28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
22.10.05 / Das Mittelalter kann auch vorbildlich sein / Mit der Hanse wird eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Hafenstädten über Staats- und Ländergrenzen hinweg assoziiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / 22. Oktober 2005

Das Mittelalter kann auch vorbildlich sein
Mit der Hanse wird eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Hafenstädten über Staats- und Ländergrenzen hinweg assoziiert
von Manuel Ruoff

Insbesondere in Deutschland neigt man dazu, bei der Zusammenarbeit mit Hafenstädten anderer Staaten und Nationen an die Tradition der Hanse anzuknüpfen oder zumindest den Begriff der Hanse ins Spiel zu bringen. Dieses ist kein Zufall, denn die Hanse war in ihrer Blütezeit ausgesprochen erfolgreich und wurde von deutschen Städten dominiert.

Die Wurzeln der Hanse reichen bis in die Anfänge des letzten Jahrtausends zurück. Aus einem Zusammenschluß deutscher Kaufleute entwickelte sich allmählich ein von Lübeck, der "Königin der Hanse", geführtes Städtebündnis der Heimatstädte dieser Kaufleute. Mitte des 14. Jahrhunderts entstand ein entsprechendes förmliches Bündnis.

Diese Deutsche Städtehanse war auch nach dieser offiziellen Gründung eher frei organisiert, hatte weder Verfassung noch Mitgliederlisten, weder eine dauerhafte eigenständige Finanzgebarung noch Beamte. Ihre Beschlüsse faßte sie auf den sogenannten Hansetagen mit einfacher Mehrheit. Ihren Kern bildeten etwa 70 Städte, weitere 130 waren locker assoziiert. Zur Hanse gehörten Städte vom Niederrhein bis Livland und weiter landeinwärts. Reichsstädte wie Köln, Hamburg oder Dortmund waren ebenso Mitglieder wie Bischofsstädte wie Bremen, Münster oder Hildesheim. Auch landesherrliche Städte wie Braunschweig, Breslau oder Göttingen sowie die neuen Ostseestädte in Mecklenburg, Pommern und dem Deutschen Ordensstaat wie Danzig, Elbing oder Thorn gehörten dazu. Zweifellos bildeten das Reich und der Ordensstaat den räumlichen Schwerpunkt, doch waren auch Krakau und Stockholm Mitgliedsstädte.

Als Vorbild bietet sich die Hanse auch deshalb an, weil sie sich statt auf politische weitgehend auf wirtschaftliche Ziele beschränkte. Dadurch konnten grundsätzlich auch nicht souveräne Städte - wie es heutzutage fast alle sind - ohne Loyalitätskonflikt Mitglied dieses Städtebundes werden.

In vielerlei Hinsicht war das Wirken der Hanse segensreich. So vereinigte sie die Nord- und Ostseeländer zu einem Wirtschaftsraum, vermittelte den Handelsaustausch zwischen dem Westen mit seinen Produkten wie flandrischen Tuchen oder rheinischen Eisenwaren und dem Osten mit seinen Naturschätzen wie Pelzen, Honig oder Wachs, zwischen Ostdeutschland mit seinem Getreideüberschuß sowie Bergen und Schonen mit seinem Fischreichtum. Ihre blühende Städtekultur war stilstiftend. Von ihr zeugen bis zum heutigen Tag wunderschöne Rathäuser, Lagerhallen, Kirchen und Bürgerbauten.

 Hansische Hafenstadt an der skandinavischen Küste: Holzschnitt aus dem 15. Jahrhundert


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren