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14.01.05 / Angenehme Herzenswärme / Lungenkranken verschlägt es durch Zufall in die Provinz

© Preußische Allgemeine Zeitung / 14. Januar 2006

Angenehme Herzenswärme
Lungenkranken verschlägt es durch Zufall in die Provinz von Alabama, wo er Menschlichkeit erlebt

Die Weihnachtstage sind nun vorbei und so mancher wird sich in diesem Zusammenhang ein „Gott sei Dank“ nicht verkneifen können! Denn schließlich bringt die ach so schöne Weihnachtszeit neben all der Gemütlichkeit auch immer viel Streß und Hektik mit sich.

Nicht so in dem 100-Seelendorf Lost River im US-amerikanischen Bundesstaat Alabama. Ein Städtchen, in dem das Weihnachtsfest, zu dem jeder etwas beizutragen hat, im festlich geschmückten Gemeindehaus begangen wird. Doch sind die Bewohner von Lost River dieses Jahr beim Feiern nicht ganz unter sich. Erst kürzlich ist Mr. Oswald T. Campbell zu ihnen gestoßen.

Was sie nicht wissen, ist, daß der Lungenspezialist von Mr. Campbell ihm dringend angeraten hat, dem naßkalten Winter Chicagos zu entfliehen, wenn ihm sein Leben lieb sei sollte.

Per Zufall gelangt Mr. Campbell so ins verträumte Städtchen Lost River, wo die Bewohner ihn jedoch mit offenen Armen gerne in ihre Gemeinschaft aufnehmen.

Rührend bemühen sich die Menschen um sein Wohl, und der Kranke beginnt ob der Herzenswärme der Anwohner und der Natur die Welt und das Leben mit anderen Augen zu sehen. Als plötzlich das abgemagert und verwahrloste Mädchen Patsy aus der nahegelegenen Wohnwagensiedlung in Lost River auftaucht, wendet sich jedoch das Blatt. Und für Mr. Campbell, der als Baby im Waisenhaus nach einer Dosensuppe benannt wurde, welche seine herzlose Mutter ihm ins Körbchen gelegt hatte, beginnen die Worte Liebe und Zuneigung zum ersten Mal einen Sinn zu ergeben, und er spürt, daß er etwas unternehmen muß.

„Im Laufe der Zeit bezauberte Patsy jeden, der ihr begegnete. Selbst Oswald ertappte sich dabei, daß er bei seinen Besuchen im Laden nach Patsy Ausschau hielt. Tatsächlich stellte er nach einer Weile zu seinem großen Erstaunen fest, daß er geradezu verrückt nach dem kleinen Mädchen war. Sie war das erste und einzige Kind, das er je gemocht hatte. Meistens war er mit Jungen zusammengewesen, daher vermutete er, daß er sie eben deshalb so gerne mochte, weil sie ein Mädchen war und so winzig und zerbrechlich. Oder vielleicht lag es daran, daß er eine gewisse Seelenverwandtschaft mit Patsy wahrnahm ...“

„Das Wunder von Lost River“ ist ein bis zur letzten Seite mit Harmonie und Herzenswärme gefüllter Schmöker, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Noch anzumerken ist, daß dem Leser während des Lesens häufig das Wasser im Munde zusammenläuft, wenn er liest, womit die guten Frauen von Lost River den Junggesellen Mr. Campbell bekochen, und so ist es eine ausgesprochen nette Idee der Autorin Fannie Flagg, welche durch den Roman „Grüne Tomaten“ be-

kannt sein dürfte, auf den letzten Seiten des Buches die schmack-haften Kochrezepte bekanntzugeben. A. Ney

Fannie Flagg: „Das Wunder

von Lost River“, Bastei Lübbe, Verlag, Bergisch Gladbach 2005,

broschiert, 223 Seiten, 7,95 Euro


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