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27.08.05 / ... machen nicht nur Kinder froh / oder Wie Goldbären und Co. die Festung Ehrenbreitstein erobern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 27. August 2005

... machen nicht nur Kinder froh
oder Wie Goldbären und Co. die Festung Ehrenbreitstein erobern

Wenn in diesen Wochen wieder die ABC-Schützen in Richtung Schule streben, dann werden die meisten von ihnen von kleinen bunten Bärchen "begleitet", die in der ebenso bunten, wenn auch oftmals keineswegs kleinen Schultüte versteckt sind. Sie sollen den Jüngsten den Schritt ins ernste Leben versüßen. Sie sind sicher nicht allein in ihrem Versteck, die Gold- oder Gummibärchen - Lakritz als Stangen oder aufgerollt zu Schnecken, als Konfekt, bestreut mit Kokosraspel oder gefüllt mit Zuckerzeug findet sich ebenfalls in den Schultüten (natürlich auch Gesundes wie Apfel, Banane oder Müsliriegel). Favoriten bei Kindern aber sind allemal die Gummibärchen. Kaum eine Familienfeier, an der sie nicht teilnehmen, und nicht nur dann, wenn kleine Kinder anwesend sind. Auch große Leute haben ihr Herz für die kleinen bunten Bärchen entdeckt; dazu muß man auch nicht so "berühmt" sein wie Entertainer Thomas Gottschalk, der sie verschmausen darf und dafür sogar noch Geld bekommt!

Und so werden die Herzen all derer höher schlagen, die ohne ihre tägliche Dosis Gummibärchen oder Lakritzschnecken nicht leben können, wenn sie hören, daß eben diese Produkte der Firma "Haribo" sogar schon ein Museum erobert haben. Noch bis zum 13. November zeigt das Landesmuseum Koblenz auf der Festung Ehrenbreitstein die Sonderausstellung "Haribo. Mit dem Goldbären zur Kultmarke". Alle süßen Freunde der Kindheit wird man dort wiedertreffen, die Bärchen, die Schnecken, die Teufel, nicht zu vergessen die Pfeifchen und Stangen aus Lakritz. Natürlich erfährt der erwachsene Besucher auch allerhand über die Firmengeschichte, die hinter diesen Produkten steht.

Es war im Jahr 1920, als sich der gelernte Bonbonkocher Hans Riegel (1893-1945) mit seiner Firma "Haribo" in Bonn selbständig machte. Das Startkapital war ein Sack Zucker, und die Ausrüstung bestand aus einer Marmorplatte, einem Hocker, einem gemauerten Herd, einem Kupferkessel und einer Walze. Zehn Jahre später sind es schon etwa 160 Mitarbeiter, die für Hans Riegel in Bonn arbeiten. Neben dem "Tanzbären", einer Figur aus Fruchtgummi und Urahn des heutigen Gummibärchens, produziert man mittlerweile auch Lakritz. Die Schnecke wird zu der Zeit noch per Hand aufgerollt - eine Maschine, die diese mühevolle Arbeit übernahm, erfand Sohn Paul Riegel erst viel später.

Mitte der 30er Jahre schließlich wird der Werbeslogan "Haribo macht Kinder froh" erfunden; drei Jahrzehnte später wird er sinnvoll ergänzt: "... und Erwachsene ebenso." Kaum ein Konsument, ganz gleich welchen Alters, der diesen Spruch und die dazugehörige Melodie nicht kennt. Die Firma ist bis auf etwa 400 Mitarbeiter angewachsen, als Hans Riegel stirbt. Der Zweite Weltkrieg und seine Einschränkungen auf das tägliche Leben haben auch vor "Haribo" nicht halt gemacht. Die Söhne Hans und Paul übernehmen 1946 die Regie, und beschäftigen 1950 bereits etwa 1.000 Menschen.

Der deutsche Markt ist für "Haribo" bald zu klein, man expandiert. Fusionen und Niederlassungen in ganz Europa vergrößern das Unternehmen. Bald gehören auch Firmen wie die Dr. Hillers AG und die Marke "Vademecum" zum "Imperium", das so nun auch Produkte zur Zahnpflege herstellt (ein Schelm, wer Böses dabei denkt). 1986 übernimmt "Haribo" die Firma Edmund Münster, die den Kaubonbon "Maoam" herstellt, wie die Gummibärchen heute eine Kultmarke.

Frankreich, England, Spanien, Italien, die skandinavischen Länder und Benelux - sie alle werden mit "Haribo"-Produkten beliefert oder stellen sie selbst her. 1982 gelang der Sprung über den großen Teich, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs der in den Osten Europas, nach Tschechien und Ungarn. 2001 übernahm "Haribo" einen türkischen Fruchtgummihersteller - der Weg in den arabischen Raum war geebnet.

Hans Riegel jun., der gemeinsam mit seinem Bruder Paul die Firma leitet, hat offensichtlich einen Riecher für Trends. Es heißt, er ließe sich von Jugendmagazinen, Comics und Kinderserien inspirieren. "Ich liebe Kinder", sagte er einmal, "ich beobachte sie gern. Sie sind meine Kunden." Mittlerweile ist die dritte Generation Riegel mit am Werk - erfolgreich, wie man sieht. Die süßen Begleiterscheinungen dieser spannenden Firmengeschichte haben nicht nur die Festung Ehrenbreitstein erobert, sondern auch die Herzen vieler Naschkatzen in aller Welt. Silke Osman

Ausstellung in Koblenz: Haribo - mit dem Goldbären zur Kultmarke Foto: Museum


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