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31.12.05 / Unvergessen / Das goldene Zeitalter Königsbergs

© Preußische Allgemeine Zeitung / 31. Dezember 2005

Unvergessen
Das goldene Zeitalter Königsbergs

Professor Dr. Ulrich Mathée von der Universität Kielsprach bei den Förderern und Freunden des Ostpreußischen Jagd- und Landesmuseums.

Als das bis in die Gegenwart leuchtende Goldene Zeitalter der Stadt Königsberg bezeichnete Professor Dr. Ulrich Mathée die Jahre 1756-1807 in seinem Vortrag „Das Erbe des deutschen Ostens am Beispiel Königsbergs“ auf der traditionellen Jahresveranstaltung des Fördererkreises Ostpreußisches Jagdmuseum – Hans-Ludwig Loeffke Gedächtnisvereinigung. Die Veranstaltung, diesmal gemeinsam mit den Freunden des Ostpreußischen Landes- und Jagdmuseums, stand ganz im Zeichen der Gründung der Stadt Königsberg vor 750 Jahren.

Fasziniert lauschten die Zuhörer in der bis auf den letzten Platz besetzten Diele des Brömse-Hauses der Carl-Schirren-Gesellschaft in Lüneburg den brillanten Ausführungen über das Königsberger Geistesleben und die das Geistesleben prägenden Familien: einerseits die Keyserlings, andererseits die Toussaints und schließlich der Verleger und Buchhändler Hartknoch. Königsberg wurde in dieser Zeit nicht nur zum Schwungrad der Bücherzirkulation zwischen Leipzig und St. Petersburg, sondern hatte auch den ersten Literarischen Salon Preußens aufzuweisen. Professor Mathée beschrieb temperamentvoll und sehr sachkundig die bedeutendsten Persönlichkeiten der Familie von Keyserling, die vom ersten Gesandten Preußens in St. Petersburg über den vom Soldatenkönig ausgesuchten Erzieher Friedrichs II bis zu Johann Gebhard‚ der die Herrschaft Rautenburg in der Nähe von Königsberg erwarb, sowie den Reichsgrafen Christian Heinrich reichte und in dessen Palais Ostpreußen seinen ersten literarisch-künstlerischen Salon erhielt, der denen an der Seine nicht nachstand. Kant, Hamann, Herder und Hippel sowie der Kant-Schüler Christian Jakob Kraus waren die häufigsten Gäste des Hauses.

Neben den aus Kurland stammenden Keyserlings spielten im Königsberg der damaligen Zeit auch die Engländer und Schotten eine Rolle, die schon zur Zeit des Deutschen Ordens Ost- und Westpreußen für den Handel im osteuropäischen Raum entdeckt hatten. Professor Mathée erinnerte an die Collins, die Greens und die Barck-lays, die mit Kohle, Fischen, Fertigwaren und anderem handelten. Dem angesehensten Kaufmann der englischen Kolonie, Green, war Kant freundschaftlich verbunden und blieb es auch seinem Erben und Nachfolger Motherby, der eine geborene Toussaint aus einer nach Königsberg gekommenen französischen Kaufmannfamilie heiratete. Und eine der Töchter‚ nämlich Albertine, wurde die Frau des Buchhändlers und Verlegers Johann Friedrich Hartknoch, der für die Verbreitung der Werke von Kant und Hamann große Bedeutung hatte. Gerade Kant bekannte sich nicht nur immer wieder zu seiner Heimatstadt, sondern auch zu seinen ausländischen Freunden, er war nicht nur in die gelehrten, sondern auch in die kaufmännischen Kreise hineingewachsen und war ihnen zeitlebens verbunden, weil er offensichtlich die Verbindung zur Wirklichkeit suchte. Wer weiß, was aus den Großen Ostpreußens jener Zeit geworden wäre, wenn sie nicht diese bedeutenden und weitsichtigen Förderer und Gönner gehabt hätten.

Dr. Barbara Loeffke führte in die Veranstaltung ein. Sie erinnerte an Flucht und Vertreibung vor 60 Jahren, an die Charta der deutschen Heimatvertriebenen von 1950, die EKD-Denkschrift von 1965 sowie die Wiedervereinigung von Mittel- und Westdeutschland vor 15 Jahren, und sie ließ auch die wichtigsten historischen Daten der Stadt Königsberg Revue passieren, die bei den Feierlichkeiten in Königsberg mit der Wiederherstellung des Königtores mit Ottokar II., Friedrich I. und Herzog Albrecht sichtbaren Ausdruck fanden. Diese drei die Geschichte Königsbergs und Ostpreußens bestimmenden Herrscher, die das Königstor ge-schmückt hatten, waren im Krieg von den Sowjets zerstört worden. Die feierlich geplante Enthüllung des restaurierten Königstores klappte allerdings nicht programmgemäß. Der Vorhang sollte fallen, aber er fiel nicht. Am Schwert Friedrichs blieb er hängen. „750 Jahre Kaliningrad“ – das war selbst den toleranten Preußen zuviel – sie wehrten sich!

In seinem Schlußwort dankte Dr. Erik Dorff Professor Dr. Mathée für seinen Blick in die unvergessene Geschichte Königsbergs und dem Pianisten Domagoj Andric für die stimmungsvolle musikalische Umrahmung der Veranstaltung mit Musik des in Königsberg geborenen Otto Nicolai und ostpreußisch-preußischen Klängen. B. L.


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