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18.03.06 / Aus dem Dunkel geholt / Beispiele für drei Jahrhunderte Zeichenkunst werden in Cottbus präsentiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / 18. März 2006

Aus dem Dunkel geholt
Beispiele für drei Jahrhunderte Zeichenkunst werden in Cottbus präsentiert

Aus den meistenteils flüchtig hingeworfenen Zeichnungen leuchtet der Charakter und die Manier des Künstlers oft kühner und entschiedener als aus den Gemälden hervor", befand schon Wilhelm von Humboldt 1830. Unter allen Ausdrucksformen auf dem weiten Gebiet der bildenden Kunst ist die Zeichnung mit Sicherheit die spontanste und die unmittelbarste. Es ist jedoch ihr Schicksal, daß sie, einmal für Wert befunden, in eine Kunstsammlung aufgenommen zu werden, aus konservatorischen Gründen kaum das schützende Dunkel der Depots verläßt.

Viele große Werke dieser Kunstgattung, sorgfältig verwahrt in den Kassetten, Mappen und Grafikschränken der Museen, sind daher nur wenigen Spezialisten im Original bekannt. Der fragile Bildgrund und die überaus große Lichtempfindlichkeit von Arbeiten auf Papier erlauben stets nur eine kurz andauernde Präsentation in der Öffentlichkeit. Deshalb besitzen solche Ausstellungen, gerade wenn es sich um Beispiele vergangener Jahrhunderte handelt, Seltenheitswert.

Für die Ausstellung "Zeichenkunst aus drei Jahrhunderten" öffnet das Stadtmuseum Berlin für zwei Monate seine Schatzkammer und gewährt im Cottbuser Kunstmuseum Dieselkraftwerk einen Einblick in seine reichen Bestände. Die Graphische Sammlung, innerhalb der Stiftung Stadtmuseum Berlin, entstand wie diese im Jahr 1995 hauptsächlich aus dem Zusammenschluß von Berlin Museum und Märkischem Museum und umfaßt rund 90000 Blätter vom späten

17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, darunter etwa 20000 Handzeichnungen einschließlich der Aquarelle, Pastelle und Gouachen. Aus dieser enormen Fülle von Arbeiten wurden 100 herausragende Zeichnungen von insgesamt 67 Künstlern aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert ausgesucht. Die Ausstellung gestattet somit einen Blick auf das facettenreiche Bild der Zeichenkunst in Berlin vom friderizianischen Rokoko und den Anfängen einer bürgerlich ausgerichteten Kunst im ausgehenden 18. Jahrhundert über den Klassizismus Johann Gottfried Schadows und Karl Friedrich Schinkels hin zu freien, romantisch durchdrungenen Darstellungen zum Beispiel Carl Blechens, dem Realismus Adolph Menzels und der expressiven Kunst Ludwig Meidners bis zu George Grosz und Christian Schad am Ende der Weimarer Republik.

Die getroffene Auswahl ermöglicht nicht nur eine einzigartige Begegnung mit zahlreichen Spitzenwerken von bekannten und weniger bekannten Künstlern, sie gibt darüber hinaus auch Einsicht in die erstaunliche Bandbreite der Gattung Zeichnung. Diese reicht von Porträts über Stadtansichten, Landschaftsdarstellungen, Architekturzeichnungen, Karikaturen, Genredarstellungen und Milieuzeichnungen bis hin zu Vorlagen für Gemälde. Auch die vielfältigen technischen Möglichkeiten im Bereich der Zeichenkunst werden dem Betrachter in den ausgewählten Werken vor Augen geführt.

Neben der klassischen Handzeichnung, ausgeführt mit Bleistift, Kohle, farbiger Kreide, Feder oder Pinsel, sind ein Großteil der Arbeiten Aquarelle, Deckfarbenblätter, Pastelle sowie Mischtechniken, die, vollendet ausformuliert, in einzelnen Fällen gemäldeartige Wirkung erzielen. kmd

Die Ausstellung im Kunstmuseum Dieselkraftwerk, Spremberger Straße 1 / Ecke Altmarkt, 03046 Cottbus, ist Dienstag und Donnerstag von 10 bis 20 Uhr, Mittwoch, Freitag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Sonnabend von 14 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 2,30 / 1,30 Euro, bis 30. April.

Eine erstaunliche Bandbreite der Gattung Zeichnung

Adolph von Menzel: Wintermarkt (Deckfarbe, Kreide / Tonpapier, 1862) Foto: Museum Cottbus


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