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24.09.05 / Keine Harmonie ohne die Wahrheit / Auszüge der Predigt

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. September 2005

Keine Harmonie ohne die Wahrheit
Auszüge der Predigt von Pater Eduard Prawdzik SVD zum Jubiläum 500 Jahre Reiffenrode

Was nützt all das Jammern über unsere schlechte Welt! Zünden wir die Kerze unseres Glaubens an, und lassen wir das Licht unserer Liebe in der Dunkelheit des sündigen Alltags leuchten! - Aus diesem Grunde werden wir euch am Ende dieses Gottesdienstes eine große Kerze übergeben. Diese Kerze soll uns alle an diese Begegnung von Mensch zu Mensch erinnern. Diese Geste der Versöhnung soll kein Zudecken der Vergangenheit sein, nein, das Gegenteil: ein Offenlegen; das Licht soll darstellen die Heilung unserer schmerzhaften Erinnerung. Heilung brauchen wir alle.

Gott sei Lob und Dank, daß dieser Ort sich all die Jahre eine Kirche erhalten hat. Was wäre aus Prawdzisken ohne das Gotteshaus, ohne die Pfarrei geworden! Es wäre noch viel, viel armseliger geworden, so wie die meisten Dörfer im Kaliningrader Gebiet. Ich will nicht ausländische Zeitungen zitieren, wie sie unsere Dörfer dort im Norden des früheren Ostpreußen betiteln. - Schade, wirklich schade, daß die evangelische Kirche vor 50 Jahren total weggeräumt wurde; wenigstens die Glocken erfüllen noch ihren Dienst, wenn auch in einer anderen Kirche nicht weit von hier.

Eins aber dürfen wir auf dieser Wallfahrt nach hier nicht vergessen. Schon der Name Prawdziska verpflichtet uns dazu. Denn so sagt der Lateiner: "Nomen est omen", das heißt der Name ist eine Verpflichtung. Prawdziska sollte doch das Dorf derer sein, die die Wahrheit lieben, die Wahrheit suchen.

Wie können wir dieses Jubiläum beschließen, ohne einen Aufruf! Dienen wir doch mehr der historischen Wahrheit! Verhelfen wir der Wahrheit zum Siege. Ohne die Wahrheit gibt es keine Harmonie, keinen Frieden! - Ein Beispiel: über die Verbrechen der Faschisten haben wir Gott sei Dank viel gehört, gelesen und gesehen. Worte wie Hitler, Blitzkrieg, Dachau, Auschwitz - wer kennt die nicht! Selbst auf den Philippinen weiß das jeder zweite Mensch. Und so war es würdig und recht, heilsam und gut, als ein deutscher Bundeskanzler im Ghetto von Warschau vor lauter Scham auf die Knie gefallen ist und um Vergebung gebeten hat. Das war o.k.!

Seitdem warte ich, daß auch mal ein Führer des Volkes auf die Knie fallen wird und um Vergebung bitten wird für die Verbrechen der anderen politischen Seite! "Nur die Wahrheit wird uns freimachen!" (Joh. 8, 32) - sagte schon Jesus. Was sagt der gute Papst Johannes XXIII. zu dieser brennenden Frage? "Der Grund allen Übels, das wie ein Gift die Nationen verseucht, ist die Unkenntnis, oft sogar Verachtung der Wahrheit".

Ja, Brüder und Schwestern, wie kann Friede, Einheit, innere Kraft sich unter den Menschen ausbreiten, wenn einige sich immer nur allzu sehr als die Unschuldigen, die Leidtragenden, die Rechtgläubigen, die Schuldlosen darstellen und allzu einseitig die anderen, die andere Seite als die großen Sündenböcke darstellen. - Einseitigkeit schafft neue Spannungen.

Vor wenigen Wochen feierte Kaliningrad sein 750jähriges Bestehen. Es wurde viel Geld ausgegeben und viel gefeiert. Meine Russischlehrerin, dazu noch Dolmetscherin und Sekretärin, eine geborene Kaliningraderin, meinte zu diesem Ereignis: "Dieses Fest war ohne einen Sinn. Die Wahrheit durfte sich nicht zeigen! Das reiche kulturelle Erbe der einstigen Bewohner der Stadt und ihr tragisches Schicksal wurden niemals erwähnt!" Was wird der Effekt sein? Papst Johannes XXIII. würde sagen: "Neuer Schaden für den einzelnen und das ganze Volk!" - Am Ende einen ganz besonderen Dank an den heiligen Geist. Er hilft uns wahrhaftige, furchtlose Menschen zu sein, Er hilft uns ein Jubiläum in aller Aufrichtigkeit zu feiern. So schenkt uns der Geist Gottes Mut für die Zukunft, denn wo Einigkeit herrscht, da ist Stärke! Amen.

Pater Eduard Prawdzik (r.): Bei seiner Predigt Fotos: Dziengel


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