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11.03.06 / Die Schweden machen es möglich / Dank neuem Generalkonsulat brauchen die Russen in Königsberg für ein Schengen-Visum nicht mehr nach Russland

© Preußische Allgemeine Zeitung / 11. März 2006

Die Schweden machen es möglich
Dank neuem Generalkonsulat brauchen die Russen in Königsberg für ein Schengen-Visum nicht mehr nach Russland
von Manuela Rosenthal-Kappi

Mit dem schwedischen Generalkonsulat wurde in Königsberg die erste diplomatische Vertretung eröffnet, die Schengen-Visa an Russen ausgibt. Zur Eröffnungszeremonie war die schwedische Außenministerin Leila Freivalds angereist, um gemeinsam mit Gouverneur Georgij Boos die schwedische Vertretung einzuweihen. Das Generalkonsulat befindet sich in der uliza Kutusowa 29 (Körteallee). Vermutlich wird es nicht nur Visa für Schweden ausstellen, sondern auch für Dänemark, die Niederlande, Norwegen und Finnland. Zwar liegt von diesen Staaten noch kein endgültiges Einverständnis vor, die entsprechenden Verhandlungen sind jedoch im Gange. Für Königsberger, die eine Einladung nach Schweden haben, wird das Visum für 35 Euro ausgehändigt. Nachlässe werden nicht gewährt.

Auf der Pressekonferenz im Anschluß an die Eröffnungsfeier zeigte Gouverneur Boos sich zufrieden. Er freue sich, daß die Bewohner der Region nun Schengen-Visa ohne Verzögerungen und zusätzliche Kosten sowie ohne Nervenaufreiben bekommen können. Dafür danke er der schwedischen Außenministerin. Damit sei der Grundstock für eine Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit seiner Region mit Schweden gelegt. Leila Freivalds versicherte dem Gouverneur, daß von seiten schwedischer Unternehmen Interesse bestünde, sich in der Königsberger Exklave zu engagieren. Sie warteten auf das Inkrafttreten des unlängst verabschiedeten Gesetzes über die Freihandelszone. Die Ministerin deutete an, daß unter anderem das Großunternehmen Ikea nicht abgeneigt sei, sich im Königsberger Gebiet niederzulassen.

Der schwedische Generalkonsul in Königsberg, Ulf Sör, geht davon aus, daß überwiegend Geschäftsleute ein Visum für Schweden beantragen werden. Ministerin Freivalds stellte in Aussicht, eine Direktflugverbindung zwischen der Region und Schweden herzustellen, wenn sie sich lohnt. Boos unterstrich, daß alle Voraussetzungen hierfür in Vorbereitung seien, der umgebaute Flughafen sei fast fertig.

Im Jahr 2005 betrug der Außenhandelsumsatz zwischen Königsberg und Schweden 112,5 Millionen US-Dollar. Aus Schweden werden unter anderem landwirtschaftliche Transportgeräte, Schwarzmetall, Baumaterial, Papier und Karton sowie Getreide und Gerstenmehl importiert. Die Exklave exportiert nach Schweden Holz, Öl, Ölprodukte und Laugen. Zur Zeit sind 22 Firmen mit schwedischer Beteiligung in Königsberg registriert, vier davon sind zu 100 Prozent schwedisch. Die Gesamtinvestitionen dieser Firmen betrug im vergangenen Jahr 7,7 Millionen Rubel (gut 230000 Euro).

Mit der Einrichtung des schwedischen Generalkonsulats in der Königsberger Exklave sieht Gouverneur Georgij Boos einen weiteren Schritt hin zur Zusammenarbeit Rußlands mit der Europäischen Union. Kürzlich erst erklärte er auf einer Pressekonferenz in Moskau, daß die westlichste Region des Landes als Pilotprojekt für eine mögliche Aufnahme der Russischen Föderation in die EU diene. Die ersten Schritte auf dem Weg dorthin seien bereits mit der vereinfachten Einreise und der unkomplizierten Vergabe von Arbeitsgenehmigungen für EU-Bürger erfolgt. Visumfreiheit für die Bürger der EU und die Bewohner der Exklave sei das strategische Ziel. Ob Moskau diese ehrgeizigen Vorhaben unterstützt, ist bislang nicht bekannt.

Was die Arbeit des deutschen Generalkonsulats betrifft, wird sich der Umzug ins eigene Domizil weiter verschieben. Unklarheit gibt es immer noch hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse. Voraussichtlich wird das Generalkonsulat nicht vor 2008 seine Arbeit in vollem Umfang aufnehmen können. Das bedeutet, daß man, um ein deutsches Visum zu beantragen, immer noch persönlich nach Moskau reisen muß.

In Zukunft wird es für Königsberger wohl günstiger sein, sich im schwedischen Generalkonsulat ein Schengen-Visum zu besorgen und über die Nachbarstaaten in die Bundesrepublik Deutschland einzureisen, anstatt sich umständlich ein Visum bei der Deutschen Botschaft in Moskau zu beschaffen.


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