© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. November 2005

"Halbgare Witzbolde"
Scharfe Kritik an den Ausgrenzungsplänen der SPD-Linken

Eine Welle von Protesten hat der vom Karlsruher SPD-Parteitag formulierte Auftrag an den Parteivorstand ausgelöst, wonach Angehörige von Studentenverbindungen nicht mehr Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei sein dürfen. Die betroffenen Akademikerverbände mit annähernd 100000 Mitgliedern reagierten mit scharfen Protesterklärungen.

Der CSU-Abgeordnete Hans-Peter Uhl, Alter Herr der Münchner Burschenschaft Arminia-Rhenania, erklärte gegenüber der PAZ: "Man kann dem SPD-Vorstand nur wünschen, daß er klug genug ist, diesen dümmlichen Antrag nicht weiter zu verfolgen. Eine pauschale Stigmatisierung aller Verbindungen ist nicht akzeptabel."

Auch aus der SPD kam Kritik. Der langjährige NRW-Sozialminister Friedhelm Farthmann, Mitglied der Königsberger Burschenschaft Gothia zu Göttingen, sagte laut einer Vorabmeldung der Wochenzeitung "Junge Freiheit", er werde sich von "halbgaren Witzbolden in der SPD keine Vorschriften machen lassen". Er sei in die SPD eingetreten, da sie ihm als "Partei der Freiheit des Geistes" erschien. "Wenn das nun durch Gesinnungsschnüffelei und Blockwartmentalität ersetzt wird, ist das eine Bankrotterklärung für die deutsche Sozialdemokratie." SPD-Generalsekretär Hubertus Heil ruderte bereits zurück. "Wir werfen nicht alle Mitglieder einer studentischen Verbindung in einen Topf", versicherte er.

Spekuliert wird, ob Auftritte Farthmanns und des früheren SPD-Kanzleramtschefs Egon Bahr vor Burschenschaften Auslöser der Klimaverschärfung waren. Besonders in Juso-Kreisen sorgte für Aufregung, daß Bahr sich Anfang Oktober bei einem Seminar der Berliner Burschenschaft Gothia klar gegen eine Aufnahme der Türkei in die EU ausgesprochen hatte. FPP