählen? Erwähnt wird er in der Chronik "Waldburg-Capustigall" von Hans Graf zu Dohna. (Christel Sloot, Siegfriedstraße 59 in 32756 Detmold.)

Am kürzesten: Wer kann etwas über Dorf und Schloß Kraftshagen, Kreis Bartenstein berichten, das vor dem Zweiten Weltkrieg vom Reichsarbeitsdienst (RAD) genutzt wurde? (Geesche Grottschreiber, Am Mühlenteich 9 in 21680 Stade.)


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