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29.10.05 / Opfer des Kalifen?

© Preußische Allgemeine Zeitung / 29. Oktober 2005

Opfer des Kalifen?

Der türkische Arzt Halil Ibrahim Sofu, genannt Yussuf Hoca, war Mitglied der als radikal-islamisch eingestuften Organisation Kalifatsstaat. In Berlin residierte er zeitweise nach Spaltung der Organisation als Gegenkalif zum "Kalifen von Köln", Metin Kaplan, dem Anführer der Organisation.

Ibrahim Sofu wurde, nachdem Metin Kaplan eine Fatwa (religiöses Todesurteil) über ihn verhängt hatte, am 8. Mai 1997 von Unbekannten in seiner Berliner Wohnung ermordet. Kaplan hatte im Juli 1996 in seiner Verbandszeitung offen zum Mord an seinem internen Widersacher aufgerufen: "Was passiert mit einer Person, die sich, obwohl es einen Kalif gibt, als einen zweiten Kalifen verkünden läßt? Dieser Mann wird zur Reuebekundung gebeten. Wenn er nicht Reue bekundet, dann wird er getötet." Eine weitere Radikalisierung der Bewegung bewirkt Kaplan mit seinem Aufruf zum "allgemeinen Glaubenskampf".

Nach dem Mord an Sofu wurde Metin Kaplan 1999 verhaftet, 2003 wieder freigelassen. Verschiedene Versuche, ihn in seine türkische Heimat abzuschieben, scheiterten. Ihm sei dort nach Überzeugung deutscher Gerichte kein rechtsstaatliches Verfahren garantiert gewesen. Nach monatelangem Nervenkrieg um die Abschiebung wurde Kaplan am 12. Oktober 2004 in die Türkei abgeschoben, dort verhaftet und im Juni dieses Jahres zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Ziel seiner Organisation Kalifatsstaat ist die Errichtung eines auf Koran und Scharia (der Rechtsordnung des Koran) gegründeten islamischen Staatswesens in Deutschland.

Als Vorbild dient das historische Kalifat, in dem die religiöse und politische Macht bei einem Kalifen vereint war.

Im Dezember 2001 wurde der Kalifatsstaat deutschlandweit verboten. Das Bundesverfassungsgericht bestätigte 2003 das Verbot der fundamentalistischen Organisation. Die Mitglieder stehen unter Beobachtung des Verfassungsschutzes.

Als Folge der weiteren Beobachtung kam es am 19. Dezember 2002 zum Verbot weiterer Vereine, die als Nachfolgeorganisationen gelten.


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