© Preußische Allgemeine Zeitung / 04. Februar 2006

Schloß im Angebot
Ein Katalog zeigt die Welt der privaten Burgen und Paläste
von Silke Osman

Zu keiner Zeit war es einfach, das kulturelle Erbe langfristig zu erhalten. Ein Beitrag hierzu ist die Öffnung weiterer Teile des Schlosses für Menschen, die inspiriert von Kultur, Tradition und Savoir-vivre sind. Deshalb freuen wir uns, Gäste begrüßen zu können, die Familienfeste und andere Events feiern möchten oder einen geeigneten Rahmen für Sitzungen und kleine Konferenzen suchen.“ Diese Worte Wilhelm-Alberts Herzog von Urach Graf von Württemberg mögen all die Familien unterstreichen, denen ihr großes Erbe am Herzen liegt, die es nicht dem Staat übereignet haben, weil sie den Unterhaltskosten nicht gewachsen sind. Ein Schloß, eine Burg mit vielen hundert Zimmern in einem jahrhundertealten Ge-mäuer vor dem Zahn der Zeit zu bewahren, verschlingt meist Unsummen Geldes. Selbst wenn aus Töpfen des Denkmalschutzes oder anderer, das kulturelle Erbe bewahrender Stiftungen hin und wieder Unterstützung kommt, ist es damit meist nicht getan. Das Erbe mit Leben zu erfüllen, andere daran teilhaben zu lassen, das haben sich die Schloßherren (und -herrinnen) von heute auf die Fahne geschrieben. Unterstützt werden sie dabei von der Verlegerin Freda Katritzky, die schon als Kind von Schlössern und deren Geschichte fasziniert war. Die Tochter eines englischen Chemieprofessors und einer Philosophin aus Bayern mit Wohnsitz in Monaco hatte jetzt die Idee, auch andere Menschen mit beeindruckenden Schlössern und Palästen in aller Welt bekanntzumachen. Kurzerhand setzte sie sich mit den Eigentümern in Verbindung und bat sie, ihre „Häuser“ mit kurzen Texten zur Historie und zur jetzigen Nutzung vorzustellen. 20 Beispiele sind nun im ersten Band „Châteaux privés“ zusammengefaßt, ein zweiter Band ist bereits in Planung (128 Seiten, durchgehend farbig illustriert, Klappbroschur, 25 Euro, zu bestellen über den PMD oder über das Internet unter www.chateauxprives.com).

Es ist eine bunte Welt – auch des Glamours –, die sich dem Leser auftut. Die „Reise“ beginnt im englischen Northumberland, ge-nauer gesagt in Alnwick Castle, wo der Zwölfte Herzog von Northumberland mit seiner Familie lebt. Das Schloß mit seinen phantastischen Empfangssälen, der Gemäldesammlung mit Werken von Canaletto, Tizian oder Raphael und einem wunderschön gestalteten Garten, der als Ort der Besinnung gedacht ist, lockt nicht nur Touristen, auch Filmproduzenten haben seinen besonderen Reiz entdeckt. Die beiden ersten Filme über den Zauberer Harry Potter wurden in Alnwick gedreht. In Frankreich liegt das Château de Vilette, das der in Shanghai geborenen Amerikanerin Olivia Hsu Decker gehört und das als Kulisse in verschiedenen Spielfilmen diente. Anders als die erfolgreiche Unternehmerin Decker, die das Objekt ihrer Begierde im Lande ließ, hat ihr Landsmann, der chinesische Millionär und Unternehmer Zhang Yuchen gehandelt. Er ließ kurzerhand das Schloß Laffitte kopieren und in der Nähe von Peking auferstehen. Entstanden ist ein Luxushotel mit 72 Zimmern. Märchenhaft auch die beiden indischen Paläste, die in dem Buch vorgestellt werden: der Jawahar Niwas Palast und Umaid Bhawan Palace, das eleganteste Palasthotel Indiens. Eher bodenständig wirken da die deutschen Schlösser und Burgen: Burg Hohenzollern, Schloß Sigmaringen, Schloß St. Emmeram, Schloß Lichtenstein, Schloß Sayn. Doch ob in England, Frankreich, Deutschland oder im Fernen Osten, stets umgibt eine Aura des Märchenhaften die Burgen und Schlösser, auch wenn sie und ihre Besitzer längst in der Gegenwart angekommen sind.

Burg Hohenzollern: Der Stammsitz der Familie Preußen ist nicht zuletzt durch seine einzigartige Lage einen Besuch wert. Die Burg zählt zu den beliebtesten touristischen Attraktionen des Landes und bietet sich auch für private Feiern und Veranstaltungen an. Foto: chateaux prvives