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21.01.05 / Frischer Wind im Stall der weißen Pferde / Das erfolgreiche Bundesgestüt Piber in der Steiermark zwischen Tradition und modernem Marketing

© Preußische Allgemeine Zeitung / 21. Januar 2006

Frischer Wind im Stall der weißen Pferde
Das erfolgreiche Bundesgestüt Piber in der Steiermark zwischen Tradition und modernem Marketing
von Helga Schnehagen

Sie gehören zu Österreichs Kulturerbe wie die Musik von Mozart und Strauß: die Lipizzaner. Ihre talentiertesten Hengste erobern den Olymp der Klassischen Reitkunst und halten die Tradition der Hohen Schule seit über vier Jahrhunderten lebendig. Mit der Selbstverständlichkeit einer altehrwürdigen Institution treten sie planmäßig in der Wiener Hofreitschule auf. Daß sich diese Institution aber nicht automatisch erhält, ist erst seit der Ausgliederung aus dem Bundeshaushalt in den Blickwinkel geraten. Seitdem vollzieht sich weithin unbemerkt in dem Unternehmen „Spanische Hofreitschule – Bundesgestüt Piber“ eine Generalsanierung. Zur Gesellschaft öffentlichen Rechts verselbständigt, hat diese die Aufgabe übernommen, die traditionelle Lipizzanerzucht und die Klassische Reitkunst der Hofreitschule dauerhaft zu bewahren und das Unternehmen in die schwarzen Zahlen zu führen. Erster Geschäftsführer wurde Dr. Werner Pohl. Sein vordringlichstes Ziel: Verbesserung der Zuchtbasis, Intensivierung der Ausbildung, zeitgemäße Haltung. Als „Weltsensation“ feierte die Fachwelt die Vereinigung aller 15 klassischen Stutenfamilien in Piber, die dem Zuchtexperten bereits zwei Jahre nach Amtsantritt gelang.

Von raschem Erfolg war auch die sechs Millionen Euro teure Renovierung des Gestüts selbst gekrönt. Bereits seit 2003 verbreitet es wieder k.u.k.-Charme mit Stallungen in Schönbrunner Gelb. Das renovierte Barock-schloß mit dem eindrucksvollen Arkadenhof beherbergt jetzt neben der Gestütsverwaltung ein hervorragendes Restaurant und ein Café. Wagenremise, Schüttkasten und Reithalle sind saniert, besucherfreundliche Wege und Begrünung mit 1300 heimischen Pflanzen angelegt, der Parkplatz vergrößert. Zudem entstand ein moderner Turnierplatz mit großer Reitbahn, Abreitehalle und einer Tribüne mit 1500 Plätzen. Ressourcen, die es nachhaltig zu nutzen gilt. Heute können in Piber die herausgeputzten alten Bauten für Hochzeiten und andere Veranstaltungen gemietet werden, ebenso die Pferdearena, deren Veranstaltungskalender sich rund ums Jahr füllen soll.

Seit 2005 führt der erst 31jährige Armin Aigner die Geschäfte des Unternehmens. Auch ihm stehen für die kommenden drei Jahre allein für Piber ein Marketingbudget von 630000 Euro sowie 620000 Euro für Investitionen in die touristische Infrastruktur, für Schauschmiede, Futterfarm, Fahrsimulator und ähnliches mehr zur Verfügung. Eine Extra-Million soll Piber zum internationalen Kompetenz-Zentrum der Lipizzanerzucht machen. Kernstück ist dabei der Aufbau einer Zuchtdatenbank.

Was Piber recht ist, ist Wien billig. Auch durch die Stallburg weht zukünftig im wahrsten Sinne des Wortes ein frischer Wind. Die Stadtwohnungen der vierbeinigen Athleten erhalten Vorgärten (Fertigstellung Mai 2006). Ein Eingriff, der bei der denkmalgeschützten „Heiligkeit“ des historischen Gemäuers als kleine Sensation zu bezeichnen ist.

Das neue Ferienquartier der weißen Stars im niederösterreichischen Wetzdorf im Weinviertel, etwa 45 Autominuten nordwestlich von Wien, besitzt diesen Komfort schon seit letztem Sommer. Die geräumigen Auslauf-Boxen ersetzen seitdem dort die Enge der traditionellen Sommerfrische von Lainz.

Die Stalltüren stehen den Besuchern überall offen. Diese haben zudem das Vergnügen, die Lipizzanertour mit einer Schlössertour zu verbinden. Neben der Wiener Hofburg lokken die Barockschlösser von Piber und Wetzdorf, letzteres mit Englischem Garten, wo man die Seele baumeln und sich in eine andere Zeit und Welt versetzen lassen kann. Dank der großen Anstrengungen ist die traditionelle Welt der Lipizzaner, Europas ältester Kulturpferderasse, auf absehbare Zeit gesichert. Für den 3. Februar wird in Piber das erste Fohlen dieses Jahrgangs erwartet.

Mehr Informationen findet man unter www.piber.com oder www.spanische-reitschule.com

Stars auf vier Beinen: Die weltberühmte Lipizzanerzucht im österreichischen Piber liefert rassige Pferde. Foto: Piber


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