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29.10.05 / Meilenstein in Belarus / Erster deutscher Soldatenfriedhof in Weißrußland eingeweiht

© Preußische Allgemeine Zeitung / 29. Oktober 2005

Meilenstein in Belarus
Erster deutscher Soldatenfriedhof in Weißrußland eingeweiht
von Alfons Härtl

In Berjosa, einem Ort unweit der Grenzstadt Brest, an der Straße nach Minsk, ist der erste deutsche Soldatenfriedhof in Weißrußland eingeweiht worden. Bis zu 50000 deutsche Gefallene des Zweiten Weltkrieges können auf dem vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge errichteten vier Hektar großen Gottesacker bestattet werden. Für den Volksbund stellt die Veranstaltung einen Meilenstein auf dem Weg der Versöhnung zwischen Deutschen und Weißrussen dar. Denn erst seit wenigen Jahren ist es möglich, in Belarus systematisch nach den Gräbern der deutschen Gefallenen zu suchen.

In seinen Begrüßungsworten zeigte sich der Präsident des Volksbundes, Reinhard Führer, darüber erfreut, daß endlich auch in Belarus mit der Anlage von Sammelfriedhöfen für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten begonnen werden könne. Er drückte seine Hoffnung aus, daß der Genehmigung zur Anlage dieses ersten Friedhofes auf dem Gebiet Weißrußlands bald weitere Genehmigungen folgen werden. Er verwies dabei auf die doch schon sehr spürbaren Fortschritte bei den gegenseitigen Bemühungen um Annäherung und Aussöhnung, was besonders auch durch die Anwesenheit der belarussischen Kriegsveteranen, für deren Kommen er sich besonders bedankte, deutlich geworden sei.

Nach dem Volksbundpräsidenten sprach der deutsche Botschafter in Minsk, Dr. Martin Hecker, der die Grüße seiner Regierung überbrachte und besonders auf die guten und sich stetig weiter verbessernden Beziehungen zwischen Weißrußland und der Bundesrepublik verwies. Er drückte dabei seine Hoffnung aus, daß das Kriegsgräberabkommen bald ratifiziert werde. Seine ganze Kraft wolle er dafür einsetzen, daß zwischen Deutschland und Weißrußland freundschaftliche Beziehungen wachsen, damit nie wieder ähnliches Unheil wie der Krieg vor nunmehr über 60 Jahren geschehen könne.

Nach dem Botschafter sprach der Stadtrat von Ravensburg, Oberstleutnant d. R. August Schuler, der in Bundeswehruniform erschienen war. Er verwies insbesondere auf die langjährige Partnerschaft seiner Stadt mit der weißrussischen Stadt Brest, die durch die beiderseitigen Anstrengungen zu einem freundschaftlichen, fruchtbaren und herzlichen Verhältnis zueinander geführt hätten. Die zahlreichen gegenseitigen Besuche würden dies besonders dokumentieren.

Mit mir als Veteranen der 260. Infanteriedivision kam schließlich auch noch ein Zeitzeuge zu Wort.

Einer ökumenischen Andacht und gemeinsamem Gebet folgte die Einbettung einiger hundert Gefallener. Nachdem Kränze am Hochkreuz niedergelegt worden waren, bildeten "Ich hatt' einen Kameraden" sowie die Nationalhymnen Deutschlands und Weißrußlands den Abschluß des formellen Teils der Veranstaltung.

Es folgte ein kleiner Imbiß im Freien und im Cafe neben den sogenannten Roten Kasernen.

Belarus war in beiden Weltkriegen Schauplatz heftiger Kämpfe. Während des Zweiten Weltkrieges kamen mehr als 2,2 Millionen Weißrussen ums Leben. Das entspricht einem Viertel der damaligen Bevölkerung. Etwa 150000 deutsche Soldaten sind während des Zweiten Weltkrieges in Belarus gefallen. Bis zu 40000 starben in Kriegsgefangenschaft. Bei der Suche nach den Grablagen und der Exhumierung der Gebeine arbeitet der Volksbund eng mit einem Spezialbataillon der weißrussischen Armee zusammen.

Der Autor Alfons Härtl (links) und Ravensburgs Stadtrat August Schuler reichen sich am Hochkreuz die Hand


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