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26.11.05 / Geburtsstunde der Korporierten / Wurzeln reichen bis ins Mittelalter zurück - Sittliche Normen und Ehrbegriff bewahrt

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. November 2005

Geburtsstunde der Korporierten
Wurzeln reichen bis ins Mittelalter zurück - Sittliche Normen und Ehrbegriff bewahrt

An den Universitäten zu Bologna (gegründet 1119), Paris, Prag (1348, Wien (1356), Krakau (1364) studierten junge Adlige aus ganz Europa. Studenten, die aus den selben Ländern kamen und in Wohngemeinschaften, den sogenannten Bursen, lebten, schlossen sich bald zu den "Nationes" zusammen, eine Vorform der heutigen Landsmannschaften. Als Adlige durften sie Waffen tragen, nach denen sie oft auf ihren sehr weiten und gefährlichen Reisen nach Hause oder an die Hochschulen zu ihrem eigenen Schutze greifen mußten. Ihr Zusammenleben erforderte bestimmte Regeln, die später in den sogenannten "Comment" eingingen und die sich auch heute in den einzelnen Verbindungsbräuchen wiederfinden. Um 1600 gab es in den landesherrlichen Universitäten in Deutschland 8000 Studenten. 200 Jahre später gab es rund 40 Universitäten, und an all diesen gründeten sich Landsmannschaften. Im 18. Jahrhundert tauchen die Studentenorden auf, dann nahmen viele freimaurerische Elemente an. Diese nahmen das Lebensbundprinzip an und die ehemaligen Studenten blieben ihren Verbindungen bis zum Tode treu.

Die eigentliche Geburtsstunde des deutschen Korporationswesens waren die Befreiungskriege gegen Napoleon, die eine große patriotische Begeisterung auslösten und vor allem ein geeintes handlungsfähiges Deutschland zum Ziel hatten. Auf dem Wartburgfest 1817 entstand durch den Zusammenschluß von Landsmannschaften und Corps die Allgemeine Deutsche Burschenschaft, die die festen Regeln und Orientierungen an sittlichen Normen und der Ehre übernahm. Eine Sternstunde erlebte das deutsche Korporationswesen 1848, als die Mehrheit der Nationalversammlung im Paulskirchenparlament von Alten Herren der Studentenverbindungen gebildet wurde. Ihre Gedanken liegen auch heute unserem Grundgesetz zugrunde. Auch unsere Landesfarben Schwarz-Rot-Gold sind auf die Urburschenschaft zurückzuführen.

Die Vielfalt des deutschen Verbindungswesen läßt sich - grob zusammenfassend - nach folgenden Kriterien gliedern, wobei allen Verbindungen gemein das Conventsprinzip ist, die traditionelle Form einer echt basisdemokratischen Demokratie. Fast alle Verbindungen sind farbentragend, das heißt sie tragen von der rechten Schulter zur linken Hüfte ein 2,5 Zentimeter breites Band in den drei Farben, die ihre Mitglieder bei der Gründung gewählt hatten. Meist war es ein Hinweis auf die Landesfarben (zum Beispiel führten bayerische Verbindungen weiß-blaue Bänder, viele Verbindungen haben Schwarz-Gold-Rot als Verbindungsfarben, die schlesischen Violett-Silber-Gold, die Siebenbürger trugen Blau-Rot und die Preußen Schwarz-Weiß. Die Wahl der Farben der Bänder wurde allerdings sehr oft auch dem Zufall überlassen. Wichtig zu wissen ist, daß sich die Verbindungen über ihre Farben definieren.

Es gibt auch Verbindungen, die überhaupt keine Farben tragen, man bezeichnet sie als "Nichtfarbentragende" oder schwarze Verbindungen.

Korporationen unterscheiden sich äußerlich aber nicht nur durch die Farben der Bänder und der Mützen, eines der wichtigsten Kriterien, ob sie schlagend oder nichtschlagend sind.

Schlagende Verbindungen fochten früher ihre Meinungsverschiedenheiten in Duellen aus, die auch tödlich enden konnten (absolute Satisfaktion). Heute werden nur noch Mensuren geschlagen, wobei Mensur der Abstand zwischen den Fechtenden (Schlagenden) ist. Es ist eine zugelassene traditionelle Sportart, die zu ungefährlichen Schnittwunden führen kann. Verbindungen, in denen das Mensurfechten freigestellt ist, sind "fakultativ schlagend", Verbindungen, die das Schlagen aus ethischen oder moralischen Gründen ablehnen, sind "nichtschlagend".

Außer den schwarzen Verbindungen tragen die präsidierenden Aktiven zu festlichen Anlässen den sogenannten Wichs, einen Schnürenrock in den Farben der Verbindung zu weißen Hosen und schwarzen Stulpstiefeln. Hinzukommt das Tönnchen oder Cerevies, eine kleine runde Kopfbedeckung. Damen tragen Schnürenröcke aber keine Stiefel, sondern weiße Hosen oder knöchellange Röcke. Sowohl die Damen als auch die Herren treten in eine Verbindung als Füxe (bei den Damen Fähen) ein, werden geburscht und nach Studienabschluß zu Alten Herren (Philistern) oder Hohen Damen erklärt. E. K.

Einzelheiten zum Verbindungsleben sind neben den Publikationen der Dachverbände dem Buch von Edwin A. Biedermann: "Logen, Clubs und Bruderschaften", Droste, zu entnehmen.


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