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24.09.05 / Gemischte Gefühle / Das Schicksal der deutschen Ostflüchtlinge in dänischen Lagern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. September 2005

Gemischte Gefühle
Das Schicksal der deutschen Ostflüchtlinge in dänischen Lagern

Am 19. Januar 1945, einen Tag vor Vollendung meines 9. Lebensjahres, verließ ich mein Geburtshaus, die Försterei Friedrichsfelde in Masuren. Am 12. April erreichten wir mit dem Hilfskreuzer ,Orion' Kopenhagen." Karl-Georg Mix kennt aus eigener Erfahrung, was er in "Deutsche Flüchtlinge in Dänemark 1945-1949" thematisiert. Durch ein umfassendes Quellenstudium hat er zahlreiche Informationen zusammengetragen, die der Nachwelt einen Eindruck von den Lebensumständen der Gestrandeten vermitteln.

So standen jedem Flüchtling nur 2,5 Quadratmeter Wohnraum, häufig in Massenunterkünften, zur Verfügung. Da waren Konflikte nicht vermeidbar. "Glücklich war dran, wer praktisch arbeiten konnte. Die feinen Stadtleute waren dem Spott der Landleute ausgesetzt. Unsere Nachbarin in der Baracke, die alte Offizierswitwe, mußte sich sagen lassen: Mal sehen, ob die Alte das Holz auch mit Messer und Gabel anfaßt ... Private Unterhaltungen konnte man nur im Freien führen", zitiert Mix Ruth Henke, die im Lager Oksböl untergebracht war.

Da die Dänen keineswegs erfreut waren über die 230000 deutschen Flüchtlinge, deren Nation erst ihre Besatzer - auch auf diese Zeit geht der Autor ein - und nun mittellose, zusätzliche Esser stellte, ist nachvollziehbar. Befehle wie das Fraternisierungsverbot, daß den Dänen unter anderem auch untersagte, den ehemaligen Feind materiell zu unterstützen, rücken den nördlichen Nachbarn trotzdem in kein gutes Licht, zumal derlei Verbote auch rigoros umgesetzt wurden. Wer sich bei den Kontrollen an den Lagergrenzen erwischen ließ, wurde unweigerlich bestraft.

Der Autor zieht am Ende seiner Ausführungen das Fazit, daß die Dänen "human auf niedrigem Niveau" gewesen seien.

Im Laufe der Zeit wurden die Dänen allerdings nachsichtiger. Die Lebensumstände der Deutschen verbesserten sich und es gab kulturelle und sportliche Angebote zur Zerstreuung der Internierten, die vergebens auf ihre Rückkehr in ihre ostdeutsche Heimat hofften. In den drei Jahren nach Kriegsende nahm der Westen Deutschlands Stück für Stück die in Dänemark internierten Landsleute auf, doch auch hier waren sie nicht willkommen und wurden mit Worten wie "Da kommen die Zigeuner!" empfangen.

Am Ende seines Buches weist der Autor darauf hin, wie konträr die Menschen die Zeit in Dänemark empfunden haben. Ob "Deutsche danken Dänemark" oder "Dänemark ließ deutsche Flüchtlinge sterben", in beiden Aussagen stecke ein Stückchen Wahrheit. R. Bellano

Karl-Georg Mix: "Deutsche Flüchtlinge in Dänemark 1945-1949", Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2005, brosch., 240 Seiten, 49 Euro


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