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24.09.05 / Eine Fürstin kehrt zurück / Beutekunst: Ein Gemälde kam aus Kirgisistan wieder nach Berlin

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. September 2005

Eine Fürstin kehrt zurück
Beutekunst: Ein Gemälde kam aus Kirgisistan wieder nach Berlin

Nach längeren Bemühungen gelang es der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), das 1946 von einem sowjetischen Offizier geraubte Gemälde "Ausritt der Fürstin Liegnitz im Park von Charlottenburg" von Franz Krüger aus Kirgisistan nach Deutschland zurückzuholen. Am 1. September 2005 hat die Regierung der Republik Kirgisien die Ausfuhrgenehmigung für das im Privatbesitz aufgetauchte Gemälde erteilt und damit seine Rück-kehr nach Deutschland ermöglicht.

Eine Privatperson hatte das Kunstwerk Anfang 2005 der deutschen Botschaft in Bischkek mit dem Wunsch übergeben, es dem rechtmäßigen Eigentümer, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, zukommen zu lassen.

Es ist das erste Mal, daß ein Stück der von den Sowjets aus Deutschland verschleppten Kulturgüter in Kirgisien auftauchte. Die Ausfuhr ist ein positives Beispiel für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und einem Staat der ehemaligen Sowjetunion in der Frage der Beutekunst-Rückführung. Die Rückführung erfolgte ohne direkte finanzielle Gegenleistung, wie eine Sprecherin der SPSG gegen-über der PAZ erklärte. Indes engagiert sich die deutsche "Kreditanstalt für Wideraufbau" seit dem vergangenen Jahr bei der Finanzierung von 150000 elektrischen Zählern für das zentralasiatische Land, mit denen gewaltige wirtschaftliche Verluste bei der Stromverteilung verringert werden sollen.

Die SPSG vermißt seit 1945 allein mehr als 3000 Gemälde. Sie vermutet davon den größten Teil in Rußland oder anderen ehemaligen Sowjetrepubliken. Beispielsweise zeichnet sich immer noch keine Lösung für das Gemälde "Tarquinius und Lucretia" von Peter Paul Rubens ab, das ebenfalls aus den Schlössern 1945 gestohlen wurde und sich heute in russischem Privatbesitz befindet.

"Der Ausritt der Fürstin Liegnitz im Park von Charlottenburg" ( um 1836 entstanden) gehört seit der 1906 in der Berliner Nationalgalerie veranstalteten Jahrhundert-Ausstellung zu den bekanntesten Werken Franz Krügers (1797-1857). Es zeigt die zur Fürstin Liegnitz erhobene zweite Ehefrau Friedrich Wilhelms III., Auguste Gräfin Harrach, bei einem Ausritt in Begleitung einer Hofdame und eines Adjutanten im Charlottenburger Schloßgarten.

1839 schenkte die Fürstin das Gemälde Friedrich Wilhelm III. In der Darstellung der Fürstin als elegante Reiterin orientierte sich Franz Krüger an damals in Mode gekommenen Szenen aus dem "sporting life" der englischen Oberschicht. Ab 1906 ist das Gemälde im Hohenzollernmuseum Schloß Monbijou in Berlin nachweisbar. 1942 wurde das Bild zum Schutz vor Bombenangriffen in den Flakturm Friedrichshain, später in das Schloß Sanssouci ausgelagert und am 17. Mai 1946 von einem sowjetischen Offizier mit anderen Gemälden zum Abtransport in die UdSSR bestimmt. Seither galt es als verschollen.

1991 wurde Kirgisien unabhängig. In der jüngsten Zeit ging die Wirtschaftsleistung um durchschnittlich 5,4 Prozent im Jahr zurück. Mit einem jährlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von nur 290 Euro pro Kopf (2004) gehört Kirgisien zu den ärmsten Ländern der Welt. Zum Vergleich: Deutschland erzielte im selben Jahr ein Pro-Kopf-BIP von 26850 Euro. pm / man

 Franz Krüger: Der Ausritt der Fürstin Liegnitz im Park von Charlottenburg Foto:SPSG


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