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18.02.06 / Liebende Preußen / Briefe von Theordor v. Schön an seine Ehefrau

© Preußische Allgemeine Zeitung / 18. Februar 2006

Liebende Preußen
Briefe von Theordor v. Schön an seine Ehefrau

Theodor v. Schön (1773-1856), einer der Reformer der Befreiungskrieg, ebenso wie der Freiherr vom Stein, Hardenberg, Scharnhorst oder Gneisenau, ist heute nicht mehr so bekannt wie seine damaligen Weggefährten. Ihm blieb ein Ministeramt versagt, wohl weil er durch und durch ein Liberaler war und deshalb der damaligen offiziellen Politik verdächtig erschien. Aber als langjähriger Oberpräsident von Ostpreußen hat er Wesentliches bewirkt und sich bis heute bei seinen Ostpreußen ein ehrendes Andenken bewahrt.

1802 wurde er als Regierungspräsident der "Provinz Litauen" (so genannt wegen des hohen Anteils von Litauern, die aus dem benachbarten Litauen zugezogen waren) mit Sitz in Gumbinnen in das neu geschaffene Generaldirektorium berufen und in diesem Amt mußte er dem Hof nahe sein. Nach der französischen Katastrophe in Rußland residierte der preußische König damals in Breslau und anderen schlesischen Orten, zusammen mit seinen Beratern und dem russischen Zar Alexander I.

Schön mußte sich von seiner Frau für ein halbes Jahr trennen, um auch in Schlesien präsent zu sein.

Aus dieser Zeit, vom 1. April bis zum 6. Oktober 1813, stammen die Briefe; 95 insgesamt, 47 von Schön und 48 von Amalie, seiner Frau, die alleine im ostpreußischen Gumbinnen zurückblieb, während der Sommerzeit noch abgelegener auf einem Gut, vier Stunden mit dem Pferdewagen entfernt. Amalie war Schöns zweite Frau. Sie stammte aus Sachsen und fand es schwer, sich alleine ohne ihren Mann in den Verhältnissen zurechtzufinden. Ostpreußen war damals ständiges Durchmarschgebiet für die Franzosen nach Rußland und danach wieder von Rußland zurück. Dazu kamen die nachrückenden Russen und immer wieder auch preußische Truppen.

Die Briefe sind voller Herzlichkeit und zärtlicher Liebe. Amalie, entsprechend ihrer Zeit ganz unemanzipiert, beginnt zu lernen, wie man Entscheidungen fällt und einem Gutsbetrieb vorsteht. Dabei sucht sie immer wieder die Ratschläge ihres Mannes, was schwierig ist, denn die Briefe sind meistens zwei Wochen unterwegs. Schön seinerseits sorgt sich um seine Familie und die Verhältnisse zu Hause. Als die kleine Lydia ihren ersten Zahn bekommt und sich unpäßlich zeigt, besorgt sich der Vater: "Wird Gott die Kraft geben, diese ersten Leiden zu überstehen?"

Das Ehepaar leidet unsäglich unter der Trennung. Die Zeiten sind ungewiß. Napoleon sammelt neue Truppen in Deutschland, es kommt zu ersten Schlachten, die zeigen, daß Napoleon nicht mehr unbesiegbar ist. Der Leser der Briefe fällt in eine zunehmende Spannung. Wann wird man den Feind aus dem Lande treiben können, wann wird Schön wieder zu Hause und die Familie endlich wieder vereint sein?

Die Herausgeberin ist promovierte Historikerin und als geborene Gräfin Hardenberg natürlich mit der Zeit des Staatskanzlers Hardenberg bestens vertraut. Das merkt man der 70 Seiten langen ausführlichen Einleitung an, die über die Zeitverhältnisse aber auch über das weitere Leben der Schöns bestens informiert. Ein Quellen- und Literaturverzeichnis, ein Personenregister und eine Übersicht der Verwandtschaft der Schöns helfen dem Leser beim Verständnis der Hintergründe. Hans Graf zu Dohna Gustava Alice Klausa (Hrsg.): "Sehnlich erwarte ich die morgende Post - Amalie und Theodor von Schöns Briefwechsel aus dem Befreiungskrieg (1813)", 295 Seiten, 16 sw.-Bilder, Böhlau Verlag, Köln 2005, 34,90 Euro


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