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01.10.05 / Islamisches Zentrum im Zwielicht / Münchens älteste Moschee wird

© Preußische Allgemeine Zeitung / 01. Oktober 2005

Islamisches Zentrum im Zwielicht
Münchens älteste Moschee wird von ihrer Vergangenheit eingeholt
von Felix Menzel

In den vergangenen Wochen lief es nicht gut für das Islamische Zentrum München (IZM). Die Stimmung unter den Führern der Muslime im Münchner Norden ist gedrückt, nachdem die bayerische Regierung ihre Deutsch-Islamische Schule schließen ließ. Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes steht hinter der Schule weiterhin die radikale Islamische Gemeinschaft in Deutschland (IGD), obwohl offiziell seit zwei Jahren ein Deutsch-Islamisches Bildungswerk als Träger auftrat. Mit einem juristischen Eilantrag gegen die Schließung scheiterten die Betreiber der Schule.

Das islamistische Kapitel der Gruppe der Münchner Muslime begann Ende der 50er Jahre, als der Ägypter Said Ramadan die Vorherrschaft unter den süddeutschen Muslimen an sich riß. Ramadans Schwiegervater war Hassan al-Banna, der Gründer der Muslimbruderschaft. Ziel der 1928 in Kairo gegründete Geheimorganisation war von Anfang an, nicht nur Ägypten von westlichen Einflüssen zu säubern und nach einem Abzug der Briten zu reislamisieren, sondern weltweit ein "Kalifat", ein islamisches Regime, aufzubauen. Bannas politische Aktivitäten endeten mit seiner Ermordung 1949, fünf Jahre später versuchte der neue sozialistische Regierungschef Gamal Abd el Nasser, die Organisation zu zerschlagen.

Die meisten Mitglieder der Muslimbruderschaft flohen ins Ausland. Ramadan, mit einem jordanischen Diplomatenausweis ausgestattet, landete in Genf, war dort bei der Uno akkreditiert. Von der Schweiz aus stieg er zur zentralen Figur des fundamentalistischen Islam in Europa auf. Noch heute führen seine Söhne sein Werk fort: Hani Ramadan leitet das von seinem Vater gegründete Islamische Zentrum in Genf, Tariq Ramadan gilt heute als "Star" des intellektuellen Islamismus in Europa, zu dessen Veranstaltungen junge fanatische Muslime zu Tausenden strömen. Auch der alte Ramadan muß eine charismatische Figur gewesen sein.

In München gelang es ihm, sich mit Hilfe einer Gruppe islamischer Studenten an die Spitze der Muslime zu setzen. 1960 begann man, den Bau einer Moschee zu planen. Sein Vorgänger Namangani schrieb einen warnenden Brief an die bayerische Regierung, doch damals wie heute zeigten sich die Behörden für die islamistischen Bestrebungen blind. Als 1967 der Grundstein für die heutige Moschee gelegt wurde, war Ramadan unangefochtener Führer des Unternehmens. Als Träger trat ein Verein auf, aus dem später die Islamische Gemeinschaft in Deutschland (IGD) hervorging.

Einer von Ramadans engsten Mitarbeitern war der syrischstämmige Bankier Ghaleb Himmat. Vom Luganer See aus lenkte er die Geschäfte eines auf den Bahamas eingetragenen Geldinstituts Al Taqwa. Kurz vor Vollendung der Moschee im August 1973 löste er Ramadan als Leiter des Projekts ab, leitete anschließend fast 30 Jahre die IGD. Der amerikanische Journalist Ian Johnson schreibt im "Wall Street Journal", die Moschee in München-Freimann sei in dieser Zeit "de facto zur Botschaft der Muslimbruderschaft in Europa" geworden. Jahrelang schien sich niemand dafür zu interessieren, was dort gepredigt wurde und was sich aus dem Umfeld heraus entwickelte.

Im Anschluß an den ersten Bombenanschlag auf das World Trade Center 1993 stellte sich heraus, daß einer der Hauptdrahtzieher, Mahmoud Abouhalima, häufiger Gast der Moschee in München-Freimann gewesen war. Abouhalima wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und die deutschen Sicherheitsbehörden begannen, die Moschee zu observieren. Nach kurzer Zeit stellten sie die Überwachung wieder ein. Erst mit dem 11. September 2001 verschärfte sich die Terrorbekämpfung. Auch Himmats Bank, an der noch andere Muslimbrüder wie Yusuf Nada beteiligt sind, kam in das Blickfeld der Sicherheitsbehörden. Sämtliche US-Konten Himmats wurden eingefroren.

Fragt man beim Münchner Islamischen Zentrum nach diesen brisanten Hintergründen, so erhält man von Ahmad von Denffer, dem Leiter des IZM, eine abwiegelnde Antwort. "Dieses Zentrum hat sich von einem Zentrum, das für Deutschland und auch international wichtig war, zu einer lokalen Institution entwickelt." Die Durchsuchung des IZM durch Polizeikräfte im April des Jahres nennt er einen "Skandal". Statt von Ramadan und Himmat und den radikalen Muslimbrüdern spricht Denffer lieber über die Schule und den Kindergarten.

Daß die hinter Bäumen abgeschirmte Moschee in München-Freimann aber etwas Besonderes sein muß, beweist die Personalie Mohammed Mahdi Akef. Er, der unter Nasser Jahrzehnte im Gefängnis saß und dann von 1984 bis 1987 das IZM leitete, hat im Januar dieses Jahres den Sprung an die Spitze der Muslimbruderschaft geschafft. Er ist damit die weltweite Nummer Eins des intellektuellen Islamismus.


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