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11.03.06 / Der Müll, der Streik und der Schnee / Warum Ver.di-Chef Bsirske seinen Kampf ohne Rücksicht auf Verluste durchzieht

© Preußische Allgemeine Zeitung / 11. März 2006

Der Müll, der Streik und der Schnee
Warum Ver.di-Chef Bsirske seinen Kampf ohne Rücksicht auf Verluste durchzieht

Der Müll, die Stadt und der Tod - so betitelte Rainer Werner Fassbinder einst ein höchst umstrittenes Theaterstück. Gewerkschaftsboß Franz Bsirske, als Literat bislang nicht auffällig geworden, hat nun die aktualisierte Neufassung geschrieben: Der Müll, der Streik und der Schnee. Irgendwo in den Kulissen kommt auch der Tod vor - extrem winterliche Verhältnisse führten zu zahlreichen schweren Unfällen; bei funktionierendem, also nicht bestreiktem Winterdienst hätte das eine oder andere Opfer vielleicht überleben können.

Den kämpferischen Ver.di-Führer ficht das nicht an. Er braucht diesen Streik, aus verschiedenen Gründen, und er ist wild entschlossen, ihn durchzuziehen, solange noch ein paar Euros in der Streikkasse sind. Auf den Bürger, dem doch der Öffentliche Dienst eigentlich zu dienen hat, wird keine Rücksicht genommen. Im Gegenteil: Gezielt wird genau da gestreikt, wo es so richtig weh tut - nicht dem "Tarifpartner", also den öffentlichen Arbeitgebern, an die sich ja die Forderung nach mehr Geld für weniger Arbeit richtet, sondern den Menschen, die immer höhere Gebühren, Beiträge und Abgaben zahlen müssen, um angemessen ärztlich versorgt zu werden, sich auf öffentlichen Verkehrswegen sicher bewegen zu können und nicht in stinkendem Müll zu ersticken.

Was steckt dahinter? Warum wird, gegen jede wirtschaftliche Vernunft, wochenlang wegen ein paar Minuten mehr oder weniger Arbeitszeit gestreikt? Soweit müßte die Intelligenz eines Gewerkschaftsfunktionärs doch reichen, um zu wissen: Was da mit Trillerpfeifen und Blockadeaktionen (die, streng genommen, den Tatbestand der Nötigung erfüllen) erzwungen werden soll, schafft keinen einzigen Arbeitsplatz in Deutschland. Es sind die alten sozialistischen Umverteilungs-Utopien, die, wo immer sie erprobt wurden, kläglich gescheitert sind.

Natürlich gibt es in den Gewerkschaften genügend Menschen, die dies klar sehen. Wenn unsere Volkswirtschaft noch nicht völlig an die Wand gefahren ist, so haben wir das auch der Tatsache zu verdanken, daß vor Ort, auf betrieblicher Ebene, häufig jene Vernunft praktiziert wird, die den Spitzenfunktionären in den von der Basis abgeschotteten Gewerkschaftszentralen weitestgehend abgeht.

Darum geht es, darum brauchen Funktionäre wie Bsirske einen solchen Streik: Sie wollen ihre Macht sichern. Darum hetzen sie die Basis auf, damit die Arbeitnehmer dort gar nicht erst auf die Idee kommen, sie könnten ihre Angelegenheiten besser selber regeln.

Auch wenn Ver.di sich aggressiv und offensiv gibt - in Wahrheit stehen die Gewerkschaften in einer schweren Abwehrschlacht. Die (zahlenden) Mitglieder laufen ihnen in Scharen davon, die aufmüpfige Basis stellt den Flächentarif in Frage, mit der gedeihlichen Personalunion als Gewerkschaftsfunktionär, SPD-Abgeordneter und "Arbeitnehmervertreter" in mindestens zehn Vorständen und Aufsichtsräten klappt es nicht mehr so recht, und dann bahnt sich auch noch ein Machtkampf in der DGB-Spitze an - da hilft nur noch die "Flucht nach vorn".

Die zwischen Müll- und Schneebergen bestreikten Bürger aber haben Besseres verdient, als von einer kleinen, aber radikalen Clique selbstsüchtiger Gewerkschaftsfunktionäre à la Bsirske sozusagen in Geiselhaft genommen zu werden. H.J.M.

(Siehe auch Beitrag auf Seite 8.)

Neudeutsche Wintermärchen: Wildentschlossene Ver.di-Streikposten blockieren die Zufahrt zu einem städtischen Entsorgungsbetrieb; auf tiefverschneiten Straßen wachsen die Müllberge. Fotos (2): pa, Waldhäusel


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