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15.10.05 / "Werk des Brudersinns" / Vor 125 Jahren wurde die Fertigstellung des Kölner Doms gefeiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / 15. Oktober 2005

"Werk des Brudersinns"
Vor 125 Jahren wurde die Fertigstellung des Kölner Doms gefeiert
von Manuel Ruoff

Am 15. Oktober 1880 feierten Preußen und das Deutsche Reich die Fertigstellung des Kölner Doms. Damit hatten die Bauarbeiten an einem Jahrhundertwerk ihren Abschluß gefunden, die 632 Jahre zuvor, also im sogenannten tiefsten Mittelalter, ihren Anfang genommen hatten. 1560, auf dem Höhepunkt des Reformationszeitalters, wurden die Arbeiten an dem katholischen Gotteshaus eingestellt. In den nun folgenden Jahrhunderten, die geprägt waren von der Freude, das vermeintlich finstere Mittelalter überwunden zu haben, wurden die Bauarbeiten nicht fortgesetzt.

Eine Wende brachte die Romantik. In der Franzosenzeit sehnten sich viele Deutsche nach dem Mittelalter zurück, als es noch ein Reich gab. Mit der Sympathie für die Epoche ging eine Sympathie für den mittelalterlichen Kölner Dom einher. Ein Glücksfall für den Sakralbau war es, daß mit Friedrich Wilhelm IV. ein überzeugter Romantiker den Thron des protestantischen Preußens bestieg, zu dem Köln als Ergebnis des Wiener Kongresses von 1815 an gehörte.

Zwei Jahre nach Friedrich Wilhelms IV. Thronbesteigung, in concreto am 4. September 1842, legte der König den Grundstein für den Weiterbau an dem Werk, das nun nicht mehr nur als Haus Gottes, sondern aufgrund seines gotischen und damit angeblich urdeutschen Stils auch als Nationaldenkmal und durch seine Lage links des Rheins auch als Bollwerk gegen Frankreich gesehen wurde. Bei der Grundsteinlegung bezeichnete der Monarch den Prachtbau als "Werk des Brudersinns aller Deutschen, aller Bekenntnisse".

Als 38 Jahre später dieser Weiterbau feierlich abgeschlossen wurde, war es mit dem Brudersinn aller Bekenntnisse nicht weit her.

Der feierliche Akt der wieder im Beisein des Königs, nun Wilhelms I., vollzogen wurde, war überschattet vom sogenannten Kirchenkampf zwischen dem protestantischen Preußen und der katholischen Kirche. Das zeigte sich bereits darin, daß zur Feier der Fertigstellung dieses gewaltigen katholischen Gotteshauses, die protestantischen Kirchen geflaggt hatten, die katholischen aber nicht. Ganz bewußt war der Dom am 14. August 1880 fertiggestellt worden, um am darauffolgenden Gedenktag der (ersten) Grundsteinlegung von 1248 feiern zu können. Wilhelm I. setzte jedoch als Tag der Feier den Geburtstag seines Vorgängers und Bruders Friedrich Wilhelm IV., den 15. Oktober, durch.

Der Festgottesdienst fand in der evangelischen Trinitatiskirche statt. Im ungeschmückten Dom fand nur ein Te Deum statt, und das entgegen dem Wunsche des Metropolitankapitels vor der weltlichen Feier, an der das Kapitel nicht teilnahm.

Am Dom wurde das Kaiser- und Königspaar statt vom Erzbischof, der im niederländischen Exil lebte, vom Weihbischof empfangen, und das nicht etwa im feierlichen Bischofsornat, sondern in der schlichten Kleidung eines Domdechanten. Ein weiteres Symptom der Unwillensbekundung schließlich ist die feierliche Urkunde zur Domvollendung: Kein einziger katholischer Geistliche hat sie unterzeichnet.

Kölns Dom vor 125 Jahren: Obwohl die Fertigstellung gefeiert wurde, waren die Türme noch eingerüstet


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