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03.09.05 / Vom Barock zu Erichs Lampenladen / Generationen hatten sich in dem Meisterwerk auf der Spreeinsel verewigt - dann kam Ulbricht

© Preußische Allgemeine Zeitung / 03. September 2005

Vom Barock zu Erichs Lampenladen
Generationen hatten sich in dem Meisterwerk auf der Spreeinsel verewigt - dann kam Ulbricht

Kurfürst Friedrich II. (1440 bis 1470) ließ im späten Mittelalter auf der Spreeinsel eine Burg errichten, von wo aus die sich an dieser Stelle kreuzenden Handelswege kontrolliert werden sollten - diese Burg war die ursprüngliche Keimzelle des Berliner Stadtschlosses. Ein Jahrhundert später ließ Kurfürst Joachim II. (1535 bis 1571) die Burg in weiten Teilen wieder abtragen und an ihrer Stelle nach dem Vorbild des Schlosses in Torgau durch die Baumeister Caspar Theiss und Kunz Buntschuh eine Residenz errichten - als eine der prachtvollsten Renaissance-Bauten.

Während des Dreißigjährigen Krieges verfiel das Schloß in weiten Teilen - es war der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640 bis 1688), der es wieder herrichten ließ und mit bedeutenden Innenräumen wie der Kugelkammer und der Braunschweigischen Galerie ergänzte. Unter Preußens König Friedrich I. wurde das Schloß zur Königsresidenz ausgebaut: Hofbaumeister Andreas Schlüter gestaltete es zum großartigsten Profanbau des protestantischen Barocks - mit einem Schönheitsfehler: Der von ihm entworfene Münzturm mußte wegen falscher statischer Berechnungen wieder abgerissen werden. Weitere Ausbaupläne fielen dem eisernen Sparwillen König Friedrich Wilhelm I., des Soldatenkönigs, zum Opfer, der nach einem preußischen Kassensturz die meisten seiner Baumeister entließ.

Friedrich August Stüler und Albert Schadow fügten dem Schloß im 19. Jahrhundert noch einen Kuppelbau hinzu - damit hatte es seine endgültige Form gefunden: Sie sollte wiederum nur ein Jahrhundert halten.

Einzug in die Geschichtsbücher feierte das Schloß noch einmal am 9. November 1918, als von seinem Portal IV aus Karl Liebknecht eine "sozialistische Republik" ausrief. Am 3. Februar 1945 zerstörten alliierte Bomben weite Teile des Stadtschlosses. Indes: Außenmauern, tragende Wände und Teile der Innenausstattung blieben erhalten. Bis 1950 nutzten Kommunisten die Ruine zu Ausstellungszwecken. Wegen der vermeintlichen historischen Bedeutung als symbolischstes Denkmal eines "preußischen Militarismus´" wurde es schließlich auf Beschluß der DDR-Führung am 7. September 1950 gesprengt.

Das Gelände wurde fortan als Aufmarschplatz für Militärparaden genutzt - an die Stelle des Schlosses war der Marx-Engels-Platz getreten, mit dem 1964 fertiggestellten Staatsratsgebäude und dem 1976 eingeweihten "Palast der Republik".

Dieser Palast sollte als "Volkshaus" dienen - mit Restaurants, Kegelbahn und Großem Festsaal. Der sozialistische Volksmund nannte ihn, in Anlehnung an Staats- und Parteichef Honecker, bald nur noch "Erichs Lampenladen". In ihm tagte auch die Volkskammer, fanden die SED-Parteitage statt.

Noch vor der Wiedervereinigung wurde der "Palast der Republik" von der ersten und einzigen frei gewählten Volkskammer der DDR geschlossen - wegen Asbestverseuchung. Trotz umfangreicher Sanierungsarbeiten beschloß der Bundestag schließlich im Jahr 2003 den Abriß. Er allein wird mindestens 20 Millionen Euro kosten.

Ins ehemalige DDR-Staatsratsgebäude wird in diesem Herbst eine "European School of Management and Technology" einziehen.

Bauminister Stolpe sagte dieser Tage: "Wenn jetzt an dem Platz, an dem einmal das Preußenschloß stand, ein nationales Kultur- und Wissenschaftszentrum eröffnet wird, dann könnte Preußen endgültig in Deutschland und Europa aufgehen - und es könnte ein Ort entstehen, der für Hessen und Schwaben ebenso interessant sein sollte wie für die Bewohner der ehemals preußischen Gebiete Deutschlands. jtj


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