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05.11.05 / Machtspiele / Spannender Roman über die Urkaine 2015

© Preußische Allgemeine Zeitung / 05. November 2005

Machtspiele
Spannender Roman über die Urkaine 2015

Eigentlich stammt Sergej Stepanowitsch aus ärmlichen Verhältnissen und Lust zu arbeiten hatte er eigentlich auch nie gehabt. Aber nun, im Jahr 2015, hat er mit Anfang 50 als Präsident der Ukraine die Spitze seiner Karriereleiter erreicht.

Doch Korruption und Intrigen lauern hinter jeder Tür, Konkurrenten warten nur darauf, seinen Stuhl einzunehmen, und somit ist sein Leben nicht immer leicht. Zumal das Herz, das in seiner Brust schlägt, seit einer Herztransplantation nicht mehr sein eigenes, sondern das eines anderen Mannes ist.

Als Sergej nach der Herzoperation wieder bereit ist, Besuch zu empfangen, betritt sein Stabschef Kolja mit einer ihm unbekannten Dame das Krankenzimmer. "Sie war etwa 40, diese Frau, deren Name als vorletztes auf der Liste der genehmigten Besucher stand ... ,Was haben sie für eine Frage?' wollte ich müde wissen. ,Ich wollte sie nur miteinander bekannt machen', sagte mein Stabschef leise ... ,Maja Wladimirowna Woizechowskaja', erklärte er ehrerbietig, während er mit dem Blick auf sie wies." Doch es wird noch einige Zeit dauern, bis Kolja ihm folgendes über die fremde Frau erzählen wird: ",Ihr ist eine Tragödie widerfahren. Vor drei Monaten ist mit dem eigenen Hubschrauber ihr Mann ... verunglückt. Sie hat ihn sehr geliebt ... Als Sie im Februar im Koma lagen, mußte man die Frage rasch entscheiden. Es war nötig für die Stabilität im Lande ... Nebenan hat man ihren Mann zu retten versucht, hat es bloß nicht geschafft ... Es war schließlich das frischeste Herz.'"

Viele Probleme erwarten den Präsidenten, als er bereit ist, das Krankenhaus zu verlassen und zurück in sein Büro zu kehren. Die Wirtschaft des einst kommunistischen Landes stagniert, das Volk verarmt und Sergej hat alle Hände voll damit zu tun, zu verhindern, daß skrupellose Politiker der Bevölkerung nicht auch noch das letzte Geld aus den Taschen ziehen.

Als wäre das nicht schon genug Last für die Schultern eines Menschen, muß er doch immer mit Verrat, sogar aus den eigenen Reihen rechnen, beginnt ihm nach einiger Zeit das implantierte Herz Sorgen zu machen.

Als Sergej den Chirurgen, der ihm das Herz implantiert hat, zu sprechen verlangt und erfahren muß, daß dieser mittlerweile ums Leben gekommen ist, befürchtet er das Schlimmste: Eine unglaubliche Verschwörung der Opposition gegen den Präsidenten, von langer Hand geplant, bei der ein Herz die Schlüsselrolle spielt?

Parallel zum Hauptgeschehen berichtet der Autor Andrej Kurkow von Sergejs Jugend 1974, von seiner tragischen Ehe 2004 und wie er vom kleinen Politiker zum höchsten Staatsmann der Ukraine aufgestiegen ist.

Dieser Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart erzeugt beim Leser doppelte Neugier auf das Vergangene und das Zukünftige und läßt ihn mit Spannung auf das nächste Informations-Puzzleteilchen warten, woraus sich im ganzen ein brillanter Roman ergibt. A. Ney

Andrej Kurkow: "Die letzte Liebe des Präsidenten", Diogenes, Zürich 2005, geb., 695 Seiten, 22,90 Euro


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