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31.12.05 / Was ist Glück? / Ein besonderer Blick zurück

© Preußische Allgemeine Zeitung / 31. Dezember 2005

Was ist Glück?
Ein besonderer Blick zurück
von Silke Osman

Die Deutschen sind mit ihrer derzeitigen Lebenssituation überwiegend zufrieden (85 Prozent) und leben gerne in Deutschland (89 Prozent). Allerdings glauben „nur“ drei von vier Bundesbürgern, daß Deutschland auch in Zukunft ein lebenswertes Land sein wird. „Glück“ bedeutet für die meisten vor allem ein stimmiges familiäres Umfeld, gute Gesundheit und eine funktionierende Partnerschaft. Die Lebenszufriedenheit der Deutschen steigt mit der Höhe ihres Einkommens und des erreichten Lebensstandards deutlich an. Dies ergab die Studie „Lebensentwürfe und Zukunftspläne: Wie die Deutschen Gegenwart und Zukunft sehen“ des Kölner Forschungs- und Beratungsinstituts psychonomics AG, das im Auftrag der ING-DiBa Bank 2000 Bundesbürger ab 18 Jahren befragte. Demnach scheint es mit der Stimmung der Deutschen doch nicht so schlecht bestellt zu sein, wie manche Medien es ihren Lesern und Hörern oft weismachen wollen.

Vielleicht hilft gerade in diesen Tagen auch ein Blick gut 50 Jahre zurück, um zu erkennen, wie gut es uns doch geht. Der Griff zu einer alten Ausgabe unserer Wochenzeitung gibt Aufschluß über die Lebensumstände zu Anfang der 1950er Jahre. Im Ostpreußenblatt vom 20. April 1951 etwa kann man auf der Titelseite in einem Beitrag des damaligen Chefredakteurs Martin Kakies lesen, daß ein Heimatvertriebener, den es nach Kiel verschlagen hatte, die Mittel nicht aufbringen konnte, seine Eltern zur Diamantenen Hochzeit im Ruhrgebiet zu besuchen. Am 1. April sei die Miete von 33 D-Mark fällig und mit „den paar Mark Stempelgeld reicht es nicht hin und nicht her“. Bei den alten Eltern (81 und 78 Jahre) sehe es nicht viel anders aus, sie hausten in einem winzigen Raum von acht Quadratmetern und lebten von Unterhaltshilfe.

Martin Kakies zeigte in seinem Artikel auch, daß es sich hier keineswegs um einen bedauerlichen Einzelfall handelte: „Am 31. Januar dieses Jahres“, so Kakies 1951, „erhielten rund 750000 Heimatvertriebene Unterhaltshilfe, etwa 600000 Arbeitslosen- und Arbeitslosen-Fürsorgeunterstützung und 360 000 Heimatvertriebene offene Fürsorgeunterstützung. Der monatliche Satz der Unterhaltshilfe beträgt bekanntlich 70 DM, für die Ehefrau gibt es zusätzlich 30 DM, die Kinderzuschläge sind auf 20 DM festgesetzt.

Die Höhe der Arbeitslosenunterstützung richtet sich bekanntlich nach dem Verdienst, den der Arbeitslose früher gehabt hat, nach der Größe der Familie und nach manchen anderen Voraussetzungen; es kann also nicht ohne weiteres ein für alle geltender Satz angegeben werden. Hat der Arbeitslose zum Beispiel den hohen Wochenverdienst von 70 DM gehabt, einen Verdienst also, den Heimatvertriebene nur in den allerseltensten Fällen erreicht haben werden, dann erhält er mit Frau und vier Kindern in der Woche eine Arbeitslosenunterstützung von 42,60 DM ...“

Für eine Mindestration an Lebensmitteln müsse man pro Tag und Kopf 98 Pfennige rechnen, liest man weiter. Eine solche Ration umfasse Schwarzbrot, Margarine, einfaches Gemüse und einen halben Liter Milch. Fleisch gab’s nur einmal die Woche; Butter und Obst „fallen unter den Tisch“. – Mehr als ein halbes Jahrhundert später machen sich die Menschen Gedanken, wie sie am schnellsten abnehmen, und sie zählen Butter zu den Dickmachern. Ein Blick zurück, der einen wieder auf den Teppich bringen kann.


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