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11.02.06 / Aquarelle zeichnen auf der Kurischen Nehrung / Karina Stängle versucht mit ihren Kursusteilnehmern, die Schönheit des Landstrichs mit dem Pinsel auf Papier zu bannen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 11. Februar 2006

Aquarelle zeichnen auf der Kurischen Nehrung
Karina Stängle versucht mit ihren Kursusteilnehmern, die Schönheit des Landstrichs mit dem Pinsel auf Papier zu bannen

Karina Stängle sitzt mit den Teilnehmern ihres Aquarellkurses hinter dem Thomas-Mann-Haus auf dem Schwiegermutterberg auf den Dreibeinern, um den Italienblick in Aquarell zu malen. Die Farbkästen sind um sie herum "installiert"; der Malblock liegt auf dem Schoß bereit, der nasse Pinsel in der Hand. Zuvor haben sie das Motiv besprochen. Nehmen sie das Hochformat entsprechend der in den Himmel strebenden Kiefern oder wollen sie rechts im Bild noch viel vom Haff zeigen? Sie schauen über die spitzgiebeligen Dächer. Am besten legt man sie mit dem breiten Pinsel in verschiedene Richtungen mit Karminrot an.

Während des Skizzierens haben sie sehr genau geschaut; auch die Bildaufteilung wird gelingen. Ein weißes Blatt liegt vor ihnen. Doch mit zarter Untermalung machen sie sich auf den Weg zum gelungenen Bild. Trotzdem führt jedes Aquarell in ein Abenteuer der Farben, denn die Feuchte des Papiers und die Farbintensität im Pinsel ist entscheidend für das Gelingen. Wenn dann noch etwas Weiß des Papiers stehen bleibt, ist das Abenteuer bestanden.

Kaum sitzen die ersten Farben, bleibt es nicht aus, daß die Touristen, die sich ebenfalls auf diesem exponierten Hügel den Thomas-Mann-Blick nicht entgehen lassen wollen, den Künstlern über die Schultern blicken. Da die Maler wohl das absolute Auge für den Bildausschnitt haben, zücken sie sofort in ihre Blickrichtung ihre Kameras.

Hier in Nidden auf der Kurischen Nehrung haben schon Lovis Corinth, Pechstein, Schmidt-Rottluff, Birnstengel, Gelbke und Ernst Mollenhauer von den Dünen, dem Himmel, dem Haff, der See geschwärmt. Nun sind zwei Künstlergenerationen mit ihren Farben angereist, um im impressionistischen und expressionistischen Stil die Landschaftsformen in Farben festzuhalten.

Vor der sowjetischen Eroberung war es möglich, dort beim Gastwirt Blode zu wohnen. Wenn das Budget knapp wurde, konnten die Maler mit einem Bild bezahlen. Deshalb sammelte sich dort in der Gaststube im Laufe der Jahrzehnte eine stattliche Zahl kostbarer Gemälde an, bevor die Sammlung 1945 zerstört wurde.

Und nun versucht Karina Stängle mit ihrer Gruppe wiederum die Landschaft im Freien einzufangen mit deren Formen und Farben. Das Wechselspiel des Lichts, besonders auf der Hohen Düne, regt jeden Morgen von Neuem an.

Nicht an jedem Tag der zwei Wochen war malen angesagt. So sahen sie sich den Hexenberg bei Schwarzort an oder machten einen Ausflug nach Memel mit einer Besichtigung der Altstadt und einigen Galerien und Museen; auch der Einkauf von Bernstein und Leinen war sehr beliebt. Einige erlebten die Bootsfahrt über das Haff ins Memeldelta. Andere schauten sich das Festland bis Heydekrug an, auch die Vogelwarte in Windenburg oder einen Künstlergarten. Die Radler unternahmen eine Tour durch den Nehrungswald Richtung Perwelk mit Abstechern zu entlegenen Picknickplätzen am Haff. Bei der nächsten Räucherei wurde Aal, Brasse oder Zander gefaßt und unter freiem Himmel entgrätet. Sehr gemütlich war die Dampferfahrt am Abend von Nidden bis Schwarzort. Entlang der Küste sah man vor dem Sonnenuntergang die Toten Dünen in tiefes Blau versinken. Ein überwältigender Sonnenuntergang war eines Abends auf der Ostseeseite zu erleben: Zwischen rotorangevioletten Wolken versank der rote Ball. Als die Gruppe eine halbe Stunde später zum Haff schaute, erhob sich genauso rot wie die untergegangene Sonne der Mond aus dem indigoblauen Haff. Oder war es doch die Sonne? Zwei Stunden später stand das Gestirn silberfarbig am schwarzen Himmel. Diese Szene wurde am nächsten Vormittag auf Büttenpapier eindrucksvoll gelungen umgesetzt.

Trotz fünf bis sechs Malstunden fanden Sonnenhungrige und Wasserbegeisterte Zeit für sich. Es wurde gebummelt, die internationale Segelregatta verfolgt, Cappuccino genossen und am Hafen Salonmusik oder Jazz gehört. Nicht zu vergessen ist der informative "prähistorische" Handwerkermarkt. Der Abend klang gewöhnlich aus mit einem guten Fischgericht in einer der Gartenlokale bei Gitarren- und Geigenklang und einem Drink auf der Hotelterrasse mit Blick über das Wasser. Die Abende waren noch recht hell. K. S.

Weitere Informationen zu den beiden diesjährigen Aquarellkursen mit Karina Stängle vom 29. Juli bis zum 12. August sowie vom 19. bis zum 29. August sind erhältlich bei Karina Stängle, Rosmarinweg 11, 73733 Esslingen, Telefon / Fax (07 11) 3 70 10 45.

Ein Werk und sein Entstehen: Karina Stängles Aquarell "Nehrungswald" (links) und ihre Malgruppe bei der Arbeit Fotos (2): Stängle


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