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08.10.05 / Schönes Bautzen? / Ein seltsames Buch mit eindeutigen Absichten

© Preußische Allgemeine Zeitung / 08. Oktober 2005

Schönes Bautzen?
Ein seltsames Buch mit eindeutigen Absichten

Verheizt und Vergessen" lautet der Titel des Buches, welches die Geschichte eines einstigen CIA-Agenten und seines späteren Stasi-Untersuchungsführers schildert. Beide, die bis 1989 verfeindet waren, trafen sich später wieder und schrieben das vorliegende Buch. Es hatte die große Chance, erstmals das damalige Geschehen von beiden Seiten zu beleuchten; leider ist dies nur teilweise geglückt, wird die ehrliche Aufarbeitung auf recht vielen Seiten doch von einer allzu starken Propaganda überdeckt.

Das Thema: Ein junger Österreicher wurde 1976 von der CIA angeworben und arbeitete dann als Agentenführer in der DDR, wo er Spione für die USA anwarb und auch ausbildete. Oktober 1982 verhaftete ihn das Ministerium für Staatssicherheit. Nach sieben Monaten Untersuchungshaft verurteilte ihn ein DDR-Militärobergericht zu 15 Jahren Haft. Obwohl ihm der US-Geheimdienst zugesagt hatte, ihn in einem solchen Fall nach wenigen Monaten auszutauschen, so erfolgte nach seiner Darstellung nichts: "Ich war anscheinend abgeschrieben, verbrannt, tot."

Die Verbitterung des Verurteilten scheint sehr groß gewesen zu sein, denn sie bricht immer und immer wieder durch, so daß man den Eindruck gewinnen muß, seine Attacken auf die CIA seien ein Hauptzweck des gesamten Buches. Indes muß er selber einräumen, daß er nach zwei Jahren von eben den USA im Wege eines Agenten-Austausches freikam.

Das andere Motiv des Buches, so erscheint es zwangsläufig, ist die letztlich eher positive Darstellung der DDR-Haftanstalten. Glaubt man den Seiten, konnten die politischen Gefangenen in Bautzen II während ihrer Freistunden Fußball und ebenso Tischtennis spielen und, sofern sie über Gutscheine verfügten, in der HO "frische Brötchen am Morgen" sowie Kuchen bestellen. Die vielen gegenteiligen Schilderungen von Ex-Häftlingen seien von einer "objektiven Darstellung noch weit entfernt"; ohnehin sollte man sich davor "hüten", die damaligen Haftbedingungen in der DDR "als besonders schrecklich und menschenverachtend zu bezeichnen."

Nach der Wiedervereinigung entstand besagter Meinungsaustausch zwischen den beiden Autoren. Aufschlußreich sind schon dabei die Passagen über den beruflichen Werdegang des Stasi-Untersuchungsführers und auch seine Darstellungen über die Gründe, die zur Aufdeckung des CIA-Mannes führten. Der Leser hätte sich dazu allerdings eine ausführlichere Darlegung gewünscht. Ohnehin sollte man davon ausgehen, daß manches ebenfalls noch heute verschwiegen wird ... F.-W. Schlomann

Hannes Sieberer / Herbert Kierstein: "Verheizt und Vergessen", edition ost, Berlin 2005, broschiert, 224 Seiten, 14,90 Euro


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