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04.03.06 / Ein besseres Klima für Kinder / Gewinnerzielung darf nicht einziges Ziel unternehmerischer Tätigkeit sein - HanseMerkur unterstützt Jugendprojekte

© Preußische Allgemeine Zeitung / 04. März 2006

Ein besseres Klima für Kinder
Gewinnerzielung darf nicht einziges Ziel unternehmerischer Tätigkeit sein - HanseMerkur unterstützt Jugendprojekte

Alle hatten Grund zur Freude - die Preisträger über verdiente Anerkennung und willkommene finanzielle Unterstützung, die Teilnehmer der Festveranstaltung über ein ansprechendes Programm, die Gastgeber über ein stolzes Jubiläum. Zum 25. Mal vergab die Hamburger Versicherungsgruppe HanseMerkur ihre Preise für Kinderschutz, und dahinter steht eine eindrucksvolle Bilanz. Aus 2500 Bewerbungen gingen 25 Hauptpreise, 66 Anerkennungspreise und zwölf Son-derpreise hervor. Die Preisgelder summieren sich auf 630000 Euro.

"Menschen, die Mut machen" und "Helden des Alltags" zu unterstützen - so beschrieb HanseMerkur-Vorstandsvorsitzender Fritz Horst Melsheimer die Motivation für dieses beispielhafte Engagement. Es gehe ihm darum, in Deutschland ein besseres Klima für Kinder zu schaffen. Dafür lohne sich jeder Einsatz. Schließlich dürfe Gewinnerzielung nicht das einzige Ziel unternehmerischer Tätigkeit sein.

An dieser Stelle verdient auch folgendes hervorgehoben zu werden: Während viele Unternehmen auf die schwierige wirtschaftliche Lage mit Kürzungen auch im sozialen und karitativen Bereich reagieren, hat HanseMerkur im vergangenen Jahr genau das Gegenteil getan: Die jährliche Preissumme für Kinderschutz wurde auf 50000 Euro verdoppelt.

Verdientes Lob sprach denn auch Eva Luise Köhler, die Gattin des Bundespräsidenten, aus, die nicht nur als Schirmherrin und Festrednerin aktiv ist, sondern als Jurymitglied auch an der Auswahl der Preisträger mitwirkte. Während des Festaktes in der Hamburger Konzernzentrale wies sie darauf hin, daß dieser Preis auch über die finanzielle Förderung hinaus große Bedeutung habe. Er verschaffe den Projekten und Organisationen eine sonst kaum zu erreichende Publizität und öffentliche Ankennung und mache Kindern, Jugendlichen und Familien Mut. In welchem Maße dies bislang stets gelungen ist, erhellt sich auch aus der Tatsache, daß von den über 100 seit 1981 ausgezeichneten Intiativen nahezu alle immer noch aktiv sind; offensichtlich hatten die Preisstifter bei der Auswahl der Preisträger eine ausgesprochen glückliche Hand.

In diesem Jahr traf das - verdiente - Glück zuvorderst den Kinder- und Jugendzirkus "Cabuwazi Springling" in Berlin, der den mit 20000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt. Seit der Gründung 1994 geleitet von Karl Köckenberger, selber Vater dreier Kinder, betreibt der Kinderzirkus inzwischen vier Standorte in der Hauptstadt. Der schwierigste ist Marzahn-Hellersdorf, eine düstere Hinterlassenschaft der DDR-Plattenbau-Unkultur, eine triste, graue Welt aus Beton, zunehmend verfallend, ohne Perspektive. Wenn es nicht Initiativen wie "Circus Cabuwazi" gäbe. Unter fachkundiger Leitung des ehemaligen Berufsartisten Harald Lindner treffen sich hier täglich rund 120 Kinder und Jugendliche, üben Salto, Dressur oder Zauberkunststückchen - und können sich bei ihren Vorstellungen über ein stets volbesetztes Zirkuszelt freuen.

Der Name Cabuwazi steht für "chaotisch bunter Wanderzirkus", was aber nicht darüber hinwegtäuschen sollte, daß Harald Lindner seinen Schützlingen ein herzlich-gütiger, aber wenn nötig auch strenger Lehrer ist. Diesen Kindern, die oft aus zerrütteten Familien stammen, geprägt von Langzeitarbeitslosigkeit und Sozialhilfe, ohne Hoffnung auf ein "besseres Leben", vermittelt er erstmals so etwas wie Selbstbewußtsein, hilft ihnen, an sich selber Stärken und nicht nur Schwächen zu entdecken, läßt sie Gemeinschaft erleben. Am Ende weiß man gar nicht, was man an diesem Kinderzirkus der ganz besonderen Art mehr bewundern soll: die hochklassigen, keineswegs laienhaften artistischen Leistungen oder die verblüffende Tatsache, daß kein einziges Kind, das hier mitmachen will, wegen Talentlosigkeit weggeschickt wird. Hier darf jeder mitmachen, und jeder kann irgendetwas Sehens- und Vorzeigenswertes. So wurde die These von Joseph Beuys ("jeder Mensch ist ein Künstler") in diesem Falle überzeugend umgesetzt - jedes Kind ist ein Artist. Wie viele Heranwachsende auf diese Weise bislang vom Abstieg in Kriminalität und Drogenabhängigkeit bewahrt oder auch von diesem Weg in die Hoffnungslosigkeit zurückgeholt wurden, läßt sich nicht genau beziffern. Aber von den Beispielen, über die am Rande der Preisverleihung berichtet wurde, war jedes einzelne eindrucksvoll und bewegend genug, um den Wert dieser Intiative ermessen zu können.

Lobende Erwähnung verdienen aber auch die Träger der drei Anerkennungspreise, dotiert mit je 10000 Euro. "Löwenkind e. V." ist ein Internetmagazin für Familien, die schwerstkranke Kinder daheim betreuen, 1999 in Berlin gegründet von Birgit Seemann und Antje Beckers. Die beiden Mütter wollen aus eigener leidvoller Betroffenheit wichtige Erfahrungen weitergeben und "einen Raum öffnen für einen Dialog über Schmerz, Trauer, Verzweiflung", aber auch "Hoffnung, Stärke und Mut". Längst wird das Online-Programm der beiden Berlinerinnen von Eltern genauso geschätzt wie von den kleinen Patienten.

Die "Schülerschule Essen" könnte man als nordrhein-westfälische Antwort auf Pisa verstehen: In einem Stadtteil der Ruhrmetropole, von der Landesregierung eingestuft als "besonderer sozialer Erneuerung" bedürftig, geben 14 ehren- und zwei hauptamtliche Mitarbeiter derzeit 176 Schülern aus 29 Nationen pädagogische "Hilfe zur Selbsthilfe". Ins Leben gerufen wurde das Projekt übrigens von der Hauptschullehrerin Ria Voswinckel vor über 30 Jahren, also lange bevor man in Deutschland über Integration zu diskutieren begann.

Um Familien, insbesondere die Mütter, davor zu bewahren, daß "der glückliche Moment der Geburt zum Anlaß für ein unglückliches Leben wird", gründete Rose Volz-Schmidt 2002 die Intiative "wellcome", ein Familienbetreuungsprojekt, dessen 300 Ehrenamtliche allein 2005 rund 400 Familien in Hamburg und Schleswig-Holstein mit Rat und Tat zur Seite standen. Auch sie erhielt einen der Anerkennungspreise. M.S.

Kinder Mut machen: Seit 25 Jahren engagiert sich die HanseMerkur. Foto: HanseMerkur


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