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11.02.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 11. Februar 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

manche Wünsche muß ich mitunter auf die lange Bank schieben, weil die Suchfragen nach Vermißten und Verschollenen eben Vorrang haben oder weil die Angaben so unvollständig, ja sogar verwirrend sind, daß ich noch nachhaken muß, und das dauert seine Zeit. Aber heute habe ich mir die Wartebank vorgenommen, - so lang ist sie nun auch wieder nicht, und die Wünsche sind absehbar. Da liegt ein Schreiben von Almuth Steinhoff vor, die Kinderlieder und -reime sucht, die in unserer Heimat gesungen wurden. Ihr Vater, Horst Raeder, stammt aus Eydtkuhnen, und im Rahmen der Familienforschung kam bei der zweifachen Mutter der Wunsch auf, zu erfahren, mit welchen Liedern und Reimen ihr Vater aufwuchs. Das Interesse an diesem Liedgut wurde immer größer, so daß inzwischen schon eine kleine Sammlung zustande gekommen ist, zu der auch unsere Ostpreußische Familie beigetragen hat. Das Problem ist: Es wurden fast immer nur die Texte mitgeteilt, so daß die Melodien fehlen. Wenn es überhaupt welche gibt, denn viele Kinderreime werden mehr gesprochen als gesungen und sind mit Bewegungen verbunden wie "Puschkatzchen, wo warst du?" oder "Gusse, Gusse, Gänskes, kommt noah Huus ..." Bei anderen von Frau Steinhoff gesuchten handelt es sich um Kunstgedichte aus unserer Zeit wie Bergengruens "Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande ..." oder das plattdeutsche "Eck hebb e kleen Peerdke" von Erminia von Olfers-Batocki. Andere sind Variationen alter deutscher Kinderlieder, so "Hottemannchen fuhr zur Stadt", das wohl auf "Buko von Halberstadt" zurückgeht, aber diese sind für Frau Steinhoff besonders interessant, denn gerade Kinderlieder können schon von Dorf zu Dorf unterschiedlich sein. Sie sucht nun die Melodien oder deren Variationen zu "Ringel, Rangel, Rosenkranz", "Barbuttke, fleeg opp", "Schornsteinfeger ging spazieren", "Hanske wull riede" und "Hotte, fahr nach Danzig". Wer noch andere, sehr alte Kinderlieder weiß, teile diese bitte auch Frau Steinhoff mit (Allmuth Steinhoff, Akazienweg 16 in 39291 Lostau, Telefon 03 92 22 / 6 94 75).

Auch das Schreiben von Heinz Sternberg hat etwas länger warten müssen, weil ich seine Suchwünsche schon einmal vor längerer Zeit brachte, leider ohne Erfolg, denn sonst würde er sie nicht erneut stellen. Es geht um seine vermißten Onkel Friedrich Sternberg und Paul Pallat, die beide in einem Massengrab in Georgenburg begraben sein sollen. Das hat ihm ein Landsmann mitgeteilt, der dort als Gefangener Gleise verlegen mußte. Alle Nachforschungen von Herrn Sternberg bei den betreffenden Institutionen blieben ohne Ergebnis, so auch die letzte vor zwei Monaten bei der WASt in Berlin. Der Neffe hofft aber immer noch, etwas über das Schicksal seiner beiden Onkel zu erfahren, über die er leider kaum etwas weiß. Das Kriegsende erlebte Heinz Sternberg als 14jähriger in Berlin, deshalb sind ihm auch nur wenige Daten über die gesuchten Friedrich Sternberg und Paul Pallat bekannt. Der Erstgenannte, * 16. Januar 1912 in Insterburg, war bei der Kavallerie (Ulanen) im Rang eines Feld- oder Oberfeldwebels. Privat wohnte er in der General-Litzmann-Straße in Insterburg. Von Paul Pallat ist nur bekannt, daß er beim Werkschutz im Flugzeugwerk Heiligenbeil tätig war. Im April 1940 gehörte er der Einheit 4.Komp.I.R. 504 an. Immerhin ist in diesem Fall die Erkennungsmarke bekannt: 224.4 / I.E.B. 413. Das ist aber auch alles, was Herr Sternberg weiß. Da die erste Veröffentlichung im Ostpreußenblatt noch vor der Wende erfolgte, ist es möglich, daß sich aus unserem erweiterten Leserkreis jemand meldet, der mit einem der Genannten irgendwo und irgendwann zusammen war und über einen Teil ihres unbekannten Lebensweges Auskunft geben kann. Besonders wichtig für Herrn Sternberg ist natürlich die Klärung der Frage, ob beide tatsächlich in dem Massengrab beigesetzt worden sind. Über jede noch so kleine Nachricht würde sich der Neffe freuen (Heinz Sternberg, Mühlgrabenstraße 2 in 73529 Schwäbisch Gmünd).

In jene letzten Kriegsjahre führt auch ein Brief, der uns aus Schweden erreicht. Dort lebt seit vielen Jahren Ilse Spetz, treue Leserin unsere Zeitung, denn sie wurde in Schillwen, Kreis Heydekrug geboren. Und die Erfolge unserer Ostpreußischen Familie machen ihr Mut, nach ihrem Onkel Otto Kausch aus Memel zu suchen, jedenfalls etwas über sein Schicksal zu erfahren. Auch im Namen ihrer Cousine Brigitte Hennen geborene Kausch, die nicht weiß, ob und wo ihr Vater gefallen ist. Otto Kausch, * 21. April 1900 in Hannover, gehörte das in der Ballaststraße in Memel gelegene Restaurant "Zum guten Tropfen". 1944 wurde er zum Volkssturm eingezogen. Im November besuchte er seine Familie in Meißen und kehrte dann zu seiner Einheit in Fischhausen zu-

rück. Die letzte Feldpost trägt das Datum vom 26. März 1945, er bittet auf seiner Karte, ihm doch oft zu schreiben - aber die Grüße wird er nie mehr erhalten.

Wahrscheinlich ist Otto Kausch bei den Kämpfen im westlichen Samland gefallen. Seine letzte Einheit ist nicht bekannt, aber die Feldpostnummern: O6830D und 65100H. Auch wenn das Schicksal von Otto Kausch nicht zu klären ist, wäre seine Tochter dankbar, wenn sie von noch lebenden Zeitzeugen etwas über jene letzten Kämpfe an der Samlandküste erfahren würde. Zuschriften sind entweder an die Übermittlerin dieses Wunsches, Frau Ilse Spetz, Polhemsgatan 19 A, S-73333 Sala, Schweden, Telefon 00 46 22 41 38 60, oder an Brigitte Hennen, Am Wasserturm 7 in 40668 Meerbusch, Telefon 0 21 50 46 00, zu richten.

Erst jetzt erhielt Hans Eckart Meyer aus Langballigholz Kenntnis von dem in der PAZ-Folge 12 erschienenen Bericht "Der Beginn einer entsetzlichen Leidenszeit", in dem der letzte Kampf in der Danziger Buch beschrieben wird. Da sein Vater dort verschollen ist, beeindruckte ihn dieser Artikel, und er wendet sich nun an uns mit Fragen, die jenen Landstrich zwischen Heubude, Neufähr, Bohnsack und Schiewenhorst betreffen, der bis zur Kapitulation in deutscher Hand war. Sein Vater Kurt Ferdinand Rudolf Meyer, Hotel "Königlicher Hof" in Gerdauen, wurde als Soldat Anfang April 1945 bei Balga schwer verwundet. Die Marine brachte die Verwundeten nach Pillau, von dort sollte es mit einem der letzten Schiffe nach Dänemark gehen. Kurt Meyer soll aber, wie in einer Aufzeichnung der Heimatkreisgemeinschaft Gerdauen zu lesen, in der Nähe von Danzig verstorben sein. Alle bisherigen Anfragen bei Auskunfts- und Suchstellen ergaben die gleiche Antwort: verschollen! Nun fragt Herr Meyer, ob sein Vater möglicherweise mit anderen Verwundeten in das in dem Bericht geschilderte Gebiet gekommen ist. Gibt es Aufzeichnungen, wo wurden die dort verstorbenen Soldaten beigesetzt, wer war dabei, hatte vielleicht sogar noch Kontakt mit seinem Vater und könnte Auskunft geben? Diese Fragen beschäftigen nun Herrn Meyer, und er legt sie unserer Ostpreußischen Familie vor (Hans Eckart Meyer, Oberstraße 28a in 24977 Langballigholz, Telefon 0 46 36 / 84 08).

Immer noch suchen Menschen nach ihrer Vergangenheit, wollen ihre Identität finden, ihre Herkunft bestätigt wissen. Zu ihnen gehört Anna Krasicka. Katrin Schuck gibt sie als ihren Geburtsnamen an. In der - von polnischer Stelle ausgestellten - Geburtsurkunde steht aber der Name Anna Dobrowolska. Ein genaues Geburtsdatum gibt es nicht, als Geburtsjahr wird 1941 vermutet. Das wohl elternlose Kind lebte 1945 im Kinderheim in Braunsberg. Obwohl Anna Krasicka damals erst etwa vier Jahre alt war, kann sie sich an diese Zeit erinnern. Es stehen auch Namen von anderen Kindern fest, die zu jener Zeit in dem Braunsberger Kinderheim lebten: Gertrud Kuhl, * 5. Februar 1933, Georg Kuhl, * 9. Februar 1936, Hedwig Kuhl, * 8. Juni 1939, Christina Kuhl, * 6. August 1932 (wohl alles Geschwister), Maria Strumidel, * 19. Juni 1934, Lucie Welkil, * 10. August 1934, Klaus Zennestuhl, * 2. November 1939 und Werner Otto, * 13. Februar 1930. Wer kann sich von diesen ehemaligen Heimkindern an Katrin Schuck alias Anna Dobrowolska, erinnern? Bei den Älteren ist dies durchaus möglich. Später, etwa 1948/49, lebte das Kind in Neuhof bei Mohrungen. Wer zu diesem Fall etwas sagen kann, wende sich bitte an Herrn Bernhard Knapstein, Pressereferat Landsmannschaft Ostpreußen e. V., Parkallee 84-86 in 20144 Hamburg, Telefon (0 40) 41 40 08-24, Fax (0 40) 41 08-48, Email: knapstein@LM-Ostpreussen.de.

Auch ein Kinderschicksal, ein bisher ungelöstes, denn noch immer steht in einer ostpreußische Familie die Frage im Raum: Was wurde aus Christel? Es handelt sich um Christel Wohlgefahrt, * 23. Dezember 1941 in Rauschbach, Kreis Heiligenbeil. Ihre Eltern waren Johanna Wohlgefahrt geborene Rehberg, * 1909 in Lindenau, Kreis Heiligenbeil, und Otto Wohlgefahrt, der den Krieg überlebte und 1983 in Westdeutschland verstarb. Die Mutter ging mit ihren Kindern Frieda, Erika, Helmut und Christel auf die Flucht. Aber sie kamen nicht weit. Die Mutter und ihre älteste Tochter verstarben in Königsberg, die anderen Kinder kamen in Waisenhäuser, Christel nach Ponarth, auf der dortigen Liste steht auch ihr Name. Dort hat ihr Bruder Helmut sie noch einmal gesehen, da war sie sehr klein und dünn und konnte ihren Namen nicht richtig aussprechen. 1947 sind dann Erika und Helmut mit den Kindertransporten in die damalige russische Zone gekommen. Eine Rote-Kreuz-Schwester, in deren Zug auch Kinder aus dem Ponarther Heim waren, berichtete Erika auf der Fahrt nach Dresden, daß ihre Schwester Christel verstorben sei. Zeitlebens haben sich Erika und Helmut bemüht, Klarheit über das Schicksal ihrer Schwester zu bekommen. Eine wichtige Hilfe war ihnen dabei Frau Pfeiler-Iwohn, die schon so viele Schicksale von ostpreußischen Heimkindern klären konnte. Sie hat auf einer ihrer Transportlisten die Namen von Erika und Helmut stehen, aber nicht den von Christel Wohlgefahrt. Dafür ist während der Ausreise eine Christel Wohlgerat in ein Krankenlager gekommen, Endziel dieses Transportes über Grimmen war Berneburg. Eine Christel Wohlgerat ist aber in keinem Waisenhaus verzeichnet, so daß anzunehmen ist, daß es sich hier um ein und dieselbe Person handelt. Zwar wird das Alter unterschiedlich angegeben, Christel Wohlgerat wurde um zwei Jahre jünger geschätzt, aber das spielt bei der damaligen Unterernährung keine Rolle. Es gibt nun viele Fragen: Ist das Kind unter dem falschem Namen verstorben, wenn ja, wann und wo? Ist es in Königsberg geblieben, hat es doch weiter gelebt? Wer war mit Christel Wohlgefahrt zusammen in einem Heim? Es wäre für ihre noch lebenden Geschwister und vor allem für die Tochter von Erika, Martina Hauschild, schon ein Wunder, wenn sie endlich Klarheit über Christels Schicksal bekämen. Frau Hauschild hat schon einmal einen Erfolg gehabt, als sie eine Nachbarin aus dem Heimatdorf ihrer Mutter, Rauschbach, ausfindig machte; vor Weihnachten gab es ein freudiges Wiedersehen. Unsere Zeitung und vor allem unsere "Ostpreußische Familie" schienen ihr allerdings bisher unbekannt gewesen zu sein, denn sie wurde jetzt von einem Leser auf uns aufmerksam gemacht (Zuschriften an Martina Hauschild, Lange Straße14 in 27419 Tiste, Telefon 0 42 82 / 7 33 94)!

Eure Ruth Geede


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