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10.09.05 / Eine Insel mit zwei Bergen / Die "Augsburger Puppenkiste" erobert mit Jim Knopf, Urmel und Kater Mikesch die Welt

© Preußische Allgemeine Zeitung / 10. September 2005

Eine Insel mit zwei Bergen
Die "Augsburger Puppenkiste" erobert mit Jim Knopf, Urmel und Kater Mikesch die Welt

Die kleine Melodie wollte einfach nicht aus dem Sinn, doch nur die erste Zeile des Liedes war gegenwärtig: "Eine Insel mit zwei Bergen ..." Wie ging's bloß weiter? Eine spontane Umfrage unter den Kollegen in der Redaktion brachte auch nichts Neues, nur entsprechendes rhythmisches Kopfwackeln: "Eine Insel mit zwei Bergen ... da da dada dada da ..." Verflixt! Wer konnte nur helfen? Na klar, das Internet. Und da stand's dann schwarz auf weiß: "Eine Insel mit zwei Bergen, und im tiefen weiten Meer, mit viel Tunnels und Geleisen und dem Eisenbahnverkehr ..."

Die Interpreten Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, sie waren die Helden der Kinder in den 60er Jahren und stehen neben Kater Mikesch, Urmel und dem kleinen dikken Ritter Oblong Fitz Oblong für die "Augsburger Puppenkiste" und ihre unvergessenen Produktionen in mehr als fünf Jahrzehnten.

In 800 TV-Produktionen und Theaterstücken sind die liebvoll handgeschnitzten Marionetten über die Bühne getobt und haben Abenteuer aller Art bestanden. Im Augsburger Puppentheatermuseum "die Kiste", Spitalgasse 15, 86150 Augsburg, Telefon (08 21) 45 03 45 - 0, E-Mail: kontakt@puppenkiste.com , sind auf 570 Quadratmetern die berühmten "Stars an Fäden" zu bewundern. Bühnenbilder, Entwürfe und Kostümzeichnungen zeigen den Hintergrund und die Arbeit, die hinter solchen Produktionen stekken. Neben der beliebten Dauerausstellung "Jim Knopf, Urmel & Co." widmen sich Sonderausstellungen den unterschiedlichsten Themen. So sind noch bis zum 25. September unter dem Titel "Märchen der Völker" neben Figuren aus den Märchen der "Augsburger Puppenkiste" auch solche anderer Theater, Museen und Sammlungen zu sehen. Von Hand- und Stabpuppen aus dem asiatischen Raum bis hin zu Marionetten und Miniaturpuppen reicht das breite Spektrum. Gleich im Anschluß an diese Schau ist dann vom 28. September bis zum 22. Januar 2006 die Sonderausstellung "Ritter, Räuber, Königshof" zu sehen. Sei es "Don Quichotte", sei es der kleine dicke Ritter oder auch "Ritter Kunibert" - sie alle kämpfen mehr oder weniger erfolgreich und temperamentvoll um die Ehre oder um liebliche Prinzessinnen, ob sie nun auf einer Erbse schlafen können oder nicht. Täuschend ähnlich nachgeahmte Burg- und Schloßrequisiten gewähren einen lebendigen Einblick in das Mittelalter.

Im "Louvre der Kinderunterhaltung", wie das Museum kürzlich genannt wurde, wird all das wieder lebendig, was in der Kindheit wichtig war - eine heile Welt, in der das Gute siegt und auch einen Namen hat, ob nun Jim oder Urmel oder Mikesch. Möglich geworden ist alles nur durch den Traum eines Mannes, der auch die Kraft und Ausdauer hatte, diesen Traum zu verwirklichen. Als Walter Oehmichen im Zweiten Weltkrieg erst seine Kameraden mit einem Puppentheater bei Laune hielt und später mit seiner Frau und den Töchtern in Augsburg den "Puppenschrein", ein erstes eigenes Marionettentheater, eröffnete, ahnte er nicht, welche Erfolge er einmal damit feiern würde.

Der "Puppenschrein" verbrannte 1944; vier Jahre später war Premiere mit dem "Gestiefelten Kater". Das Theater im ehemaligen Heilig-Geist-Spital nannte sich künftig "Augsburger Puppenkiste". Oehmichen und seine Mitarbeiter inszenierten Märchen und sogar Opern, schrieben eigene Stücke. Das Fernsehen machte sie schließlich über die engeren Grenzen hinaus bekannt. Mittlerweile wird das Theater in der dritten Generation geleitet. Eine Tournee führte die "Stars an Fäden" durch ganz Deutschland, und auch auf der Kinoleinwand feierte man Erfolge (mit "Die Story von Monty Spinneratz"). Im August liefen 13 Folgen von "Lilalu im Schepperland" (HR 3) als Wiederholung im Fernsehen. Auch gingen die Meister des Marionettenspiels mit ihren Figuren in Kinderkrankenhäuser. "Das kleine Känguruh und der Angsthase" brachten den Patienten ein bißchen Freude in ihren Klinikalltag. In der Schweiz und selbst in Kuwait sind die Puppenspieler und ihre Helden bekannt. Im vergangenen Jahr ehrten die Leser der Fernsehzeitschrift Hörzu die "Augsburger Puppenkiste" mit der Verleihung der "Goldenen Kamera". Ein Preis, der die Puppenspieler ganz gewiß erfreut hat. Eine Freude aber, die noch übertroffen werden kann, wenn das große und kleine Publikum begeistert applaudiert bei den Aufführungen in der Spitalgasse.

Vom 20. bis 23. Oktober ist im Kulturhaus Abraxas in Augsburg zum 3. Mal das KLAPPS geplant, das "Kleine Augsburger Puppenspielfestival", auf dem Figurentheater aus nah und fern ihr Können zeigen werden. Nähere Informationen unter Telefon (0821) 45 03 45 38 (montags bis donnerstags von 10 bis 13 Uhr). Silke Osman

 Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer: Sie erleben viele Abenteuer auf der kleinen Insel "Lummerland". Foto: Museum


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