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11.02.06 / Weltweit einmalig / Wien erhält Holocaust-Forschungszentrum

© Preußische Allgemeine Zeitung / 11. Februar 2006

Weltweit einmalig
Wien erhält Holocaust-Forschungszentrum

Zwei Wochen nach dem Schiedsspruch über die Klimt-Bilder steht fest: Wien wird das weltgrößte Simon-Wiesenthal-Zentrum zur Erforschung des Holocaust erhalten, und das neue große Wiener Holocaust-Denkmal wird nach dem Entwurf einer deutschen Architektengruppe errichtet.

Das Wiesenthal-Zentrum geht auf einen testamentarischen Wunsch des 2005 verstorbenen Namensgebers zurück. Es soll die von ihm zusammengetragenen Dokumente und das Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde aufnehmen. Desweiteren sollen 1,3 Millionen Dokumente, die vor 50 Jahren nach Israel verbracht und dort auf Mikrofilm kopiert wurden, nach Wien zurückkommen. Für das Zentrum stellt die Kultusgemeinde eines ihrer zahlreichen Althäuser zur Verfügung. Die Sanierungskosten von 14,5 Millionen Euro und die jährlichen Betriebskosten von 2,5 Millionen sollen aus Bundes- und Landesmitteln bestritten werden.

Wie der SPÖ-nahe Historiker Anton Pelinka betonte, sei dies "ein Angebot an Wien und Österreich". Österreich werde sich damit "auf die Landkarte der internationalen Holocaust-Forschung setzen". Ephraim Zuroff, Leiter des Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, bezeichnete Österreich zugleich als "Paradies für NS-Verbrecher". Bei der von ihm "operation last chance" genannten Aktion geht es um einen KZ-Arzt, der in Südamerika leben soll und heute 91 Jahre alt wäre, um eine KZ-Aufseherin, über deren Namen es nur Vermutungen gibt, und um einen vor 50 Jahren eingebürgerten Kroaten, der an Deportationen beteiligt gewesen sein soll.

Mit dem Bau des Berliner Holocaust-Denkmals war für Bürgermeister Häupl und die SPÖ klar, daß Wien nicht nachstehen könne. Das vom Stalinisten Alfred Hrdlicka gestaltete "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus" hinter der Staatsoper, das im Jahr 2000 enthüllte Holocaust-Denkmal auf dem Wiener Judenplatz (der immer schon so hieß) und die Gedenktafeln im ganzen Stadtgebiet sollten durch etwas Großes ergänzt werden. Man entschied, das Projekt im "Eurogate" umzusetzen, einem geplanten neuen Stadtteil auf früherem Bahngelände, von dem aus in der NS-Zeit Deportationen erfolgten. Das Problem der "Eurogate"-Planer lag darin, daß internationale Investoren diese Nachbarschaft vielleicht meiden würden. Die Lösung daher: Das Holocaust-Denkmal wird vor einer Schule gebaut.

Die Bundesregierung entschied mittlerweile, die fünf Klimt-Bilder nicht zurückzukaufen - die geforderten 250 Millionen Euro waren nicht vertretbar. Opferanwalt Randol Schoenberg meinte hinterher, man hätte doch verhandeln können. Wie bekannt wird, stehen ihm 40 Prozent des Erlöses zu. RGK


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