28.03.2024

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28.01.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 28. Januar 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

am spannendsten ist immer die Frage, die wir selber stellen: Was hat sich in unserer Ostpreußischen Familie getan? Und obgleich das Jahr noch so neu ist, kann ich schon die ersten Erfolgsmeldungen bringen. Da suchte Felicitas Dreyer aus Oranienburg ihre Studiengefährtin Käte Burbiel. Kaum war ihr Wunsch in unserer Familien-Spalte erschienen, meldete sich eine Leserin aus Bad Nauheim. Sie kannte Frau Dreyer noch persönlich aus ihrer gemeinsamen Berufsausbildung und hat bis vor drei Jahren mit der gesuchten Käte Burbiel in Verbindung gestanden. Zuletzt teilte Frau Burbiel ihr mit, daß sie in ein Seniorenheim ziehen wollte. Leider hat sie sich aber nicht mehr gemeldet. Nun will sich die Schreiberin aus Bad Nauheim über Bekannte nach der neuen Anschrift erkundigen. Vielleicht hat das inzwischen schon geklappt – na, das werden wir bald erfahren. Zuerst freut sich Frau Dreyer, daß sie so unerwartet eine – nicht gesuchte – alte Bekannte gefunden hat, das ist natürlich eine Überraschung, und sie bestätigt in diesem ersten Erfolgsbericht: „Es ist wirklich erstaunlich, was die Ostpreußische Familie alles fertigbringt.“

Fast umgehend nach der Veröffentlichung ihrer Wünsche erhielt Susi Dahlke-von Terzi von einem begeisterten Leser unserer Zeitung aus Berlin wertvolle Hinweise zu ihrer Suche nach dem verlorenen Tagebuch, das heißt zu der Familie des Mannes, der sie es in den letzten Kriegstagen anvertraut hatte. Jürgen Erdmann hatte ihren Wunsch gelesen und sofort das bundesdeutsche Telefonnetz nach dem gesuchten Namen „Beimling“ durchgeforstet – und siehe da: er wurde dreimal fündig. Herr Erdmann teilte dies unserer Leserin mit, und schon der Anruf bei der ersten Nummer brachte einen Erfolg, denn er zeigte die richtige Spur auf, die schließlich zu Tochter und Sohn des ehemaligen Kriegskameraden von Frau Dahlke-von Terzi führte, der allerdings eine zweite Ehe eingegangen war. Die Kinder wußten nichts von dem Tagebuch, wollten aber nachforschen, aber da scheint sich nichts zu ergeben – immerhin ist die Angelegenheit über 60 Jahre her. Der Verlust ihres Tagebuches ist für die Suchende natürlich schmerzlich, weil in ihm ihre RAD-Zeit im Memelland und ihre Erlebnisse als Flakhelferin, vor allem in den Kämpfen im Großraum Berlin, dokumentiert sind. „Aber das Überleben dieser schlimmen Zeit wiegt doch den Verlust auf“, schreibt Frau Dahlke-von Terzi und dankt ganz besonders unserem Leser Jürgen Erdmann, der sich so engagiert hat. Wieder ein Beispiel für die wirklich einmalige Zusammenarbeit in unserer Ostpreußischen Familie!

Auch Dipl. Ing. Winfried Holzlehner kann Erfreuliches berichten. Ich hätte seine Frage nach den Familienforschern Arthur und Walter Holzlehner in so nette Worte gefaßt, daß die Suche ein voller Erfolg wurde. Er erhielt sechs Nachrichten per Telefon, Brief und E-Mail mit Hinweisen, die letztendlich das gewünschte Ergebnis brachten. Die damit verbundene Dokumentation „Genealogie der Namensträger Holzlechner, Holzlöhner, Holzlehner“ ist nunmehr fertiggestellt – wir gratulieren! Auf 210 Seiten führt der Autor seine Familiengeschichte bis in das Jahr 1569 zurück. Durch die Vertreibung der Salzburger gelangte ein Urahn nach Ostpreußen. Von ihm stammen nachweislich weltweit alle lebenden Holzlöhner und Holzlehner ab, und das ist schon eine stattliche Zahl. Insgesamt enthält die Dokumentation 563 Namen und 391 Familien, sicherlich werden manche Leser auch Namen aus ihrer Familiengeschichte finden. (Wenn zwei Ostpreußen sich treffen, haben sie auf Anhieb mindestens drei Bekannte, nach einer Viertelstunde bereits zehn, und nach einer Stunde stellen sie fest, daß sie auch noch verwandt sind!) Winfried Holzlehner wurde in Stradaunen geboren. Und über sein Heimatdorf hat er ebenfalls eine Dokumentation herausgegeben „Stradaunen – zur Geschichte eines masurischen Dorfes“. In diesem Buch fächert der Autor die Historie dieses masurischen Dorfes auf und berichtet über die Menschen und ihre Schicksale. Beide Bücher sind auch als CD erhältlich (Dipl. Ing. Winfried Holzlehner, Heideweg 11 in 18273 Güstrow, Telefon / Fax 0 38 43 / 68 15 14).

Auch über eine andere Dokumentation habe ich mich sehr gefreut, weil auch hier unsere Ostpreußische Familie bemüht wurde. Es handelt sich um einen bibliographischen Beitrag in dem „Rahlstedter Jahrbuch für Geschichte und Kultur 2005“, der für uns sehr wichtig ist, betrifft er doch den ostpreußischen Schriftsteller Otto Boris. Es ist viel zu wenig über den Erzähler und Maler bekannt, dem seine masurische Heimat die Liebe zur Natur mitgab, die für ein langes Leben reichte und auch reiche literarische Ernte einbrachte: Sie umfaßt rund 60 Bücher, vor allem Tiergeschichten, von denen viele in seiner Heimat spielen, die meisten mit eigenen Illustrationen versehen, denn Boris hatte nach seinem Studium an der Königsberger Kunstakademie als Maler und Zeichenlehrer gearbeitet, ehe er zur Feder griff. Der Verfasser dieser akribisch erarbeiteten Kurz-Biographie, Jürgen Wittern, lebt in dem Hamburger Stadtteil Rahlstedt, wo auch Boris von 1941 bis zu seinem Tode 1957 wohnte und wo die meisten seiner Werke entstanden. Es gibt nun endlich einmal eine Kurz-Biographie, die alles Wesentliche über Leben und Werk des Künstlers enthält und die eine gute Grundlage für das Gedenkjahr 2007 bilden dürfte, wenn sich sein Todestag zum 50. Mal jährt. Für die Unterstützung für seine Recherchen, vor allem in Bezug auf die frühen Jahre des Künstlers in seiner Heimat, dankt Herr Wittern unserer Ostpreußischen Familie. Auch Peter Borowski bedankt sich, denn er hat durch einen Leser das gesuchte Exemplar von „Niekammer’s Landwirtschaftlichen Güter-Adreßbüchern“ erhalten, zwar „nur“ eine Kopie – aber ich besitze auch „nur“ eine solche, lieber Herr Borowski, und sie ist für meine Arbeit Gold wert!

Aller guten Dinge sind drei, denn Knut Walter Perkuhn möchte noch einmal unsere Familie bemühen, nachdem die ersten beiden Veröffentlichungen ihn schon erheblich weiter gebracht hatten. Das Prädikat „gut“ hat also seine volle Berechtigung! Es geht um das Gut Meisterfelde im Kirchspiel Stockheim, Kreis Bartenstein (vgl. S. 13). Bei der ersten Suche meldete sich der Sohn des einstigen Schmiedemeisters, Paul Krex, der ihm viel Wissenswertes mitteilen konnte, aber leider keine Abbildung von dem Gut besitzt. Nach der zweiten Veröffentlichung konnte ihm Werner Mischke, der nach dem Krieg für „Unser Bartenstein“ eine Mitgliederkartei angelegt hatte, Namen von ehemaligen Gutsleuten nennen, die aber leider inzwischen verstorben sind. Herr Perkuhn hatte alle genannten Adressen angeschrieben, aber nicht eine Antwort erhalten! Es müssen aber von einigen Familien Nachkommen leben, und um diese dreht es sich in dieser dritten Suchfrage. Es handelt sich um die Familien des Kämmerers Albert Thiel, * 1886, der sechs Kinder hatte, des Landwirtschaftsgehilfen Walter Pichettrich, * 1922, des Gutsarbeiters Fritz Kischke, * 1913 sowie des Ziegeleipächters August Smorra, * 1895, und dessen Kinder Ilse und Gerhard. Die wichtigste Frage ist: Wer besitzt noch ein Foto vom Gut, vom Gutshaus oder Teilansichten vom Hof, von der Ziegelei, von den Ländereien? Für Herrn Perkuhn sind solche Aufnahmen sehr wichtig, weil der Besitz einmal seinem Urgroßvater gehörte und er über die Güter der Familie eine Dokumentation erstellen will. „Aber es ist wie verhext, es gibt anscheinend kein Foto von Meisterfelde, ich kann das nicht glauben!“ schreibt Herr Perkuhn. Auch bei den letzten Besitzern, Max Ehrenforth und dem Ehepaar Wolff, waren doch zweifellos einmal Abbildungen vorhanden – aber nichts zu finden. Wenn aller guten Dinge eben drei sind, dann sollte sich das jetzt bewahrheiten (Knut Walter Perkuhn, Bergstraße 24 in 29565 Wriedel / Brockhöfe, Telefon 0 58 29 / 16 68)!

Jede Dokumentation über unsere verlassene Heimat ist, wenn sie exakt erarbeitet wurde, für uns von größter Wichtigkeit, weil ja von manchem Ort kaum ein Stein mehr zu finden ist und der Kreis der Zeitzeugen altersbedingt kleiner wird. So gebe ich auch gerne die Information über zwei Neuerscheinungen weiter, die von Gabriele Sürig-Beilker in jahrelanger Arbeit erstellt wurden. Es handelt sich um Dokumentationen über die ermländischen Kirchspiele Pettelkau und Frauendorf, die jetzt in Buchform erschienen sind. Sie richten sich vor allem an die noch lebenden Kirchspielbewohner, sind aber auch wichtige Quellen für Familien- und Heimatforscher. Schwerpunkt dieser Arbeiten ist die Rekonstruktion der Bevölkerung vor 1945 über zwei Generationen. Auch Nachfolgegenerationen wurden erfaßt, die eine Anbindung an die Gegenwart ermöglichen. Ein weiteres Gewicht liegt auf der Zusammenstellung geschichtlicher Angaben aufgrund der in vergangenen Jahrhunderten getätigten Veröffentlichungen und anderer Materialien mit kunstgeschichtlichen Ausführungen zur Kirche, Angaben über Priester und Ordensfrauen, das Schulwesen, Bräuche, Feste und Dialekte, untermauert mit Fotomaterial aus der Zeit vor 1945. Die Zeitzeugenberichte über Flucht, Vertreibung, Verschleppung und Rückkehr vermitteln ein breitgefächertes Bild der individuellen Schicksale. Zu den Büchern: Die Dokumentation „Pettelkau“ erfaßt auf 184 Seiten das ermländische Kirchspiel mit Klein Tromp und Groß Tromp im Kreis Braunsberg. Die 253 Seiten starke Dokumentation „Frauendorf“ schließt die zu diesem Kirchspiel gehörenden Orte Groß Klaussitten, Drewenz und Stabunken im Kreis Heilsberg mit ein. Beide im Selbstverlag erschienenen Bücher enthalten zahlreiche Abbildungen, haben Leinenbindung und Farbeinband. Sie werden zum Selbstkostenpreis abgegeben von der Autorin Gabriele Sürig-Beilker, Danziger Straße 4 b in 48161 Münster, Telefon (0 25 34) 6 50 25, E-Mail: gsuerig@web.de.

Da schließt sich die Frage von Jutta Seifert nahtlos an, denn auch bei ihr handelt es sich um Orts- und Familienforschung. Mehrmals haben wir Frau Seifert schon helfen können, die Heimat ihrer Vorfahren zu erschließen, die seit 300 Jahren in Alt-Preußen wohnten.

Nun geht es ihr um die westlich von Heilsberg gelegenen Orte Bewernick und Bewernicks Höfchen. Frau Seifert hat nämlich Vorfahren mit dem Namen „Bewernick“ gefunden. Am 19. November 1705 heiratete Christoph Linck in Rositten, Kreis Pr. Eylau seine Braut Barbara Bewernick. Sie war die Tochter des Bauern Michel Bewernick aus Rositten. Da die Orte Bewernick und Rositten nur etwa 40 Kilometer auseinander liegen, möchte sie ergründen, ob die Orts- und Familiennamen eine Beziehung zueinander haben. Wer kann Hinweise zur Geschichte der Orte Bewernick und Bewernicks Höfchen geben? Schön wären eventuelle Literaturhinweise, aber die erscheinen Frau Seifert bei diesen kleinen Orten doch ziemlich aussichtslos. Na, wollen mal sehen (Jutta Seifert, Alfred-Randt-Straße 33 in 12559 Berlin, Telefon 0 30 / 6 54 45 18)!

Nicht nur Bücher, sondern auch Ausstellungen dokumentieren ein lebendiges Bild unserer Heimat. So wird jetzt im Freilandmuseum in Schwäbisch Hall eine Ausstellung zu 60 Jahre Flucht, Vertreibung und Eingliederung veranstaltet. Unsere Leserin Ulla Gehm hat nun eine ganz besondere Frage, die sie mit Hilfe unserer Ostpreußischen Familie lösen möchte. Sie schreibt:

„Aus dem Besitz unserer Ostdeutschen Heimatstube haben wir einen ledernen Fluchtkoffer, der im Innenfutter wohl den Namen des ehemaligen Besitzers trägt: Lukoszus, Tilsit, Langgasse 2 und Grünwalderstraße 112. In unseren Einwohnerlisten hier in Schwäbisch Hall ist der Name nicht zu finden. Über die Kreisgemeinschaft Tilsit habe ich herausgefunden, daß in der Grünwalderstraße 112 ein Polizeibeamter Gustav Lukoszus, * 28. März 1892, wohnte, der dann am 26. März 1967 in Stade, Töpferstraße 5b verstarb. Mit viel Mühe habe ich weit entfernte Verwandte gefunden, die sich leider nicht an Gustav Lukoszus erinnern, sie haben lediglich mal den Namen gehört. Für unsere Ausstellung hätte ich nun gerne gewußt, wie der Koffer nach Schwäbisch Hall kam, ob der Genannte auch hier oder in einem der umliegenden Orte gewohnt hat. Es kann ja auch sein, daß er den Koffer einem anderen Vertriebenen überließ.“

Vielleicht kann unsere Familie Frau Gehm helfen, denn für die Ausstellung wäre solch eine „Koffergeschichte“ schon interessant – für uns ja auch (Ulla Gehm, Neißeweg 60 in 74523 Schwäbisch Hall, Telefon 07 91 / 5 17 82, Fax 07 91 / 9 54 12 81).

Eure Ruth Geede


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