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17.09.05 / Die "Puppen" kehren zurück / Sechs Denkmäler wurden vor dem Berliner Schloß Charlottenburg aufgebaut

© Preußische Allgemeine Zeitung / 17. September 2005

Die "Puppen" kehren zurück
Sechs Denkmäler wurden vor dem Berliner Schloß Charlottenburg aufgebaut

Auf eine ereignisreiche Geschichte können die Marmorstandbilder zurückblicken, die jetzt wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt Berlin und der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur drei Hauptstandbilder und drei Beifiguren der sogenannten "Puppenallee" als Teil der Ausstellung "Der Kaiser und die Macht der Medien" (siehe auch Beitrag auf Seite 9 dieser Ausgabe) vor dem Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg am Dienstag aufgestellt. Die drei 2,85 Meter bis 2,90 Meter großen Hauptfiguren sind Otto der Faule (Markgraf Otto von Wittelsbach), Friedrich Wilhelm II. und Wilhelm I. sowie Andreas Schlüter, Heinrich von Antwerpen und Wratislaw IV. (Herzog von Pommern).

Ursprünglich waren die 32 Marmorstandbilder der Herrscher Brandenburgs und Preußens entlang der vom Kemperplatz bis zur Siegessäule führenden Siegesallee im Tiergarten zu bestaunen. Dort hatte man das Geschenk von Kaiser Wilhelm II. - die unter der Leitung des Rauch-Schülers Reinhold Begas (1831-1911) geschaffenen Skulpturen 1898 bis 1901 - aufgestellt. Sie sollten gemäß den Wünschen seiner Majestät "erzieherisch auf das Volk wirken".

Den Denkmälern unter anderem von Kaiser Wilhelm I., König Friedrich Wilhelm III., Helmuth Graf von Moltke, Otto Fürst von Bismarck, Karl Freiherr vom und zum Stein sowie Kurfürst Johann Georg waren je zwei charakteristische Zeitgenossen als Nebenfiguren beigestellt. Die 750 Meter lange Strecke war bald eine beliebte Flaniermeile der Berliner, die auch schnell einen Spottnamen für die Straße fanden: "Puppenallee" hieß fortan die Strecke im Volksmund.

Doch nicht alle Berliner waren angetan von den "Puppen". Revolutionäre wollten sie gar in die Luft sprengen. 1938 wurde das Denk-malensemble von den Nationalsozialisten für die von Albert Speer geplante Nord-Süd-Achse verlegt: Die Siegessäule und die weiteren Denkmäler des Königsplatzes, Bismarck, Roon und Moltke, erhielten dabei ihren heutigen Standort am Großen Stern.

Im Zweiten Weltkrieg wurden viele der Denkmäler beschädigt, wenn nicht gar zerstört. 1947 wurden auf Veranlassung der Siegermächte die Reste der Denkmäler aus dem Tiergarten entfernt. An Preußen erinnernde Spuren sollten getilgt werden. Zwei Hauptfiguren (Albrecht der Bär und Friedrich Wilhelm IV.) kamen an andere Standorte, die restlichen wurden demontiert und im Schloßpark

Bellevue "beerdigt". Erst 1978 wurden die Standbilder wieder ausgegraben und im Lapidarium Kreuzberg am Halleschen Ufer untergebracht. Diese erste Abwasserpumpstation wurde 1876 errichtet

und geht zurück auf die Idee des Stadtbaurats James Hobrecht (1825-1902) aus Memel, der Entscheidendes für die Berliner Stadtentwässerung geleistet hat.

Von den Hauptfiguren sind heute noch 28 erhalten, 26 davon befinden sich im Lapidarium. Von den Beifiguren existieren noch 49, davon 41 auf dem Freigelände. Sie sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich. os / cg

Ein Geschenk Kaiser Wilhelms II.: Die Puppenallee Anfang 1900

"Puppenbeerdigung": 1954 im Schloßpark Bellevue vergraben

Abtransport: Denkmal von Kaiser Wilhelm I. Fotos (4): spsg (2), dhm, Archiv

Lagerstätte: Wratislaw IV., Herzog von Pommern, (2 .v. r.) wurde aufgestellt


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