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17.09.05 / Großer Anklang / Fünf Jahre Museum Georg Schäfer

© Preußische Allgemeine Zeitung / 17. September 2005

Großer Anklang
Fünf Jahre Museum Georg Schäfer

Fehlt's bei einem Klavier, so schickt man einfach zum Klavierstimmer - und so sollt' von Rechtswegen vom Staate auch für Menschenstimmer gesorgt werden, die von Haus zu Haus gehen und die Leute wieder ins Reine bringen mit dem wahren Stimmhamer und Schlüssel", forderte im April anno 1884 der Maler Carl Spitzweg (1808-1885). Der wegen seiner pointierten Darstellungen des menschlichen Lebens beliebte Künstler fand auch gleich die entsprechenden Lösungen für seine Forderung und sprach von "frohen Botschaften, Auszeichnungen und Anerkennungen, Haupttreffern, erhörenden Liebesbriefen, reichen Onkel-Schlagflüssen, Orden und Avancements, je nach Alter, Ansehen und Stand der Person, also auch Aussichten auf einen gebratenen Indian und neue Buxkinhosen auf'n Sonntag und den ,Sonntags-Ausgang' selber ..." - Einem Sonntagsspaziergang der besonderen Art begegnet man derzeit auch im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt, Brückenstraße 20, wo noch bis zum 3. Oktober unter dem Titel "Spitzweg & Co. Gemalter Humor" über 30 Gemälde zu sehen sind, darunter auch unbekannte Einzelwerke aus dem bislang wenig präsentierten Depotbestand des vor fünf Jahren gegründeten Museums und aus Privatbesitz (dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, donnerstags 10 bis 21 Uhr, montags geschlossen).

Ausgewählte Werke von Spitzweg, so auch der "Sonntagsspaziergang" von 1850 / 55, auf dem der brave Bürger geradezu über die Stränge schlägt, indem er auf seinem Spazierstock übermütig einen Zylinder jongliert, werden Idyllen von Ludwig Knaus, Topographien von Anton Burger und Possen von Heinrich Marr gegenübergestellt.

Am 23. September jährt sich der Todestag Carl Spitzwegs zum 120. Mal; aus diesem Grund findet "Die beSondere Führung" mit Museumsleiterin Sigrid Bertuleit statt

(11 Uhr). Doch ist dieser Tag auch ein Grund zur Freude, denn vor genau fünf Jahren wurde das Museum Georg Schäfer mit seiner Sammlung zur deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts der Öffentlichkeit übergeben. Mittlerweile haben 260.000 Menschen das Haus besucht; 20 Sonderausstellungen wurden veranstaltet und 3.731 Führungen angeboten. Einen Rückblick auf die Sonderausstellungen bietet die Schau "Höhenlinien" (ebenfalls bis zum 3. Oktober). Sie erinnert an zehn Präsentationen, bei denen Arbeiten auf Papier eine besondere Rolle gespielt haben. Rund 60 Zeichnungen, Aquarelle, Pastelle und Gouachen aus eigenem Bestand zeigen die Vielfalt der Sammlung.

Begonnen hatte es vor fünf Jahren mit einer Ausstellung von Werken Adolph Menzels, der mit außergewöhnlich vielen Arbeiten in der Privatsammlung vertreten ist. Ein weiterer Höhepunkt waren die deutschen Romantiker mit Caspar David Friedrich und Moritz von Schwind. Max Liebermanns "Straße in Amsterdam" oder ein Seestück von Walter Leistikow weckten "Fernweh und Reiselust", so der Titel einer anderen Ausstellung, während Max Slevogt und Max Klinger für "Die Leidenschaft des Sammelns" stehen. Ohne diese Leidenschaft aber wären Museen wie das der Sammlung Georg Schäfers überhaupt nicht möglich und die deutsche Museumslandschaft sehr viel ärmer. Am 23. und 24. September wird denn auch kräftig gefeiert in Schweinfurt. SiS


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