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05.11.05 / Nation ohne Gesicht / Geschichte deutscher Staatssymbole und ihre Bedeutung für die Gegenwart

© Preußische Allgemeine Zeitung / 05. November 2005

Nation ohne Gesicht
Geschichte deutscher Staatssymbole und ihre Bedeutung für die Gegenwart

Neuerdings kommen immer mehr Personen aus Politik, Medien, Wirtschaft sowie Film und Fernsehen dahinter, daß den Deutschen ein wenig Nationalstolz doch nicht schaden würde. Sie hoffen so, daß Engagement der Bevölkerung, Deutschland wieder nach vorne zu bringen, aktivieren zu können. Und einige Experten sind dahintergekommen, daß es nicht schaden würde, wenn die Menschen wüßten, wofür sie kämpfen, nämlich für ihr Vaterland, denn dann wären sie mehr bei der Sache. Dummerweise haben nur viele von jenen, die jetzt einen neuen Patriotismus fordern, vorher alle Reste des alten entsorgt.

"Jeder Staat ist auch sinnlich wahrnehmbar - durch seine Flagge und Hymne, seine Jahrestage, nationalen Denkmäler und Staatsbauten. Er muß für die Menschen, die in ihm leben und sich mit seiner Verfassung identifizieren sollen, auch symbolisch sinnfällig werden." Peter Reichel geht in "Schwarz Rot Gold - Kleine Geschichte deutscher Nationalsymbole nach 1945" darauf ein, daß eine Nation auch Symbole braucht, diese seien im Deutschland der Nachkriegszeit jedoch stets umstritten gewesen. Vor allem die Nationalhymne. Zwar sei Adenauer für den Erhalt der Hymne erstaunlich nachdrücklich

eingetreten, doch als Kompromiß sei die erste Strophe verdrängt und die dritte ins Blickfeld gezogen worden. Doch kann ein Kompromiß von Herzen kommen?

Ein wenig neidisch berichtet Reichelt von den Franzosen und ihrer Selbstverständlichkeit ihre Nationalsymbole zur Schau zu tragen. Bei den Deutschen sei schon die Entstehung weniger reibungslos verlaufen als bei den westlichen Nachbarn. In vielen spiegele sich ein langer, wenig erfolgreicher Kampf um Freiheit, nationale Einheit und Demokratie wider und das Dritte Reich habe alles zusätzlich belastet.

Ob Hymne, Flagge, Jahrestage, Brandenburger Tor, Reichstag, Paulskirche, Holocaust-Mahnmal, Kanzleramt, Berliner Stadtschloß, stets geht der Autor auf die Entstehungsgeschichte und die Bewertung in der Gegenwart ein. Als Professor für historische Grundlagen der Politik an der Universität Hamburg erlaubt er sich, auch selbst Stellung zu nehmen. So hält er beispielsweise das Holocaust-Mahnmal in Berlin in seiner jetzigen Form für unnötig und das Berliner Stadtschloß im Vergleich zum Palast der Republik als Nationalsymbole viel weniger geeignet. Fundierte Begründungen liefert er mit.

"Schwarz Rot Gold - Kleine Geschichte deutscher Nationalsymbole nach 1945" ist gerade für die Wortführer der derzeit grassierenden Nationalstolzdebatte durchaus eine zu empfehlende Lektüre, da diese ohne Hinweis auf die hierfür wichtige Bedeutung von Nationalsymbolen geführt wird. R. Bellano

Peter Reichel: "Schwarz Rot Gold - Kleine Geschichte deutscher Nationalsymbole nach 1945", C. H. Beck, München 2005, geb., 223 Seiten, 17,90 Euro


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