25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
08.10.05 / Für die Zukunft / Familienpolitik - ein Vergleich

© Preußische Allgemeine Zeitung / 08. Oktober 2005

Für die Zukunft
Familienpolitik - ein Vergleich
von Jürgen Liminski

Zufall oder Ironie der Geschichte? Am selben Tag, da in Berlin eine internationale Tagung der Christdemokraten für das Leben und der Konrad-Adenauer-Stiftung die Ursachen der Kinderlosigkeit in Deutschland darlegte, traf in Frankreich die alljährliche, hochrangig besetzte Familienkonferenz zusammen. Frankreich steht ähnlich tief in der Kreide wie Deutschland und dürfte sich die kräftigen Aufschläge für das Erziehungsgeld ab dem dritten Kind eigentlich nicht leisten. Aber die französische Regierung investiert in den wichtigsten Zukunftsbereich der Gesellschaft, die Familie.

Und Deutschland? Professor Birg, der bekannteste Demograph der Republik, Emeritus der Universität Bielefeld und jetzt Vorstandsmitglied im neu gegründeten "Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie" wies darauf hin, daß im Wahlkampf von den demographischen Ursachen für die gesellschaftliche Krise, in der sich Deutschland befindet, kaum die Rede war. Deutschlands politische Klasse habe die Zukunft aufgegeben. Obwohl immer weniger Kinder geboren würden, träten nur "Splittergruppen" für die Familie als ideale Lebensform ein. Wichtigste Aufgabe der Politik müsse die Rückkehr zu einer bestandserhaltenden Geburtenrate sein. Die Franzosen machen es vor und deshalb wird sich der Vorsprung Frankreichs in Wirtschaft und Gesellschaft auch vergrößern. Natürlich geht es nicht um einen demographischen Wettbewerb zwischen den Ländern. Es geht um Vitalität, um Lebensmut und Lebensfreude. Das hat mit Familie, mit selbstloser Liebe und mit Lebenssinn zu tun. Birg wies en passant auch darauf hin, daß die einflußreichsten ersten Bevölkerungswissenschaftler Theologen waren, daß schon Platon den Zusammenhang zwischen Familie und Transzendenz thematisierte und daß "dort, wo die Menschen noch ein Bewußtsein für religiöse Bindung haben, es auch mehr Kinder gibt". Dafür gäbe es auch wissenschaftliches Material.

Die logische Folge wäre einfach. "Die Politik muß Rahmen schaffen, damit die Familien Humanvermögen bilden können. Das heißt Subsidiarität und Gerechtigkeit", so Professor Spieker aus Osnabrück. Frankreich macht es vor. Aber in Deutschland verweigert sich die Politik. Sie verweigert sogar die Forschung. Von den fünf Lehrstühlen für Bevölkerungsforschung wurden vier geschlossen, obwohl die Politik ständig von der Problematik redet. Man hat es wohl weniger mit einer Schweigemauer, denn mit einer Geschwätzmauer zu tun. Hauptthema des politischen Dis-kurses sind Reformen. Man wird sehen, ob die künftige Regierung damit Pflaster bis zum nächsten Wahlkampf meint oder echte Zukunftspolitik.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren