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27.08.05 / Ideen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 27. August 2005

Ideen von der Weser
Der Kunstschmied Georg Petau formt Vielfältiges aus Eisen

Jeder, der hineinklettert, kann sich wie Münchhausen fühlen", erläutert Georg Petau sein neues Werk, während er auf der im Durchschnitt 90 Zentimeter messenden Kugel des von ihm geschaffenen Münchhausen-Denkmals sitzt. Die Plastik, die anläßlich des 750. Stadtjubiläums als Geschenk der Geburtstadt des echten Barons Münchhausen an Königsberg übergeben wurde (die PAZ berichtete), zeigt die Silhouette des Barons auf der berühmten Kanonenkugel in Überlebensgröße. Kugel, Dreispitz und Rockschöße als plastische Elemente sind Szenen aus dem Krieg gegen die Türken, in dem Münchhausen im Dienste der russischen Armee kämpfte. Das dreidimensionale Objekt steht auf einem Sockel aus zwei Halbkreisen, die den Grundriß der Stadt darstellen. Sie sind so zusammengefügt, daß die jeweils auf einer Hälfte über Kopf angeordneten Silben der Städtenamen - Königs-grad, Kalinin-berg - erst als Ganzes die vollständigen Städtenamen Königsberg und Kaliningrad ergeben. Die Idee ist, beide Namen gleichwertig nebeneinander erscheinen zu lassen.

Die Kanonenkugel als Symbol der Zerstörung besteht ebenfalls aus zwei Hälften, die zusammengeschweißt ein Ganzes ergeben, quasi das Gegenteil der Zerstörung. Durch die ausgeschnittene Silhouette Münchhausens kann man über Grenzen hinweg klettern. Die Skulptur soll den Lauf der Geschichte dokumentieren; das Projekt Münchhausen will bewirken, Freunde zusammenzubringen und aus Fremden Freunde werden zu lassen.

Der 42jährige Kunstschmied Georg Petau aus Polle hat neben einer Lehre als Kunstschmied, als deren Abschluß er Landessieger in Nordrhein-Westfalen wurde, eine Aluminiumschweißausbildung absolviert, bestand 1990 die Meisterprüfung und arbeitet mit seinem Team seit 1991 im eigenen Meisterbetrieb in Polle an der Weser. 1997 kam eine Betriebsgründung in Hämelschenburg hinzu. 2002 schloß Georg Petau einen dreimonatigen Maestrokurs als Restaurator in Venedig ab.

Neben traditioneller und zeitgemäßer Schmiedekunst stellt sein Betrieb sakrale Artefakte wie Altarkreuze und Leuchter für Kirchen und Klöster her. Er fertigt aber auch Gegenstände zur Wohnraum- (Treppengeländer, Lampen) und zur Gartengestaltung (Gartentore, Geländer, Brunnenbaldachine). Petau geht dabei auf die individuellen Wünsche seiner Kunden ein. "Sie sind der wichtigste Mensch in meinem Unternehmen", begrüßt Petau seinen Kunden. "Aus einem ersten Gespräch entwickelt sich eine Vision und daraus ein Modell." Mit viel Feingefühl ergänzt der Kunstschmied die Idee des Kunden, faßt sie in Materie und macht sie so, im wahrsten Sinne des Wortes, greifbar. Höchste Anforderungen stellt Petau selbstverständlich an Qualität und Ausführung. Auf diese Weise entstehen seltene Unikate wie etwa ein Gartentor in Form der zum Haus gehörenden Hausnummer oder ein 50 Millimeter hoher geschmiedeter Heidschnuckenbock. Eine Haustür aus Glas mit innenliegender künstlerisch gestalteter Kupferblechfüllung zwischen Doppelglasscheiben wird zum einmaligen Kunstwerk.

Im August veranstaltete Petau zum zweiten Mal ein "Rennofen-Symposium", auf dem selbstgebaute Öfen aus Lehm zur Eisenerzschmelze hergestellt werden. Zu diesem Wettbewerb reisten Schmiede aus der ganzen Umgebung nach Polle. Rennöfen wurden bereits in vorgeschichtlicher Zeit zur Herstellung von Eisen verwendet. Kelten, Römer und Germanen kannten dieses Verfahren, bei dem aus Lehm Türme errichtet werden, unter denen sich im Erdboden eine Herdgrube befindet. Der Rennofen wird mit Torf und Holzkohle beheizt. Von oben wird dann der Ofen abwechselnd mit Holzkohleschichten und dem Erz befüllt. Bei sehr hoher Temperatur schmilzt die Schlacke aus und rinnt nach dem Anstechen in die Herdgrube. Daher also die Bezeichnung "Rennofen". Das Feuer im Ofen wird mit einem Blasebalg auf hoher Flamme gehalten, die Roheisenstücke heißen Luppe, aus denen dann durch weiteres Feuern die restliche Schlacke herausgebrannt wird. Am Ende dieser Prozeduren entsteht Eisen, das zu einem fertigen Produkt geschmiedet werden kann.

Wer sich gerne näher über den Künstler, geplante Aktionen und seine Arbeit informieren möchte, kann sich auf der Homepage www.petau.net  im Internet ein ausführliches Bild machen.

Manuela Rosenthal-Kappi

Einfallsreicher Kunstschmied: Georg Petau  Foto: Sabine Weiße


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