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19.11.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 19. November 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geeede

Lewe Landslied und Familienfreunde

kürzlich sagte auf einem Heimattreffen eine Teilnehmerin zu mir: "Ach, Frau Geede, ich lese Ihre Ostpreußische Familie immer so gern, Sie erzählen so wunderbare Geschichten!" Ja, aber ich kann sie nur erzählen, wenn sie wahr sind und mir mitgeteilt wurden. Und da bin ich schon überrascht, was ich so zu lesen bekomme, und manche gehören wirklich zu den "wunderbaren Geschichten". Wie die von unserm Leser Karl-Heinz Andersen übersandte, denn sie berichtet von einer Begegnung im nördlichen Ostpreußen, die sehr anrührend ist.

Sie geschah in Gertlauken, jenem Dorf im Kreis Gumbinnen, das durch das Buch von Marianne Peyinghaus "Stille Jahre in Gertlauken" bekannt wurde und so gut zu lesen ist. Herr Andersen und seine Frau hatten mit Brigitte und Gerhard Papenhagen auf ihrer Ostpreußenreise einen Abstecher nach Gertlauken gemacht, weil sie den Spuren, die das Buch aufzeichnete, nachgehen wollten. Auf der Dorfstraße begegnete ihnen eine gut gekleidete Frau, mit der sie ins Gespräch kamen. Dabei erwähnte die Russin einen Brief, den sie auf dem Dachboden ihres Hauses gefunden hätte und der sehr alt sein mußte. Es schloß sich ein Besuch in dem schön renovierten Gebäude an, wo die Gäste von der Familie reichlich bewirtet wurden und dann den Brief überreicht bekamen, einen Bogen mit noch gut lesbarer altdeutscher Schrift, der anhand der Jahreszahl 1928 sein Alter bewies. Ein Brief, wie ein Gruß aus einer ach so fernen, sorglosen Zeit, ein Liebesgedicht:

"Tief in der Nacht bin ich plötzlich erwacht,

träumte von dir, doch du warst nicht bei mir -

trat in den Garten zum Mondschein hinaus,

pflückte für dich einen duftenden Strauß.

Ich blieb allein und die Nacht war so stumm,

ich habe gewartet, ich weiß nicht warum?"

So beginnt das Gedicht, das von einer - vielleicht unerfüllt gebliebenen - Sommerliebe spricht, geschrieben in Gertlauken im Sommer 1928 von Bodo von Rawenst ... - das Ende des Nachnamens ist nicht leserlich. Man kann schon verstehen, daß eine eigenartige Stimmung aufkam, als die Besucher diesen Brief lasen und seinen Inhalt den russischen Findern übersetzten. Herr Andersen schreibt: "Von diesen poetischen Zeilen eines jungen Mannes an seine große Liebe waren wir alle gerührt und spürten auf eigenartige Weise eine Verbindung zu dem Verfasser aus ferner Zeit." Ja, Verfasser. Da erhebt sich nun die Frage: Hat der Schreiber das Gedicht selber verfaßt oder stammt es von einem Lyriker der damaligen Zeit? Dann könnte auch der Name der des Poeten sein, der allerdings in keiner Anthologie zu finden ist. Vielleicht hat auch nur ein junger Mensch das Gedicht aufgeschrieben, weil es ihn in der augenblicklichen Gemütslage bewegte? Darüber könnte man viel nachsinnen, aber wir wollen etwas anderes bewirken: Dieser Brief soll, wenn möglich, in die Hände der Familie aus Gertlauken übergeben werden, in deren Haus er gefunden wurde. Er könnte viel mehr bedeuten als ein Gruß aus der Vergangenheit, aus den damals so sonnenwarmen "stillen Tagen in Gertlauken" (Zuschriften bitte an Karl-Heinz Andersen, Saxdorfer Weg 48 in 24340 Eckernförde, E-Mail: KH.Andersen@arcor.de ).

Und nun zu weiteren Fragen, die wieder einmal beweisen, wie breit gefächert die Wunschliste unserer Ostpreußischen Familie ist. Zuerst möchte ich einen Brief unseres Lesers Martin Haisel bringen, und zwar im Wortlaut, weil er das Wesentliche knapp und gut formuliert vermittelt. Herr Haisel schreibt: "Vor 60 Jahren verließen wir fünf Kinder mit unserer Mutter die Heimat. Durch die kriegerischen Ereignisse verloren wir unsere Eltern und Großeltern, so daß wir unser Wissen über Ostpreußen nach der Vereinigung durch Ihre Zeitung und andere Publikationen erhielten. So entnahm ich dem Buch von General Otto Lasch ,So fiel Königsberg, Kampf und Untergang von Ostpreußens Hauptstadt', daß mein Vater, Hans Haisel, Kommandant von Fort 1 (Stein) war. In diesem Zusammenhang hätte ich gerne gewußt, ob es noch Kriegskameraden gibt, die Kapitulation und anschließende Gefangenschaft überlebt haben. Meine Geschwister und ich wären an Auskünften über die Geschehnisse im Fort Stein, besonders in der Zeit 1944/45, sehr interessiert. Im Oktober war ich wieder einmal in Königsberg und habe das Fort besucht, das als Museum eingerichtet werden soll. Junge Russen möchten der Historie gerecht werden und wünschen Unterlagen über das Gebäude und die Innenausstattung. In der Hoffnung, daß Sie mir in dieser Angelegenheit behilflich sein können ..." Ich kann Ihnen soweit behilflich sein, lieber Herr Haisel, daß ich Ihr Schreiben veröffentliche und mit Berechtigung hoffe, daß unsere große Ostpreußische Familie Ihnen viele Informationen übermittelt (Martin Haisel, Begonienweg 25 in 23966 Wismar, Telefon 0 38 41 / 70 48 76).

Noch einmal Silke Dobberstein, die in ihrer Familienforschung - trotz Veröffentlichungen in unserer Kolumne - nicht viel weitergekommen ist. Sie wendet sich jetzt an alle ostpreußischen Nachkommen, die im Ruhrgebiet leben, speziell in Gelsenkirchen. Wer hat in seiner Ahnenreihe einen Groß- oder Urgroßvater mit Namen Wilhelm oder Michael Orzessek, der aus dem Kreis Ortelsburg stammte? Die gleiche Frage ist auch zu dem Namen Kolodzey (Vornamen Friedrich / Samuel / Karl) zu stellen. Und dann werden noch die Kinder oder Enkel von Emma Therese Kindler geborene Simoneit gesucht (Silke Dobberstein, Klövensteenweg 121 b in 22559 Hamburg, Telefon 0 40 / 8 11 93 19, E-Mail: grd@freenet.de ).

Eine Frage, die in die Vorkriegszeit zurückgeht, an die sich Heinz Bräuer noch gut erinnern kann, da er sie aber als Kind erlebte, gibt es doch Lücken. Sie bezieht sich auf den Königsberger Steindamm, von dem unser Landsmann ein Foto besitzt, auf dem die DEFAKA zu sehen ist, also das DEutsche FAmilien-KAufhaus. Die Leuchtreklame zeigt aber über dem Namensschild ein großes T, wie es vom Kaufhaus Tietz bekannt ist. Vielleicht weiß noch jemand, ob sich vor der "Arisierung" dort dieses jüdische Kaufhaus befand oder was das T bedeutet (Heinz Bräuer, Leo-Tolstoi-Straße 2 in 10106 Rostock, Telefon 0381 / 4901706, E-Mail: rehpost@sweb.de )?

In ihrer Chronik vom Kirchspiel Klein Gnie, Kreis Gerdauen möchte Ilse A. Bannick auf die Spiele ihrer Kinderzeit eingehen, wie sie zum Beispiel beim Sportfest gespielt wurden, also Eierlaufen, Sackhüpfen, Kreistänze und Wettspiele. Wer erinnert sich noch daran und kann erzählen, was und wie auf solchen Festen gespielt wurde? Der Bogen reicht von den Spielen für die Allerkleinsten wie "Es geht ein Bi-Ba-Butzemann" und "Häschen hüpf" bis zum "Dreh Dich nicht um, der Plumpsack geht rum" und "Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?" Einige kann ich ihr übermitteln, aber es gibt sicherlich viele Spielarten, die in Erinnerungen gespeichert sind, und die sind für Frau Bannick besonders wichtig, denn sie bekam bisher bei Nachfragen zumeist die Antwort: "Weiß ich nicht, das ist ja schon so lange her ..." Ist es auch, aber gerade die Kinderzeit wird doch im Alter wieder lebendig (Ilse A. Bannick, Marienhofweg 29 in 25813 Husum, Telefon 0 48 41 / 9 30 63)!

Er ist "erst" 1960 geboren, seine Vorfahren wurden aus Hinterpommern vertrieben, aber Ostpreußen hat es ihm angetan, und deshalb hat Alexander Göring einen besonderen Wunsch: Er sucht ein Künstlerbild vom Tannenberg-Denkmal. Das kann eine Bleistiftzeichnung, aber auch ein Aquarell oder Ölbild sein. Die Anschrift unseres Lesers hat mich zuerst verblüfft, denn da steht als Ortsbezeichnung "Königsberg / OPR". Das klingt wie "Königsberg / Ostpreußen", aber anhand der Postleitzahl konnte ich dann feststellen, daß es sich um "Königsberg bei Wittstock, Dosse" handelt und das OPR dürfte also für "Ostprignitz" stehen. Aber irritiert war ich schon, und ehe es manchen Leserinnen und Lesern auch so geht, habe ich das vorsichtshalber geklärt. Herzliche Grüße einer alten Königsbergerin (PR) nach Königsberg / OPR (Alexander Göring, Grabower Chaussee in 16909 Königsberg /OPR)!

Ein Bild sucht Horst Döppner auch, allerdings ein Foto, und zwar vom Friedhof in Pr. Eylau. Bislang ist es ihm nicht gelungen, eine Aufnahme von diesem Kirchhof zu finden, aber sicher gibt es welche, vielleicht befinden sich auch Fotos im Privatbesitz von Landsleuten, die ihre Lieben dort begraben haben. Unser Landsmann, der mir seine Bitte persönlich in Anklam vortrug, würde sich freuen (Horst Döppner, Blumenstraße 4 in 17091 Rosenow).

Es dauert nicht mehr lange bis zum schönsten aller Feste, da erinnern sich viele Leserinnen an alte Weihnachtsgedichte und können so vielleicht Christa Schulz helfen. Sie sucht nämlich schon seit langem ein Weihnachtsgedicht, das ihre Mutter sehr liebte. Es heißt "Weiße Christrosen", geschrieben von Helene Krüger (Christa Schulz, Heinrich Mann-Straße 36 in 18435 Stralsund).

Und einen Rezeptwunsch haben wir auch noch: Es geht um ein ostpreußisches Kartoffelgericht, Krispl, Krispel oder so ähnlich. Wer kennt's? Bitte an mich senden.

Einen kleinen Erfolg hat Karen Baum zu vermelden. Sie suchte im Rahmen ihrer Ahnenforschung nach der Familie Radtke aus Labiau, und - wie so oft - geschah erst einmal nichts. Aber dann meldete sich aus Orlando / Florida eine Ostpreußin, die als Kind in Labiau gelebt hatte und deren Eltern die Nachbarn des namentlich erwähnten Albert Radtke gewesen waren. Dadurch erhielt Frau Baum viele interessante Informationen. Ja, unsere Zeitung wird eben weltweit gelesen, und deshalb sollte man nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn nach einem veröffentlichten Suchwunsch vorerst nichts geschieht.

Da schließen wir doch gleich einen Suchwunsch aus den USA an. Dort, im Staate Illinois, wohnt Wolfgang Reich, der im Rahmen einer Ostsee-Kreuzfahrt mit der "Constellation" in der memelländischen Heimat seines Vaters war. In Heydekrug und Didszeln (Didßeln), wo sein Vater Friedrich Reich 1897 geboren wurde (Standesamt Trakseden), ging er auf Spurensuche. Der Reich-Hof wurde 1920 Friedrichs Schwester Hildegard übergeben, die später August Matejat heiratete. Wolfgang Reich fand dann auch im Museum Heydekrug (Silute) eine Einwohnerliste von 1942/43, in der August Matejat als Landwirt in Didszeln verzeichnet ist.

Friedrich Reich soll in seiner Heimat Bäcker gelernt haben. Er ging 1920 in den Westen, lernte in Bad Doberan seine Frau kennen und zog nach Bremerhaven. Dort lebt auch der Bruder von Wolfgang Reich, und beide Brüder wollen nun mehr über die väterliche Familie und die Heimat ihrer Vorfahren wissen. Wer hilft ihnen dabei? Es gibt sicherlich noch ehemalige Nachbarn, die sich an die Familie Reich / Matejat aus Didszeln erinnern oder die ihnen bei der Ahnenforschung helfen können (Wolfgang Reich, 13474 Stone Hill Drive, Huntley / IL 60142 / USA, Telefon 8 47 / 5 15 / 38 35, E-Mail: wolfreich@comcast.net ).

Auf der Suche nach seiner Rohrmoser-Verwandtschaft ist Uwe Lapsien ein ganz schönes Stück weiter gekommen. Inzwischen pflegt er zu der Familie Rohrmoser von Fünf Linden guten Kontakt, und auch Heinz Rohrmoser aus Helstorf hat ihn herzlich empfangen. Dessen Schwester Urte hat sich ebenfalls bei Herrn Lapsien gemeldet und noch viele aus der Rohrmoser-Sippe. (Schön, wenn man so etwas liest, macht Mut!) Aber nun geht es um die Familie Lapsien, und da steckt Uwe mal wieder in einer Sackgasse. Es fehlen Angaben über die in der Nähe von Königsberg geborene Anna Lapsien, die nach dem Krieg in Berlin-Steglitz, Kurze Straße 2, wohnte - bis zum Mauerbau. Leider riß dann der Kontakt mit der bis dahin unverheirateten Frau ab. Nachforschungen in Berlin ergaben nichts. Wer kennt oder kannte sie, was ist aus ihr geworden? Und dann noch dies: Uwe Lapsien erhielt von Verwandten ein Bild, auf dem seine Urgroßeltern Marie und Hermann Lapsien (zweite und dritter von links) zu sehen sind. Leider kennt niemand die anderen Personen. Wer kann sagen, um wen es sich handeln könnte (Uwe Lapsien, Trebbiner Straße 46 in 14547 Beelitz, OT Zauchwitz, Telefon 03 32 04 / 6 36 90, E-Mail: uwe.lapsien@t-online.de )?

Eure Ruth Geede


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