26.04.2024

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18.02.06 / Ruth Geede zum 90. Geburtstag

© Preußische Allgemeine Zeitung / 18. Februar 2006

Ruth Geede
zum 90. Geburtstag

Im Kreis ihrer Familie, Freunde und Wegbegleiter feierte Ruth Geede, Autorin der Preußischen Allgemeinen Zeitung / Das Ostpreußenblatt und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes ihren 90. Geburtstag. Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm v. Gottberg, würdigte ausdrücklich die besonderen Verdienste der Jubilarin (siehe nebenstehende Rede).

Im Kriegswinter 1916 kam sie in Königsberg als "Frühchen" zur Welt, entwickelte sich aber bald zu einer prächtigen Marjell. Mit 17 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Text, mit 18 prägte sie eine Begegnung mit der großen ostpreußischen Schriftstellerin Agnes Miegel, mit 19 kam das erste Buch heraus mit plattdeutschen Erzählungen. Ihre journalistische Karriere begann sie mit Hörspielen und Bühnenstücken, einige wurden später vom Hamburger Ohnsorg-Theater aufgeführt. Sie wirkte als freie Mitarbeiterin beim Rundfunk in Königsberg und setzte sich verstärkt für den Erhalt der ostpreußischen Mundart ein. Nach Flucht und Vertreibung war der Neubeginn im Westen nicht leicht - als Volontärin mußte die inzwischen erfolgreiche Jungschriftstellerin bei der "Lüneburger Landeszeitung" "von vorne anfangen". Bis 1995 blieb sie der Landeszeitung treu, versorgte aber auch das Ostpreußenblatt mit wertvollen Beiträgen und betrieb erfolgreich verschiedene eigene Pressedienste. Den Lesern ist sie besonders als "Mutter" der "Ostpreußischen Familie" bekannt, einem Ressort, das wie sie selbst viel Zuspruch erhält und mit dem sie auch 60 Jahre nach Flucht und Vertreibung immer noch Menschen zusammenführt.

Die DVD oder das Video "Ruth Geede - aus dem Leben einer Ostpreußin" ist ab 1. März beim Ostpreußen-Video-Archiv, PF 100164; 04001 Leipzig, für 14,95 zuzüglich 3,95 Euro Versandkostenpauschale zu bestellen.

 

Ein reiches Leben - Ostpreußen und seinen Menschen gewidmet
LO-Sprecher Wilhelm v. Gottberg, würdigt Ruth Geede zu ihrem 90. Geburtstag

Verehrte gnädige Frau, liebe Frau Geede,

zur Vollendung des 90. Lebensjahres überbringe ich Ihnen herzliche Glück- und Segenswünsche des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen. Natürlich reihe ich mich gern ein in die große Schar der Gratulanten und gratuliere ebenfalls herzlich zum heutigen Tag. Meine Teilnahme an dieser Geburtstagsfeier bedeutet für mich eine Ehre.

Ich möchte an dieser Stelle nicht die beeindruckende Lebensbilanz des Geburtstagskindes numerisch auflisten. Diese ist in diesem Kreis hinreichend bekannt. Schon vor 21 Jahren erhielt Frau Geede das Bundesverdienstkreuz. 1991 verlieh ihr die Landsmannschaft Ostpreußen ihren Kulturpreis, und vor fünf Jahren wurde sie mit der höchsten Auszeichnung der Landsmannschaft Ostpreußen, dem Preußenschild, geehrt. Ich will aber einige Punkte aus Ihrem Leben, verehrte gnädige Frau, in Erinnerung rufen, die mich besonders beeindruckt haben und die einzigartig zu nennen sind.

Sie waren 17 und noch Schülerin, als erste Texte von Ihnen veröffentlicht wurden, die bereits über die Grenzen Ihrer Vaterstadt Königsberg hinaus Beachtung fanden. Sie waren 19, als Ihr erstes Buch erschien. Mir ist in meinem Leben kein ähnlicher Fall bekannt, wo eine Jugendliche literarisch so früh und so eindrucksvoll in Erscheinung trat. Ihre literarische Schaffenskraft hält nun seit 73 Jahren an, und sie war vornehmlich Ostpreußen und seinen Menschen gewidmet. 73 lange Jahre! Um diese Zeitspanne eindrücklicher bewußt zu machen, halbiere ich die Zahl 73 und komme so auf 36,5 Jahre. Meine Damen und Herren, Millionen Bundesbürger würden sich glücklich schätzen, wenn sie heute 36,5 Jahre in ihre persönliche Rentenversicherung einbringen könnten. Und Gott lob ist Frau Geede als Autorin weiterhin ertragreich.

Sie waren bei unserer Zeitung, der PAZ/OB, von Anfang an dabei. Ja, schon beim Vorläufer des Ostpreußenblattes wirkten Sie seit 1948 mit. Deutlich über 1000 liegt die Zahl Ihrer Beiträge, die Sie seit 1950 für das Ostpreußenblatt geschrieben haben. Wer diese Leistung nachvollziehen will, fertige einmal selbst einen Beitrag, etwa von dem Umfang und dem Inhalt, wie er regelmäßig aus der Feder unseres Geburtstagskindes fließt.

Bei ihrer Arbeit für das Ostpreußenblatt hat Frau Geede stets die Zukunftsperspektive für die Zeitung im Blick gehabt. So ist es maßgeblich ihr Verdienst, daß die Zeitung seit drei Jahren mit dem Titel Preußische Allgemeine Zeitung und dem Untertitel Das Ostpreußenblatt erscheint. Mit der Wochenzeitung Preußische Allgemeine Zeitung geben Herausgeber und die an der Zeitung mitwirkenden Autoren und Redakteure einen Hinweis auf preußische Werte und Tugenden. Eine Rückbesinnung auf dieses Gedankengut wäre für unsere Gesellschaft segensreich, damit ließe sich die Zukunft erfolgreich bewältigen. Mit dem neuen Titel ist für unsere - und ich füge hinzu, für Ihre Zeitung, sehr verehrte Frau Geede - eine Zukunftsperspektive eröffnet. Es lag auf der Hand, daß der alte Titel Das Ostpreußenblatt in der Öffentlichkeit zu sehr als Verbandsorgan wahrgenommen wurde. Neue Leser waren für das Ostpreußenblatt kaum noch zu gewinnen.

Besonders würdigen möchte ich Ihre wöchentlichen Beiträge für "Die ostpreußische Familie". Es gibt eine nicht unerhebliche Zahl von Abonnenten, die die PAZ nur wegen dieser Serie abonniert haben. Größere Bedeutung hat für mich allerdings die Tatsache, daß Sie mit dieser regelmäßigen Veröffentlichung segensreich wirken. Eine größere Anzahl Menschen hat nach jahrzehntelanger Trennung, im Einzelfall nach über 50jähriger Trennung, wieder zueinander gefunden. Damit konnten menschliche Tragödien, hervorgerufen durch die Zäsur, die die Deutschen ab 1945 haben hinnehmen müssen, glücklich beendet werden. Auf diesem Gebiet haben Sie, verehrte gnädige Frau, als Samariterin im biblischen Sinne gewirkt.

Ich möchte abschließend ein Beispiel aus der Welt der Bergsteiger sinnbildlich anführen. Frau Geede hat das neunte Lebensjahrzehnt vollendet. Damit hat sie - jenseits aller geographischen Möglichkeiten - einen Neuntausender-Gipfel bezwungen, nachdem sie schon vor zehn Jahren den "Achttausender" erklommen hatte. Die allermeisten Menschen kommen nicht an diese Lebensmarke, aus welchen Gründen auch immer. Der Aufstieg zum "Neuntausender" hat Kraft gekostet. Aber die Jubilarin kann nun sehr weit sehen, weiter als wir alle es vermögen. Sie kann Zusammenhänge des menschlichen Miteinanders besser überschauen, und ihre Lebenserfahrung ist ein Schatz, der uns allen Orientierungshilfe sein kann.

Verehrte Frau Geede, Sie werden noch gebraucht. Wie schön, das Ihr Wirken noch nicht zu Ende ist. Ich wünsche Ihnen noch erfüllte Jahre. Im Wissen um die Endlichkeit des menschlichen Lebens wünsche ich ebenfalls, daß die Beschwerden des Alters für Sie erträglich bleiben mögen. Schließlich wünsche ich Ihnen für den heutigen Tag und das nun beginnende zehnte Lebensjahrzehnt Gottes Segen.

 

"Dank und Respekt"
Grußwort von PAZ-Chefredakteur H.-J. Mahlitz

Liebe Frau Geede,

ich weiß, daß mit zunehmendem Alter Zeit immer kostbarer wird; daher will ich Ihre Zeit nicht über Gebühr beanspruchen und hier keine lange Rede halten. Ich will Ihnen auch kein Gedicht aufsagen; das können Sie selber viel besser, und im edlen Dichterwettstreit mit Ihnen würde ich ziemlich schwach aussehen.

Ich will auch nicht im Detail Ihre Leistungen für Preußen und Ostpreußen würdigen; dazu sind andere berufener, vor allem der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen. Ich möchte nur auf einen Aspekt hinweisen: Die Zeitzeugen werden immer weniger, und unter diesen wenigen sind Sie, liebe Frau Geede, etwas ganz besonderes. Sie haben nicht nur Flucht und Vertreibung erlebt und erlitten, Ihnen ist Ostpreußen auch noch als blühendes Land bewußt in Erinnerung, jene schöne Zeit vor den Schrecken des Krieges. Sie haben sich bis heute die Gabe bewahrt, in Ihrem journalistischen und schriftstellerischen Wirken diese beiden Pole, Glanz und Schönheit wie auch Leid und Elend, uns Jüngeren lebendig zu vermitteln. Dafür danke ich Ihnen von Herzen.

Danken möchte ich Ihnen auch ganz persönlich. Mit meinen knapp 40 Redakteursjahren kann ich nur mit allergrößtem Respekt auf Ihre sieben Berufsjahrzehnte als Journalistin und Schriftstellerin hochblicken. Daß ich Sie auf einem kleinen Stück dieses imposanten Lebensweges begleiten durfte, empfinde ich als Ehre und Bereicherung. Und daß wir mit dem Titel "Preußische Allgemeine Zeitung" ein "gemeinsames Kind" haben - mit einem Herausgeber, der weit mehr als ein einfacher Taufpate ist -, sehe ich als Höhepunkt dieses gemeinsamen Weges.

In der PAZ-Redaktion haben wir uns lange den Kopf zerbrochen: Was kann man einer Ruth Geede zu einem solchen Ehrentag schenken? Außergewöhnliche Persönlichkeiten haben Anspruch auf außergewöhnliche Antworten - hier die unsere: Wir schenken Ruth Geede unser Bild von Ruth Geede. Unser Bild im wörtlichen Sinne: ein kunstvoll gestaltetes Porträt, das wir von dem Hamburger Photographen Christoph Pawlik erstanden haben. Unser Bild von Ruth Geede aber auch im übertragenen Sinne: Es zeigt sie so, wie wir sie sehen - ein Gesicht von zeit- und altersloser Ausdruckskraft, das Gesicht einer Frau, die eine unglaublich lange Zeit mit weit offenen Augen durch ein außergewöhnlich bewegtes Leben gegangen ist, ein Gesicht voller Wissen um die wirklich wichtigen Dinge des Lebens, vor allem aber voller Güte. Den vielen Menschen, denen sie, die Mutter der "Ostpreußischen Familie" hat helfen können, braucht man nicht zu erklären, was damit gemeint ist.

Enthüllung: Herausgeber v. Gottberg, Chefredakteur Mahlitz und das Geburtstagskind beim Auspacken des Redaktionsgeschenkes


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