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15.10.05 / Aus dem Märchenland verjagt / Christa Maxeiner erinnert sich an ihre Kindheit in Westpreußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 15. Oktober 2005

Aus dem Märchenland verjagt
Christa Maxeiner erinnert sich an ihre Kindheit in Westpreußen

Als Christa 1937 auf dem elterlichen Bauernhof in Weißhof, Westpreußen, geboren wird, sieht es so aus, als wollte sie diese Welt wieder verlassen, doch dem herbeieilenden Arzt gelingt es, das Baby zum Atmen zu bringen. Er verordnet dem schwächlichen Kind viel frische Luft und so entwickelt sich Christa zu einem gesunden und fröhlichem Kleinkind. Zu diesem Zeitpunkt leben Deutsche und Polen friedlich nebeneinander, heiraten untereinander, und in vielen Familien wird sowohl deutsch als auch polnisch gesprochen. Christa verbringt eine glückliche Kindheit, umsorgt von einer großen Familie und ihrer heißgeliebten Lotte, der Hauswirtschafterin auf dem elterlichen Hof. Besonders aufregend und abwechslungsreich sind für Christa die Sommerwochen, wenn ihr sieben Jahre älterer Bruder Peter und ihr Cousin Dieter ihre Ferien auf dem Hof verbringen. Die beiden reihen einen Streich an den nächsten. Wenn sie abgereist sind, fühlt sich Christa immer einsam und läßt sich von Lotte trösten.

Mit der Einschulung fallen die ersten Schatten des Krieges auch auf Weißhof. Immer mehr Männer werden eingezogen, auch die Lehrer, so daß die Schule immer öfter ausfällt und für Christa Lesen, Schreiben und Rechnen "böhmische Dörfer" bleiben. Im Januar 1945, mit Einmarsch der Roten Armee, nimmt ihre heile Kinderwelt ein jähes Ende und für ihre Familie sowie die schwangere Lotte beginnt der erste Teil der Flucht. Im März gelingt ihnen durch günstige Zufälle und hilfsbereite Menschen noch einmal eine Rückkehr nach Weißhof auf ihren zerstörten Hof. Aber Anfang September werden sie endgültig vertrieben und fahren in einem Viehwaggon von Marienwerder über Danzig und Stettin bis in das zerstörte Berlin. Für Christa, die Mutter und die Großmutter beginnt eine weitere entbehrungsreiche Zeit in Ruinen und Trümmern, mit Wohnraummangel, Hunger und der bangen Frage: Werden sie Vater, Großvater und Bruder je wiedersehen?

Christa Maxeiner konnte über das Erlebte von damals nie sprechen. Erst Jahrzehnte später konnte sie darüber schreiben. Mit ihrem Buch "Wenn du Märchenaugen hast, ist die Welt voller Wunder" hat sie sich ihre Trauer über den Verlust der Heimat von der Seele geschrieben. Dieses Buch schildert sehr eindringlich, was es bedeutet, seine Heimat, geliebte Menschen und Weggefährten zu verlieren. B. Mußfeldt

Christa K. Maxeiner: "Wenn du Märchenaugen hast, ist die Welt voller Wunder", Büchse der Pandora Verlag, Wetzlar, brosch., sw Fotos, 326 Seiten, 20 Euro


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