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11.02.06 / Die Ostpreußischen Mädchen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 11. Februar 2006

Die Ostpreußischen Mädchen

Im Jahr 1942 war ich, gerade 19 Jahre alt, Soldat in einer Flakbatterie am Stadtrand von Königsberg in Ostpreußen. Mit Wehmut denke ich heute an diese schöne Stadt mit ihren prächtigen Menschen. Damals interessierten sich junge Soldaten natürlich vorwiegend für die Königsberger Mädchen. In keiner deutschen Stadt habe ich so schöne Mädchen gesehen wie in Königsberg.

Die jungen Soldaten aus den Stellungen und Kasernen der Umgebung zog es in jeder freien Stunde in die Stadt. Treffpunkt waren der Schloßteich mit seinen Ruderbooten und ein großes Tanzcafé - ich glaube es hieß "Café Schwermer". Ein Erlebnis beeindruckt mich noch heute, nach 60 Jahren.

Ich lud eine hübsche Dunkelhaarige zu einer Kahnfahrt ein, und zu meiner Freude sagte sie zu. Sie schätzte offensichtlich junge Soldaten richtig ein und erzählte mir vorsorglich, während ich fleißig mit Rudern beschäftigt war, daß sie mit einem Maat der Kriegsmarine verlobt sei, der sich auf hoher See befand und dem sie unbedingt treu bleiben wolle.

Ich nahm das damals nicht besonders ernst, aber das war ein Fehler. Es gab nach dem obligatorischen Café-Besuch nicht mal einen Abschiedskuß. Immerhin verabredeten wir auf mein Drängen ein Wiedersehen. Es war eine Zeit des Kennenlernens und Abschiednehmens.

Natürlich war ich pünktlich zur Stelle, aber meine Angebetete erschien nicht. Vermutlich traute sie mir, aber wohl auch sich selbst nicht so recht. Sie hat mich aber nicht einfach "versetzt", sondern schickte eine Freundin, eine bildhübsche zierliche Blondine, die mir einen Brief übergab, der einzig ein Gedicht enthielt.

Das Gedicht von Emanuel Geibel aber sagt alles aus über dieses blitzsaubere ostpreußische Mädchen, und ich hoffe noch heute, daß ihr damaliger Verlobter soviel Treue auch verdiente. Hier der Wortlaut:

Kurzes Lachen, langes Weinen das ist der Liebe Brauch.

Jedoch, wiewohl sie Leiden allzeit zum Lohne gibt, nie mag von Liebe scheiden, wer einmal recht geliebt.

Er trägt die heißen Schmerzen viel lieber in der Brust, als daß er nie im Herzen von solchem Glück gewußt.

Ich war nicht lange enttäuscht, sondern verliebte mich umgehend in die hübsche Blonde, deren Namen ich noch heute weiß: Ursel Reiß. Das ging bei jungen Männern auch damals schon schnell, und auf Haar- oder Augenfarbe war ich nicht festgelegt. Im Café, bei Kaffee und Kuchen, verabredeten wir ein Wiedersehen. Ich war unendlich glücklich, aber es sollte nur ein kurzes Glück werden. Als ich zu meiner Einheit zurückkam, lag dort schon der Marschbefehl an die Westfront.

Ich erinnere mich heute noch an unser erstes und einziges Rendezvous: Wir saßen unterhalb der Hufenkaserne am Rand einer Blumenwiese, mit Blick auf die Stadt Königsberg und waren sehr traurig. Sie sah mich an mit Tränen in ihren blauen Augen. Dann hat sie mich geküßt. Zum ersten Mal. Es war ein Abschiedskuß. Heinz Schuren


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