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31.12.05 / "Fernsehfreie Zone!"

© Preußische Allgemeine Zeitung / 31. Dezember 2005

Hans-Jürgen Mahlitz:
"Fernsehfreie Zone!"

Unsere neue Familienministerin ist eine mutige Frau. Nicht nur, weil Mut dazu gehört, in diesem unserem Lande sieben Kinder zur Welt zu bringen, sondern auch, weil sie keine Angst vor Tabus hat. So hat Ursula von der Leyen in diesen Tagen die Eltern zum Fernsehverzicht für Kinder aufgerufen.

Damit macht man sich nicht nur Freunde, sondern auch Feinde. Die allgewaltigen Fernsehbosse hören so etwas nicht gern – es könnte ja die Quote drücken. Die Werbefuzzies, die uns mit ihrem dämlichen „Geiz ist geil“ das Geld aus der Tasche locken, halten ebenfalls nichts von TV-Verzicht – die Mattscheibe ist ihr wichtigster Werbeträger, Kinder eine wichtige Zielgruppe. Und viele Eltern haben sich daran gewöhnt, die Glotze als Babysitter zu mißbrauchen – auf solche Bequemlichkeit verzichtet man ungern.

Frau von der Leyen war also gut beraten, sich auf Gegenwind einzustellen. Sie wird nicht lange warten müssen; die klugen Soziologen, Medienforscher und Pseudopädagogen der 68er-Generation haben die Argumente schon bereitliegen: Daß Fernsehen die Entwicklung von Kindern negativ beeinfluße, sei nicht hieb- und stichfest bewiesen, sondern nur eine spießbürgerliche Vermutung.

Irrtum! Es gibt reihenweise wissenschaftliche Untersuchungen, die ohne Wenn und Aber beweisen: Der Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum und Gewaltbereitschaft ist meßbar; man muß nur bereit sein, solche Forschungsergebnisse zur Kennnis zu nehmen, auch wenn sie eigenen ideologischen Festlegungen widersprechen.

Ein frühes Beispiel aus Kanada: In einer bis 1973 fernsehfreien Stadt stieg innerhalb von zwei Jahren nach Installation einer Antennenanlage bei Kindern und Jugendlichen die verbale Gewalt auf das Doppelte, die körperliche Gewalt auf das Dreifache. Im Jahr 1999 ergab eine Langzeitstudie der Universität Cleveland / Ohio mit 2200 Kindern (sieben bis 15 Jahre): Kinder, die regelmäßig ohne ihre Eltern TV-Filme konsumieren, werden mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit gewalttätig als Kinder, die unter Elternaufsicht fernsehen – ein wichtiges Argument für die Bundesfamilienministerin. Schließlich zeigt eine Studie der Columbia University, ab wann es richtig gefährlich wird: Bei durchschnittlich einer Stunde Fernsehen täglich setzt die beweisbare Zunahme der Gewalttätigkeit ein; Vielseher mit drei TV-Stunden am Tag begehen fünfmal so oft Gewalttaten wie „normale” Zuschauer.

Diese und viele andere alarmierende Studien stammen übrigens aus Amerika, von wo ja auch die Welle der Film- und TV-Gewalt zu uns herüberschwappt. Wann lernen wir es endlich, von den Amerikanern auch mal etwas Vernünftiges und nicht nur das Schlechte aufzunehmen? Vielleicht hilft der Appell der Ministerin uns hier weiter – das wäre eine völlig neue Form von Familienpolitik.


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