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10.12.05 / Blütenpracht in der Großstadt / Eine Bestandsaufnahme der gartenkünstlerischen Entwicklung der vergangenen 100 Jahre vorgelegt

© Preußische Allgemeine Zeitung / 10. Dezember 2005

Blütenpracht in der Großstadt
Eine Bestandsaufnahme der gartenkünstlerischen Entwicklung der vergangenen 100 Jahre vorgelegt

Die ersten Nachtfröste haben die Gärten verwandelt. Wo vorher noch vergessene Stauden ihre dürren Ästchen ins Nebelgrau des Tages streckten, ragen jetzt nur vereinzelt Halme, bedeckt von Rauhreif, in den Winterhimmel. Vergessen längst die Blumenpracht des Sommers, vergessen auch das satte Grün des Rasens, das Laub der Obstbäume, in dem sich das Sonnenlicht fing. Kahl und starr streckt der Baum seine Zweige in den Himmel. Der Gartenfreund kann jetzt nur noch schnell einmal prüfen, ob die Rosen genügend angehäufelt sind, um dem nächsten Frost standzuhalten. Es ist Ruhe eingekehrt in unseren Gärten. Zeit genug, um für das nächste Jahr zu planen. Soll man im Frühjahr die Stauden umsetzen? Alle zwei Jahre ist es nicht verkehrt, ihren Standort zu wechseln, sie belohnen einen mit größerer Blütenpracht. Der Busch im Vorgarten muß dringend beschnitten werden, und der Rasen freut sich auf eine „Luftkur“, aufs Vertikutieren, damit das lästige Moos entfernt wird. Soll man vielleicht ein neues Beet anlegen, den Garten ganz neu gestalten? Fragen, die einen Hobbygärtner durchaus auch in diesen frostigen Tagen bewegen. Anregungen findet man beim Spaziergang durch die Nachbarschaft, aber auch bei der Lektüre von einschlägiger Literatur.

Mit Gärten der besonderen Art befaßt sich ein Buch aus dem Berliner Michael Imhoff Verlag, das erstmals 161 erfaßte und private denkmalgeschützte Villen-, Landhäuser- und Hausgärten in Berliner Villenvororten vorstellt: Privatgärten – Gartendenkmale in Berlin (Hrsg. Jörg Haspel und Klaus-Henning von Krosigk, Landesdenkmalamt Berlin, 336 Seiten, 280 farbige und 343 sw Abb., gebunden, 34,90 Euro). Die fachkundigen Autoren beschreiben die gartenkünstlerische Entwicklung der vergangenen 100 Jahre und berichten über großbürgerliche Villengärten aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ebenso wie über die Hausgärten der 1960er Jahre. Der nach Bezirken und Ortsteilen alphabetisch gegliederte Hauptteil des Buches führt von Charlottenburg bis nach Köpenick. Kurze Biographien bedeutender Gartenarchitekten runden das Bild ab. Ein Stadtplan wäre für alle, die Berlin nicht wie ihre Westentasche kennen, allerdings hilfreich gewesen.

Vielen bekannten und berühmten Namen begegnet man bei der Lektüre dieses nicht nur für Gartenfreunde interessanten Buches. Max Liebermann natürlich, der mit seinen Bildern dem Garten am Großen Wannsee ein ebenso schönes Denkmal gesetzt hat, aber auch der Dadaistin Hannah Höch, die in Reinickendorf ihr Gartenparadies fand, den Architekten Erich Mendelsohn und Bruno Taut, die nicht nur Häuser bauten, sondern auch Gärten schufen, in denen Menschen sich wohlfühlten und die noch heute liebevoll genutzt werden. SiS


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