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27.08.05 / Lebensprall / Romanhafte Darstellung der Staufer

© Preußische Allgemeine Zeitung / 27. August 2005

Lebensprall
Romanhafte Darstellung der Staufer

Dieter Breuers, Historiker sowie viele Jahre Chefredakteur in Köln und Bonn, hat ein herrliches Buch geschrieben. Abenteuerlich, lebensprall rückt "Die glühende Krone - Die Staufer und ihre Zeit" dem Leser vor das Auge. Von 1050 bis 1268 gehörten die aus Schwaben stammenden Staufer zu den führenden Adelsgeschlechtern Europas, stellten Kaiser und Könige. Welfen, Salier und andere waren gleichrangige Konkurrenten im Streben nach Macht; es hinderte sie nicht, verwandtschaftliche Verflechtungen einzugehen. Im Gegenteil: Durch Heirat war friedliche Besitzmehrung, "Landnahme" möglich.

Zwei Kaiser ragen aus der "Stauferzeit" hervor: Friedrich I., genannt "Barbarossa", "Rotbart" (1122-1190) und sein Enkel Friedrich II., wegen seiner Geburt in Süditalien liebevoll das "Kind aus Apulien" (1194-1250) genannt, mehrten den Glanz der im 10. Jahrhundert gefertigten, mit Kreuz und Edelsteinen bestückten "deutschen Kaiserkrone". Leben und Schicksal dieser zwei Menschen bestimmen weitgehend den Inhalt des Buches. Geschildert werden ihre Ehen, ihre wirtschaftlichen und kulturellen Erfolge und Neuerungen, ihre Kriegszüge bis in den Orient, ihre Zwiste mit der Kirche in Rom.

Während eines Kreuzzuges starb Friedrich I. im Alter von 68 Jahren an der Südküste Kleinasiens. An einem glutheißen Tag machte der Troß in einer Felsenschlucht am Fluß Saleph Rast. Friedrich badete im eiskalten Wasser - und ertrank. Das Herz hatte ausgesetzt. 56 Jahre zählte Friedrich II., "das Staunen der Welt", als er 1250 im italienischen Kastel Fiorentino einem Krebsleiden erlag. Den berühmten Beinamen hatte ihm die Mitwelt verpaßt. "Wahrhaftig, ihn verehren Land und Meer, ihm jubeln die Lüfte zu" schrieb Friedrichs Zeitgenosse Petrus von Vinea. Als hochgeachtete Regenten gingen beide Kaiser in die Geschichte ein. Eine Sage bemächtigte sich ihrer. Derzufolge waren sie nicht gestorben, sondern schliefen in einem Berg. Aber in welchem? Volksglaube entschied sich für den "Kyffhäuser" bei Halle.

Kulturgeschichte, Sittengeschichte ist fokussierte Sozialgeschichte. Dieter Breuers legt ein Werk vor, das bis in die Einzelheiten das alltägliche Leben in der Stauferzeit schildert: Adelsgesellschaft, hohe Geistlichkeit und Mönchsorden, Nonnenklöster, Bürgertum, Bauern und Handwerker, Handel und Gewerbe, Künstler und fahrendes Volk. Selbstverständlich fehlen nicht die Minnesänger, exemplarisch geschildert im Kapitel "Hohe Minne - niedere Lust". Auch fehlt nicht das eifrig praktizierte "Schmiergeld"-Szenarium um Posten, Lehen, Vorteilsnahme. Nur nannte man es damals nicht Schmiergeld, sondern "Handsalbung". Zuletzt seien die "Raubritter" erwähnt, bewaffnete Wegelagerer, Straßenbanditen, die aus dem verarmten Adelsrittertum hervorgingen. Sie überfielen Kaufleute wegen ihrer Frachtgüter sowie Reisende.

Wie gesagt: ein absolut herrliches Buch. Esther Knorr-Anders

Dieter Breuers: "Die glühende Krone - Die Staufer und ihre Zeit", Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 2005, broschiert, 587 Seiten, 12,90 Euro


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